Ludwigshafen. Die Wohnmobile und Transporter stehen unter der Hochstraße Nord, gut „getarnt“ zwischen echten Baufahrzeugen. Nicht nur die beiden Tatort-Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) ruhen sich hier in den Drehpausen aus – auch Produktionstechnik, Maske und Kamerateams haben hier ihren Arbeitsplatz, tanken im Schatten auf oder stärken sich am Streetfood-Wagen. Es ist heiß, sehr heiß. Vor allem oben auf der Straße, die schon ewig für den Verkehr gesperrt ist. Hier wird heute eine Schlüsselszene gedreht. Bis die Fernsehzuschauer diese swr-Produktion sehen können, wird es noch eine Weile dauern: Im Herbst 2025 soll die Folge „Ordnung ist das halbe Leben“ ausgestrahlt werden. Aber vorher gibt es noch einiges zu feiern.
Seit 1989 ermittelt Ulrike Folkerts für den Südwestfunk in Ludwigshafen. Damit ist sie die dienstälteste Tatort-Kommissarin. Ans Aufhören denkt sie dennoch nicht: „Im Gegenteil, es macht einfach zu viel Spaß“, sagt sie, und lobt das Team, das „wie eine Familie“ sei.
Tatort Ludwigshafen - viele Szenen wurden aber in Karlsruhe gedreht
Viele Nachtdrehs standen diesmal an, Szenen, die erst „um vier oder fünf Uhr morgens im Kasten“ waren, erzählt Folkerts. Seit rund vier Wochen laufen die Dreharbeiten für diese 82. Ausgabe von „Tatort LU“. „Zehn Tage davon waren wir gar nicht am Set“, erzählt sie, das habe sich „schon komisch angefühlt“: den „Tatort Ludwigshafen“ zu drehen, aber nicht dabei zu sein. Das liege an der Geschichte:
„Wenn der Mord passiert, sind wir beide nicht dabei“, fügt Folkerts hinzu und schaut zu ihrer Kollegin Bitter, die nickt. Gedreht wurden viele Szenen in Karlsruhe. Dort konnte der Sender zwei leerstehende Bungalows nebeneinander anmieten und einrichten. Die Story: Ein vermeintlicher Doppelmord beschäftigt Lena Odenthal und Johanna Stern. Ein junger Mann stellt seinen Eltern seine Freundin vor. Mutter und Vater sind gar nicht begeistert, dass die beiden heiraten wollen. Die Situation eskaliert – und plötzlich steht das junge Paar vor zwei Leichen. Panisch beschließt es, die Tat zu vertuschen. Doch da ist ein wachsamer Nachbar.
- Seit 1989 ermittelt Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) im „Tatort“ Ludwigshafen. Seit zehn Jahren ist Johanna Stern (Lisa Bitter) am ihrer Seite.
- Am 27. Oktober um 20.15 Uhr wird der 80. „Tatort“ aus Ludwigshafen mit dem Titel „Dein gutes Recht“ ausgestrahlt.
- Aktuell werden in Ludwigshafen Szenen für den 82. „Tatort“ aus der Chemiestadt gedreht. Arbeitstitel: „Ordnung ist das halbe Leben“ (voraussichtlich im Herbst 2025 im TV). miro
Ist ja eigentlich schon alles klar, oder? Folkerts lächelt. „Wir bauen ganz viel Spannung auf“, verspricht sie. Denn nach und nach würden die beiden Ermittlerinnen viele Geheimnisse aufdecken. Und weil die Spannung so wichtig ist, bleibt der Set an diesem Tag für Zaungäste absolut tabu. Zumal der Dreh der besonders wichtigen Szene hoch oben am Abgrund der abgebrochenen vierspurigen Straße zwischen Mannheim und Ludwigshafen nicht ungefährlich sei. Auch Stunts soll es geben.
Regie führt Didi Danquart. Er inszenierte zuletzt 2009 für den SWR den Bodensee-Tatort um den Mord an einer Studentin („Im Sog des Bösen“). „Das Drehbuch stammt von Annette Lober. Es ist die erste „Tatort“-Geschichte der Schauspielerin und Drehbuchautorin. Zuletzt verfasste sie Stoffe für die TV-Serie „Liebe Jetzt!“ und für das ZDF-Herzkino. Produktionsleiterin Birgit Simon freut sich immer besonders, wenn in der Chemiestadt gedreht wird: Sie ist gebürtige Ludwigshafenerin. Ihren Heimvorteil spielt sie gerne aus, um Szenenbildnerin Antonija Rotin und Ausstatterin Irene Piel zu unterstützen.
Tatort-Dreh in Ludwigshafen - oft sind die hässlichen Ecken zu sehen
Die Idee, die vielleicht wichtigste Szene des Films auf der maroden Hochstraße Süd zu drehen, sei schon früh entstanden. In der Stadtverwaltung, der Lukom und den beiden Baufirmen, die die „Weiße Hochstraße“ genannte Ost-West-Verbindung derzeit sanieren, habe das Team sofort Unterstützer gefunden. Dennoch gab es viel zu organisieren. So müssen alle, die nicht gerade vor der Kamera stehen, auch bei 30 Grad mit Baustellenschuhen und Warnwesten ausgerüstet sein.
Das swr-Team ist noch bis Freitag in der Stadt. Dann wird in Baden-Baden gedreht – dort steht das Präsidium der TV-Kripo Ludwigshafen. Simon und Produzent Nils Reinhardt wissen, dass die „Tatort“-Fans in der Metropolregion immer ganz scharf auf Bilder aus Ludwigshafen sind. Auch diesmal sind einige Szenen und Straßenzüge aus Ludwigshafen zu sehen. Oft sind es hässliche Ecken, die das Filmteam zeigt: „Es ist eben ein Krimi“, muss auch Lokalpatriotin Simon zugeben. „Da muss es unheimlich sein.“ Rund um den Ludwigshafener Bahnhof, der einst als modernster Europas gebaut wurde und an dem fünf Jahre später mehr ICE-Züge hielten, gibt es viele heruntergekommene Ecken.
Joggen auf der Parkinsel und Wiedersehen im Herbst
Lena Odenthal kann aber auch auf der Parkinsel joggen. Sie liebt diesen Ort – allein schon wegen des „tollen Filmfestivals“, bei dem sie schon mehrfach zu Gast war. Ende August geht es wieder los, es wird bereits aufgebaut. Vielleicht gibt es dort ein Wiedersehen? Im Herbst jedenfalls gibt es allen Grund zu feiern: Der 80. Tatort aus Ludwigshafen wird am 27. Oktober um 20.15 Uhr ausgestrahlt. 35 Jahre im Dienst wird Odenthal dann sein – und Johanna Stern zehn Jahre. „Ich kann das gar nicht glauben, es ging so schnell“, sagt Bitter.
Einen Abschied der dienstältesten LU-Kommissarin wird es so schnell nicht geben. „Das ganze Team wird vor Lena Odenthal gehen“, prognostiziert Produzent Nils Reinhard lächelnd. Neue Gesichter sind dennoch zu erwarten. Denn in „Avatar“ hatten sich die langjährige Sekretärin Edith Keller (Annalena Schmidt) und der Kriminaltechniker Peter Becker (Peter Espeloer) in den Filmruhestand verabschiedet.
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