Mannheim. Der einstige Hausautor des Mannheimer Nationaltheaters, Necati Oziri, hat mit „Vatermal“ sein schriftstellerisches Debüt als Romanautor vorgelegt und damit nicht nur die Jury bei der letztjährigen Buchpreisnominierung, sondern auch das Publikum von „Lesen.Hören“ bei einer gut besuchten Veranstaltung in der Alten Feuerwache überzeugt. Mit seinem Buch sprengt er Fesseln und wirft Fragen auf, wie sie selten von Autorinnen und Autoren, die eine ähnliche Lebensgeschichte aufweisen, aufgeworfen werden, nämlich die der Synthese zwischen der literarischen Tradition der neuen Heimat und der eigenen Geschichte, die literarisch verarbeitet wird.
Lebenserfahrung und Intellekt
Oziri stammt aus einer migrantischen Familie. Die Bedingungen, unter denen er aufwuchs, begünstigten nicht gerade die Beschäftigung mit Literatur und Philosophie. Trotzdem schaffte er es, sich davon zu emanzipieren und in seinem Beruf erfolgreich zu sein. Ihm geling es mit den Figuren seines Romans, diesen für seine Leserschaft erfahrbar zu machen.
Das hohe Maß an literarischer Vorbildung, der Bezug zu Kleist, Christa Wolf oder Franz Kafka, ist keine Attitüde, sondern produktiv genutztes intellektuelles Kapital. Wie im Gespräch mit der Literaturkritikerin Insa Wilke herausgearbeitet wird, fließen solche Bausteine in die Struktur des aktuellen Romanes ein.
Roman mit politischem Hintergrund
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Arda, der im Sterben liegt und seinem Vater einen langen Brief schreibt. Der Vater hat die in Deutschland lebende Familie verlassen und sitzt in der Türkei im Gefängnis. Er ist angeklagt, Mitglied einer linksterroristischen Gruppe zu sein. Dieser politische Hintergrund ist für den Roman nur eine Nebensächlichkeit. Im Prinzip geht es um die Auseinandersetzung eines Sohnes mit einem Vater, dessen „Ideale der Gleichheit aller nie den Weg über die Türschwelle der eigenen Familie gefunden haben.“
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