Internationales Filmfestival

Spielfilm "In Flames" gewinnt Hauptpreis in Heidelberg

Der mit 30.000 Euro dotierte International Newcomer Award des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg geht an den kanadisch-pakistanischen Debütfilm "In Flames", der von Frauenschicksalen in Pakistan erzählt.

Von 
Thomas Groß
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Preisträger Zarrar Kahn (2. v. l.) und Festivaldirektor Sascha Keilholz (Mitte) mit den Juroren Goran Stolevski, Elisa Schlott und Denis Dercourt. © Alexander Münch/IFFMH

Das 72. Internationale Filmfestival geht zwar erst an diesem Sonntag zu Ende, die Preise für Beiträge aus dem Newcomer-Wettbewerb „On the Rise“ sind aber erneut bereits am Donnerstagabend davor verliehen worden. Dabei hatte der kanadisch-pakistanische Filmemacher Zarrar Kahn mit seinem Spielfilmdebüt „In Flames“ die Nase vorn. Die Produktion, die zuvor schon auf den Festivals in Cannes und Toronto lief, wurde im neuen Karlstorbahnhof in Heidelberg mit dem International Newcomer Award geehrt.

Das Preisgeld von 30 000 Euro stiftet die Manfred-Lautenschläger-Stiftung. Zur Begründung der Preisvergabe teilte die dreiköpfige Internationale Jury mit, es gelinge Kahn, „das Genre zu wechseln und mit ihm zu spielen, während er gleichzeitig die Verbindung sowohl zu seinem Publikum als auch zu seiner Protagonistin (…) aufrechterhält“. Der Film über Frauenschicksale in Pakistan beginnt realistisch, mit sozialkritischem Unterton und nutzt später auch Mysteryelemente. In der von dieser Redaktion veröffentlichten Kritik hieß es, „die horrible Realität vermischt sich mit Horror-Sequenzen“; als Zuschauer fiebere man unweigerlich mit, wenn die junge Mariam und ihre verwitwete Mutter zunehmend in Bedrängnis gerieten.

Kahn nahm den Preis persönlich entgegen, bedankte sich herzlich bei der Jury und seinem gesamten Filmteam und meinte überschwänglich, der Preis werde sein Leben verändern. Wesentlich nüchterner blieb dagegen der US-amerikanische Drehbuchautor Nick Pinkerton in seiner Videobotschaft, in der er sich für den mit 15 000 Euro dotierten Rainer Werner Fassbinder Preis bedankte. Er betonte dabei, dass der deutsche Filmemacher Fassbinder ihn sehr beeindruckt habe.

Der Drehbuch-Preis ist dem 1982 verstorbenen Fassbinder auch deshalb gewidmet, weil dessen Spielfilm „Katzelmacher“ 1969 auf der Mannheimer Filmwoche uraufgeführt worden war. Pinkerton schrieb das Skript zum Spielfilm „The Sweat East“ des Regisseurs Sean Price Williams, der auf ungewöhnliche Weise widersprüchliche Tendenzen in der gegenwärtigen US-Gesellschaft in den Blick nimmt. Eine lobende Erwähnung vergab die Jury zudem für die als furchtlos und einfühlsam bewertete deutsche Wettbewerbsproduktion „Touched“.

Andere Favoriten hatten die weiteren Jurys. Während sich die den Filmkritikerverband Fipresci repräsentierenden Preisrichter für die Produktion „Animal“ der griechischen Filmemacherin Sofia Exarchou entschieden, der von Animateuren in einem Ferienhotel handelt, votierte die Ökumenische Jury für die italienische Produktion „An Endless Sunday“ über drei römische Jugendliche. Die studentische Jury vergab den mit 5000 Euro dotierten Student Award an den ungarischen Film „Without Air“, der eine junge Perspektive, aber auch wichtige soziale Konflikte zeige. Der ebenfalls mit 5000 Euro ausgestattete Publikumspreis ging an den spanischen Film „Upon Entry“, der einen kritischen Blick auf das aktuelle US-amerikanische Einwanderungssystem wirft.

Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner unterstrich in einem Grußwort vor der Preisverleihung seine Unterstützung des Festivals, das er als Ort künftiger Stars bezeichnete. Die Verleihung selbst wurde erneut von einem Medienschaffenden moderiert, der schwungvoll agierte, zu den Filmen aber kein erkennbares inneres Verhältnis hatte - ebenso wenig wie zum Festival selbst.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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