Der neue Film

Neuer Meg Ryan-Film "What happens later": Was wäre gewesen, wenn?

Meg Ryan versucht sich als Regisseurin und Hauptdarstellerin in „What Happens Later“ an einer RomCom im Stil von Nora Ephron („e-m@il für Dich“), der sie ihren Film gewidmet hat. Ob ihr dies gelingt und worum es dabei geht

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Gebhard Hölzl
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Bill (David Duchovny) und Willa (Meg Ryan) treffen sich im Film „What Happens Later“ am Flugplatz wieder und kommen ins Gespräch. © Stefania Rosini/Universal Pictures/dpa

Spätestens seit sie in einem Diner neben Billy Crystal in Rob Reiners On-Off-Beziehungsreigen „Harry und Sally“ lautstark einen Orgasmus vortäuschte, ist sie in die Filmgeschichte eingegangen: Meg Ryan. Der quirlige blonde Wuschelkopf war in den 1990er-Jahren der angesagte Star, wenn es um romantische Komödien ging. Nicht am Erfolg anknüpfen konnte sie mit ihren späteren Ausflügen ins dramatische Fach, darunter „Mut zur Wahrheit“.

Vor allem im Fernsehen einen Namen machte sich David Duchovny. Als Agent Fox Mulder an der Seite von Gillian Anderson in der Kultserie „Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI“ und den sieben Staffeln von „Californication“, einer bösen Persiflage aufs Sündenbabel Hollywood. Dazu passte, dass sich der Star 2008 zu seiner Sexsucht bekannte und zugab, deshalb in Behandlung zu sein. Ein schwerer Knick in seiner Karriere war die Folge.

Prämisse des Films: "Was wäre gewesen, wenn?"

Nun haben sich die beiden gefallenen Helden zusammengetan. Für „What Happens Later“, Ryans zweiter Regiearbeit nach ihrem erfolglosen (Kriegs-)Drama „Ithaca“ (2015), in dem sie auch letztmals auf der Leinwand zu sehen war. Comeback-Versuche? Es lässt sich durchaus so deuten.

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Das Drehbuch hat Ryan gemeinsam mit Kirk Lynn und Steven Dietz, dessen Theaterstück „Shooting Star“ als Vorlage gedient hat, geschrieben. Ein Zweipersonenfilm, im Verlauf einer Nacht auf einem eingeschneiten Provinzflughafen angesiedelt. „Was wäre gewesen, wenn?“, lautet die Prämisse. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als Willa (Ryan) und Bill (Duchovny) vor schwierigen persönlichen Entscheidungen stehen, stellt sich ihnen diese Frage.

Als auf dem Airport nichts mehr geht und sie im Wartebereich nichts tun können, außer reden, wird aus dem zunächst harmlosen Geplänkel ein Abend voller Anschuldigungen und Geständnisse. Mit der Erkenntnis, dass die Leidenschaft, die sie einst zusammenbrachte, nie wirklich erloschen ist. Die Mauern zwischen Bill und Willa fangen an zu bröckeln.

Es geht um verpasste Chancen und falsche Entscheidungen

Klassisches Territorium der großen US-Autorin und Regisseurin Nora Ephron (1941 - 2012), der der Film gewidmet ist. Deren Skripts zu „Schlaflos in Seattle“ etc. haben Ryan berühmt gemacht. Logisch nur, dass sie nun auf deren RomCom-Hitformel zurückgreift.

Um verpasste Chancen und falsche Entscheidungen geht es. Um die Hoffnung auf eine bessere, glücklichere Zukunft. Um die Chance auf einen zweiten (Liebes-)Frühling. Mit ihren Rollkoffern stehen sie zunächst da. Im Business-Look. Er im schwarzen Anzug mit Krawatte, sie im weißen, bodenlangen Flatterkleid unter dem ebenfalls schwarzen Mantel. Vor den aus Flughafenfilmen wie „Terminal“ oder „Up in the Air“ sattsam bekannt ratternden elektronischen Anzeigetafeln kreuzen sich ihre Wege. Blickkontakt zunächst.

Blonder Wuschelkopf

  • Als Margaret Mary Emily Anne Hyra wurde Meg Ryan 1961 in Connecticut geboren, als Künstlernamen wählte sie den Geburtsnamen ihrer Oma.
  • 1981 gab sie in „Reich und berühmt“ ihr Leinwanddebüt, das breite Publikum lernte sie durch die Seifenoper „Jung und Leidenschaftlich“ (1982 – 1984) kennen. In „Top Gun“ und „Presidio“ war sie dabei, ehe ihr in „Harry und Sally“ der endgültige Durchbruch gelang.
  • 1991 heiratete sie Dennis Quaid, 2001 folgte nach ihrer Affäre mit Russell Crowe die Scheidung. geh

Dann harmloses Wiedertreffen-Geplapper: Er: „Wie ist es dir ergangen“? Sie: „In den letzten 20 Jahren?“ Er: „25 vielleicht!“ ... Sie: „Ich bin schon ewig und drei Tage 49.“ Er: „Wow. Du Glückliche. Ich fühl‘ mich schon seit meinen 20ern über 50.“ Sie: „Da hast du allerdings recht.“ Er: „Du must mir nicht zustimmen...“ Sie kichert. Das Vorspiel. Der Auftakt zu einem 103-minütigen Wörtermarathon.

Im Ansatz reizvoll und vielversprechend. Dafür müssten die Dialoge aber im Endeffekt spritziger, die Gags witziger und die Pointen treffender sein. Es fehlt der Charme. Die richtige Stimmung kommt nicht auf. Was nicht am Spiel von Ryan oder Duchovsky liegt, sondern ausschließlich in der hölzernen, bemühten Vorlage.

Die richtige Stimmung kommt nicht auf - es fehlt der Charme

Dies, gepaart mit dem beengten Raum des Spielorts - im Hintergrund schieben sich andere Reisende durchs Bild, bis irgendwann niemand außer den beiden Antagonisten mehr da ist -, erstickt die Arbeit im Keim. Daran kann auch der dritte Protagonist, der unsichtbar bleibende Flughafensprecher mit seinen bemüht spaßigen, erratisch-kryptischen Durchsagen - ... „an alle Passagiere, die nach Boston und Osten fliegen“... - nichts retten. So wird ausufernd - von ein paar ernsthaften, reifen Momenten abgesehen - von der „guten alten Zeit“ geschwärmt, die das Ex-Paar während seines Studiums durchlebte.

Musik ist da unter anderem Thema, die Kraft des Rock’n’Roll, den es heute so nicht mehr gibt, wird beschworen. Unfreiwillig belegt durch David Bormans schmalzigen Soundtrack. Was der Song „Pure“ von The Lightning Seed ein wenig wettmacht. Er untermalt final, wenn Willa und Bill einander näherkommen, eine elegante Tanzsequenz. Ein Highlight wie die Szene, in der Bill die jauchzende Willa auf einem Gepäcktrolley durch die Gänge schiebt. So hätte die Produktion insgesamt ausfallen sollen.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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