Mannheim

Techno analog: Die Marching Band Meute beim Zeltfestival

Von 
Martin Vögele
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Techno-Musik ganz analog: die Band Meute beim 6. Zeltfestival Rhein-Neckar auf dem Mannheimer Maimarktgelände. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Man sollte nicht allzu leichtfertig mit diesem Begriff um sich werfen, aber die Band Meute darf wohl durchaus als „Phänomen“ bezeichnet werden. 2015 gründete Trompeter Thomas Burhorn die Techno-Marching-Formation in Hamburg. Eine Blaskapelle also, ein Spielmannszug, der Techno-, House- und Deep-House-Stücke auf analogen Instrumenten interpretiert, der „Rej“ vom DJ-Duo Âme oder Laurent Garniers „The Man With Red Face“ in Blechklang und Schlagwerk übersetzt.

Das klingt zunächst einmal nach einer kurzlebigen Party-Idee, nach einem New-Orleans-Ausflugspaß der Berliner Tresor-Club-Belegschaft oder einer Guggenmusik-2.0-Vision. Und wie so oft gilt: Um dauerhaft bestehen zu können, um aus einem Geistesblitz einen nachhaltigen Treffer zu formen, braucht es (musikalische) Substanz. Und die liefern die Hamburger zuhauf, auch hier wieder, bei ihrem Auftritt vor rund 1500 Besucherinnen und Besuchern beim 6. Zeltfestival Rhein-Neckar auf dem Mannheimer Maimarktgelände.

Effektvolle Techno-Mimesis

Vorab gibt es zunächst eine Open-Air-Beschallung durch DJ Anna Cainelli. Der hiernach geplante Auftritt des österreichischen Duos Cari Cari ist kurzfristig krankheitsbedingt abgesagt worden. An seiner statt erleben wir den fabelhaften Mannheimer Jazztrompeter und Klangkünstler Julian Maier-Hauff im Palastzelt, der sich mit einem groovig rollenden Live-Elektronik-Set empfiehlt. Dann wird die Bühne in Fußballmannschaftsstärke in Beschlag genommen: Mit drei Schlagwerkern und Saxofonen, zwei Trompeten, einem Sousafon, einer Posaune und einer Marimba (alles in tragbarer Ausführung) gelingt Meute eine frappierend effektvolle Verpflanzung der musikalischen Vorlagen aus dem elektronischen Club- in den analogen Festzelt-Raum.

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Kraftstrotzende Bläser erzeugen einen dichten, ostinaten Atmosphärendruck, dem Sousafon gelingt gefühlt nicht weniger als die Hörbarmachung von Infraschall-Bassfrequenzen, und immer wieder, wenn man denkt, diese Sequenz eben müsse doch jetzt sicher vom Band kommen, identifiziert man die Marimba als Melodie-Quelle. Diese Techno-Mimesis bezeugt neben schöpferischem Witz vor allem auch die hohe Musikalität der Akteure - und wird im Zelt konsequent, bis zum letzten Zugabe-Ton, vom Publikum tanzend abgefeiert.

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