KulturGut - Die auf Nachhaltigkeit bedachte Songschreiberin Listentojules wird Teil des Benefiz-Streaming-Festivals dieser Redaktion

KulturGut: Proben bringt Listentojules Freude in grauen Januar

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Listentojules alias Julia Nagele lebt seit 2012 in Mannheim. © Dumitrita Gore

Mannheim. Man kann Musik machen, die perfekt in die Zeit passt – und trotzdem von ihr ausgebremst werden. Davon kann Listentojules ein Lied singen. Es wäre vermutlich wesentlich trauriger als ihre rundweg positiven, virtuosen Grenzgänge zwischen Pop und Jazz mit ökologischen Texten, nachhaltig als Posterzine veröffentlicht wie ihre EP „Listen 2 Sessions“.

Damit hätte sich die Wahl-Mannheimerin Julia Nagele, Jahrgang 1991, auf zunehmend grüneren Festivals in die Herzen der „Fridays for Future“-Generation spielen können. Doch ihr Tourneekalender verzeichnete im Jahr 2021 gerade mal 15 Auftritte vor Publikum. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 war das ähnlich, 2019 gab es noch mehr als dreimal so viele Auftrittsmöglichkeiten für ihr flexibles Live-Projekt. Für 2022 steht bislang überhaupt nur ein Konzert fest: Am Donnerstag, 20. Januar, 20 Uhr spielt sie im Quartett als Gast der Jazzinitiative BlueNites im oberen Foyer des Wormser Theaters.

Der Optimismus bleibt

Damit ist Listentojules das klassische Beispiel, wie junge Kreative auf dem Sprung nach oben von der Corona-Krise unbarmherzig auf den Boden der Tatsachen (wie Inzidenzzahlen) geworfen werden. Solche Künstlerinnen mit Sichtbarkeit und Spenden unserer Leserinnen und Leser zu unterstützen, ist das Ziel des KulturGut-Festivals dieser Redaktion. Dank einer großzügigen Einzelspende ist die Produktion und die für Anfang Februar geplante Aufzeichnung des Benefiz-Streaming-Festivals im Musik-Kabarett Schatzkistl gesichert – und allen Teilnehmenden sind pro Kopf 100 Euro Gage für ihre Kurzauftritte garantiert. Was sich bei der ersten KulturGut-Auflage auf über 500 Euro gesteigert hatte.

Optimismus und Spielfreude lässt sich Listentojules von den unkalkulierbaren Aussichten nicht austreiben: „Ich freue mich total auf das nächste Konzert! Schon das Proben mit der Band bringt Freude und Frieden in diesen grauen Januar. Und wir werden unserer Bestes tun, um durch unsere Musik am Donnerstag all die Liebe und Hoffnung zurückzugeben.“ Für die zwei bis drei Lieder ihres KulturGut-Auftritts denkt sie über eine Duo-Besetzung nach. „Auf jeden Fall ist es eine Supersache, dass uns die Zeitung diese Möglichkeit bietet.“

Von München nach Mannheim

Begleitet wird sie zuvor in Worms von Konrad Hinsken (Keyboard), Adrian Bauer (Bass) und Julian Losigkeit (Schlagzeug). Auch die Beziehung zu ihren Instrumentalisten ist nachhaltig gewachsen. Mit ihrem Drummer hat sie bei den auch auf YouTube mit kunstvollen Videos an originellen Mannheimer Locations verewigten „Listen 2 Sessions“ den Song „It’s Raining“ eingespielt, mit Bassist Bauer „White Wall“. Um die Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin gruppiert sich in Mannheim eine kooperative Szene, die von Jazz-Senkrechtstarter Florin Küppers bis Söhne-Mannheims-Gitarrist Michael Koschorreck reicht.

Kein Wunder: 2012 war die gebürtige Münchnerin nach Mannheim gekommen, um an der Musikhochschule Jazz zu studieren. Nach dem Bachelor setzte sie den Master als Performing Artist an der Popakademie drauf. Zuvor hatte sie sich 2010 an der Münchner Berufsfachschule zur Leiterin der Popularmusik ausbilden lassen. Mit diesem in Bayern verbreiteten Abschluss in der Tasche kann man Chöre und Ensembles leiten. Formal qualifizierter ist wohl keine Musikerin in Deutschland. Dementsprechend ausgereift klingt schon ihr Debütalbum „Greenbird“, das im Jahr 2018 erschienen ist. Bleibt zu hoffen, dass die KulturGut-Initiative dazu beitragen kann, die Aussichten von Listentojules und Co. aufzuhellen.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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