„Lausche den Lungen der Erde, hörst du sie knistern?“, fragt listentojules auf „Kaleidoscope“, dem Titeltrack ihres neuen Albums, mit leuchtend klarer Stimme: „Listen to the lungs of the earth, do you hear them crackling?“ Sie brennen, diese grünen Lungen der Welt, die Regenwälder in Südamerika oder Südostasien. „Kaleidoscope“ selbst ist ein irisierender, feinnervig gesungener und filigran um einen pointierten Groove-Puls geschlungener Song.
Infos zu listentojules
- Die Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin listentojules wurde als Julia Nagele in Germering geboren.
- Sie absolvierte die Jazzschool in München. 2012 kam sie nach Mannheim, wo sie zunächst an der Musikhochschule Jazzgesang studierte und anschließend den Master für Performing Artist an der Popakademie abschloss.
- Ihr Debütalbum „Greenbird“ erschien 2018.
- Der Nachfolger „Kaleidoscope“ erscheint am 30. Juni bei Jazzhaus Records digital und auf Vinyl.
- Das Release-Konzert dazu findet am 2. Juli, 20 Uhr, in der Alten Feuerwache Mannheim statt. Dabei begleiten listentojules alle an den Aufnahmen Beteiligten mit Ausnahme von Joy Bogat.
Bewusstes Handeln zur Bewahrung der Umwelt und elaborierte Musikalität fließen ineinander, in dieser Geschichte, die von der Entstehung und dem Wesen des zweiten Albums der Wahlmannheimerin listentojules erzählt, und davon, was sie als Musikerin und als Mensch bewegt. Die studierte Jazzsängerin und Popakademikerin, die bürgerlich Julia Nagele und kurz: Jules heißt, erzählt im Gespräch von der Erinnerung, unter einem Baum zu liegen und hinauf in die Baumkrone zu schauen, wo Sonnenstrahlen durch die sich hin und her bewegenden Blätter fallen. Ein Bild, das sie an ein Kaleidoskop denken und sie sich zugleich fragen ließ: Wie lang wird dieser Baum da stehen, wie lange diese Baumart noch existieren können?
Es war vor einigen Jahren, als die Regenwaldbrände in Brasilien wüteten und extrem in den Medien präsent gewesen seien: „Alle diese Gedanken darum, wie wir mit dem Planeten umgehen, und die Klimakrise haben mich zu diesem Lied gebracht“, erzählt sie.
Zugleich geht es bei „Kaleidoscope“ um „das Drehen und Wenden von Dingen“ - so wie man eben mit dem optischen Instrument verfährt, um dadurch veränderte Sehweisen hervorzubringen. „Ich würde mir wünschen, dass wir genauso auch die Perspektiven wechseln, um einen Systemwandel zuzulassen“, sagt sie, „dass wir uns wirklich für das Klima einsetzten“ - wobei sie vor allem die Politik mit in die Pflicht nimmt.
Tiefe und Facettenreichtum
Zehn Stücke finden sich auf dem Album, die in ihrer organisch-warmen, souligen Pop-Beschaffenheit eine geschlossene Einheit bilden - und von Mal zu Mal beim Hören an Tiefe und Farbreichtum gewinnen.
Darunter der eingängige Ohrwurm-Groove von „Hello“, ein Duett Sänger Alessandro Pola, der 2020 im Finale der TV-Show „Voice of Germany“ war. Oder „White Wall“, bei dem Jules ihre Melodielinien in feingeschwungener Jazz-Akzentuierung kalligrafiert. „Movin’ On“ ist eine leichtgängig elegante Soul-Funk-Nummer,„Your Eyes“ eine zartsinnig fließende Ballade und „Searchin’“ - mit Spoken-Word-Künstlerin Joy Bogat am Mikrofon - eine geschmeidige R’n’B-Nummer, die internationales Flair atmet.
Die neue Platte erscheint stilistisch homogener als das 2018 erschienene (sehr gute) Debütalbum „Greenbird“. Damals habe sie noch mehr Verschiedenes ausprobieren wollen, „was auch gut und wichtig war“, so Jules. Beim Nachfolger habe sie weniger Außeneinflüsse verarbeitet, stattdessen „viel mehr wirklich die innere Sprache zugelassen“. Aufgenommen wurde das Album mit Julian Losigkeit am Schlagzeug, Adrian Bauer am Bass, Konrad Hinsken an den Tasten, Florin Küppers an der Gitarre und Julian Maier-Hauff an den Blasinstrumenten. Gastsängerinnen waren die Schwestern Hanna und Becky Sikasa.
„Wir haben ja wirklich sehr intensiv die Hürden und Möglichkeiten einer klimafreundlichen Musikproduktion beleuchtet“, berichtet Jules. Julian Losigkeit, der das Album produzierte, habe währenddessen auch seine Masterarbeit über dieses Thema geschrieben. Und in Zusammenarbeit mit der Organisation „Music Declares Emergency“ - bei der Jules auch Mitglied ist - sei ein sogenannter „Green Rider“ als Handreichung für klimafreundliche Musikproduktion und Touren entwickelt worden. Wichtig war es der Band ebenso, die Aufnahmen mit Ökostrom durchzuführen. Zudem werden die Vinyl-Pressungen des Albums im niederländischen „Deepgrooves“-Werk hergestellt, welches nach eigenem Bekunden das „einzige Vinylpresswerk der Welt ist, das CO2(e)-neutral produziert“.
Baumpflanzungen unterstützt
Der Song „Kaleidoscope“ kam im Zuge von Jules’ „Listen 2 Sessions“ zur Corona-Zeit schon einmal in einer luziden Duo-Version mit Söhne-Mannheims-Gitarrist Kosho heraus. Damit wurde eine Aktion verbunden, die zu Spenden für nachhaltige Baumpflanzungen durch das „Eco Project Wane“ aufrief. Dorthin fließe auch weiterhin noch Geld, erzählt Jules - unter anderem arbeite ihr Merchandising-Dienstleister mit dem Projekt zusammen. So gut also kann Klimaschutz klingen.
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