Kunst - Die Fachmesse Art Karlsruhe präsentiert bis Sonntag 215 Galerien / Auch die Metropolregion ist dort vertreten

Farbenfroher Rausch der Sinne

Von 
Georg Spindler
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Mannheim setzt sich gut in Szene: Kunsthallendirektorin Ulrike Lorenz besucht die Einzelausstellung von Dietmar Brixy auf der Art Karlsruhe. © David

Karlsruhe. „Ich kann mich gar nicht entscheiden, ist alles so schön bunt hier!“ Nina Hagens Textzeile aus ihrem berühmten Song „Dauerglotzer“ über das Fernsehen gilt erst recht für das, was noch bis Sonntag auf der Art Karlsruhe geboten wird. Es ist eine Überfülle des visuellen Erlebens.

Auf 35 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche überbieten sich die optischen Reize. Da räkelt sich in Halle 1 Marilyn Monroe auf den Fotos des US-Künstlers Douglas Kirkland lasziv in ihrem Bettlaken, während unweit davon Raymond E. Waydelich mit seiner Keramik archaische Höhlenkunst beschwört.

Riesige Teekanne als Blickfang

Joana Vasconcelos’ mannnshohe Teekanne aus Stahlgeflecht zieht in Halle 3 die Blicke auf sich. Gleich dahinter wetteifert ein roter Apfel, den Roy Lichtenstein auf dem Holzschnitt „Red Apple“ mit schwungvollen Linien eher umkreist, als dass er ihn ausfüllt, um die Gunst des Betrachters – in direkter Konkurrenz zu dem betörend flirrenden Farbenrausch, den der Maler Salomé auf seinem Bild „Seerosen“ entfesselt.

Das Spektrum der Kunstmesse ist weitgespannt. Stilepochen rauschen rasant am Besucher vorbei: Expressionismus, Kubismus, Surrealismus, Informel, Pop-Art, Gegenwartskunst. Werke von Berühmtheiten gibt es zuhauf: Picasso, Dalí, Beckmann, Grosz, Dix, Míro, Richter – ein Gang durch die Ausstellungshallen ist wie eine faszinierende Lehrstunde in Sachen Kunstgeschichte.

Die hochkarätigsten Werke zeigt das Museum Frieder Burda in einer Sonderschau. Es hat einen Teil der Halle 1 in ein stilvolles Kabinett mit grasgrünen Wänden verwandelt. Edle Sitzmöbel, gemütliche Trichterlampen und geschmackvolle Blumenarrangements sorgen für Salon-Atmosphäre. Hier kann man in Ruhe Meisterwerke unter anderem von Gerhard Richter, Sigmar Polke und Andreas Gursky genießen.

Aber die Art Karlsruhe ist kein Museum, sondern eine Verkaufsausstellung, wie Kurator Ewald Karl Schrade gestern beim Presseempfang betont. Und Baden-Württemberg besitze die „größte Sammlerdichte in Deutschland“. Messechefin Britta Wirtz berichtet, es gebe Kunstwerke schon für 200 Euro zu kaufen – das teuerste Stück, ein Ernst-Ludwig-Kirchner-Bild kann bei einer Berliner Galerie für 3,7 Millionen Euro erworben werden.

Seine Kunden seien Menschen, „die Kunst als Lebensbedürfnis in sich tragen“, sagt Johann Döbele im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Mannheimer Galerist ist, gemeinsam mit seiner Frau Hedwig, einer der Aussteller aus der Metropolregion. Hochkarätig seien seine Exponate; Ein handgroßes abstraktes Aquarellbild von Edmund Kesting kostet immerhin 12 800 Euro.

Bildstark und kontrastreich ist die Kunst, die der Ludwigshafener Galerist Werner Lauth präsentiert: Herman Reimers naturalistische Landschaftsbilder, auf denen man den Wald geradezu riechen kann, stehen hier etwa neben den surrealistischen Bildcollagen von Grigori Dor.

Ein paar Meter weiter begrüßt der Mannheimer Maler Dietmar Brixy seine Gäste bei einer Einzelpräsentation. Neben seinen von opulenter Farbenpracht, rhythmischer Kraft und sprießender Formenvielfalt erfüllten Bildern zeigt er in Karlsruhe neue Seiten seines Schaffens: meditative, flächige, reduzierte Bilder. 23 von ihnen hat er reliefartig auf einer vier Meter hohen Wand installiert. „Wenn’s jemand komplett haben möchte, verkaufe ich’s gerne“, meint er lächelnd und freut sich auf Gäste.

Die haben sich auch bei Linde Hollinger eingefunden. Bei der Ladenburger Galeristin herrscht Partystimmung. Ihre Kollektion konkreter Kunst, die – mal streng, mal verspielt anmutend – autonome Welten jenseits der Realität kreiert, kommt an. Das gilt auch für die Edition von Klaus Staeck, der einen reichhaltig bestückten Stand aufgebaut hat. Der Heidelberger ist, kaum hat er die Halle für eine Signierstunde betreten, umringt von Fotografen und Kameraleuten, Kulturjournalist Denis Scheck bittet ihn zum Interview.

Das Ludwigshafener Hack-Museum lädt derweil zu einer kleinen Zeitreise. Es stimmt mit einer meterlangen Fototapete, die den Pariser Herbstsalon 1913 zeigt, auf seine Schau „Stimme des Lichts“ ein, die die Anfangszeit der abstrakten Kunst feiert. Die Kunsthalle Mannheim muss mit ihrer Eröffnung noch bis zum 1. Juni warten. Sie bereitet die Besucher mit einem Stand, an dem die Buchstaben o-f-f-e-n als Holzskulpturen drapiert sind, darauf vor. Direktorin Ulrike Lorenz zeigt sich begeistert von der Art Karlsruhe: „Hier erreichen wir unser Zielpublikum. 80 Prozent der Besucher werden mit Sicherheit zu uns in die Kunsthalle kommen.“

Kultur

Karlsruhe als Kunst-Mekka

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Kunstmesse mit Beteiligung der Metropolregion Rhein-Neckar

  • Die Art Karlsruhe ist von heute an bis diesen Sonntag täglich von 11-19 Uhr geöffnet. Veranstaltungsort: Messe Karlsruhe, Messeallee 1, 76287 Rheinstetten. Die Tageskarte kostet 22 Euro.
  • 215 Galerien aus 15 Ländern zeigen ihr Programm. Präsentiert werden Werke von 1500 Künstlern. Erwartet werden rund 50 000 Besucher.
  • Aus der Rhein-Neckar-Region sind folgende Aussteller in Karlsruhe: Galerie Döbele (Mannheim) Halle 3 K05, Edition Staeck (Heidelberg) Halle 1 W10, Galerie Lauth (Ludwigshafen)Halle 3 K20, Galerie Linde Hollinger (Ladenburg) Halle 2 D20, Galerie p13 (Heidelberg), dm-Arena M08, Kunsthalle Mannheim, Halle 1 V15, Wilhelm-Hack-Museum (Ludwigshafen) Halle 1 S21.
  • Der Mannheimer Künstler Dietmar Brixy ist mit einer Einzelausstellung bei der Galerie Tammen & Partner (Berlin) in der Halle 3, Stand J27, vertreten. Weitere seiner Werke zeigt die Christian Marx Galerie (Düsseldorf) in Halle 4, Stand L02.

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