Mannheim. Wir beginnen mit dem, was Friedrich Gustav Hartlaub einst wegließ: mit den weiblichen Künstlerinnen der Neuen Sachlichkeit. Wir suchen eine Vertreterin der gegenständlichen Malerei der Weimarer Republik, deren Pinselstrich für die Zeit noch ungewöhnlich weich und flächig scheint.
Geboren wurde sie in Ostpreußen, verzog mit ihrer Schwester, die Literaturwissenschaftlerin werden sollte, und der verwitweten Mutter nach dem Tod des Vaters bald nach Berlin und verstarb erst 1993 hochbetagt in Schweden, wohin die „Dreivierteljüdin“ 1937 vor den sie so klassifizierenden Nazis geflohen war, die ihre ebenfalls künstlerisch tätige Mutter 1943 im KZ Ravensbrück ermordeten.
Unsere Gesuchte stammt aus einer Familie früh emanzipierter und selbstständiger Frauen und war eine der ersten Absolventinnen der Berliner Hochschule für die Bildenden Künste, an der studierende Frauen erst ab 1919 zugelassen waren. Ihr Schwerpunkt war die Porträtmalerei. Es ist also kein Wunder, dass in der Mannheimer Jubiläumsausstellung nicht nur ein - mit gut 30 auf 40 cm recht kleines - Selbstporträt aus dem Jahre 1927 zu sehen ist, das sie in ihrem Berliner Atelier in der Friedrichsruher Straße zeigt, sondern auch ein weiteres Öl-Porträt in etwa gleichem Quer-Format, eine Leihgabe des Frankfurter Städel Museums übrigens. Es sagt ebenfalls etwas über das sich höchst heterogen wandelnde Frauenbild jener Zeit und ist weit bekannter als ihr Selbstporträt.
Die Aussagen könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Blick der Künstlerin auf sich selbst zeigt sie mit eher struppigem kurzem Haar vor verschwommener Industriekulisse in bräunlichen, fast schmutzigen Tönen. Der Blick der Malerin, von deren Nachnamen wir heute den ersten Buchstaben suchen, mit dem übrigens auch ihr Vorname beginnt, ist zweifelnd, unprätentiös und doch fast vorwurfsvoll.
Ganz anders wirkt der prüfende Blick eines dunkelhaarigen Mädchens im eleganten roten Kleid, das sich darauf - mit einem Kosmetikutensil in der Hand - kunstvoll selbst bespiegelt. Unsicherheit über die eigene Rolle ist beiden Werken dennoch gemein. Dennoch entstanden in ihren fruchtbaren Berliner Jahren etwa 300 Gemälde und 100 Zeichnungen, von denen einiges in der Berlinischen Galerie zu finden ist, die Kuratorin Inge Herold auch ihr Selbstporträt für die Mannheimer Ausstellung zur Verfügung stellte.
Späte Anerkennung in der internationalen Kunstwelt
Ihr Gesamtwerk umfasste wohl an die 10 000 Arbeiten, von denen neben ihren Porträts später auch ihre Landschaften späte internationale Anerkennung erfuhren. Von der Londoner Royal Academy of Arts aus kamen einige ihrer Werke 1986 im Rahmen der Ausstellung „German Art in the 20th Century“ dann auch in die Staatsgalerie Stuttgart. Wie heißt die Künstlerin, deren Initial wir suchen?
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