Mannheim. Sie gehören zu den begnadetsten Vertretern ihres Genres: Wenn die schwedische Metal-Band Opeth auf der Bühne steht, pilgern Fans von nah und fern zu ihren Gigs. Ihr Konzert im Rahmen der „The Last Will And Testament“-Europa-Tour, auf der sie die Progressive-Rock-Band Paatos begleitet, hat am Mittwoch knapp 2000 Besucherinnen und Besucher in den Rosengarten gelockt. Sänger und Gitarrist Mikael Åkerfeldt, Gitarrist Fredrik Åkesson, Bassist Martin Mendez, Keyboarder Joakim Svalberg sowie der neue Schlagzeuger Waltteri Väyrynen werden mit lautem Jubel und Heavy-Metal-Hörnerhänden begrüßt. Rund zwei Stunden lang präsentieren die Musiker Songs ihres 14. Albums „The Last Will And Testament“ sowie Klassiker aus ihrer mehr als 30-jährigen Karriere.
Spätestens jetzt ist der Herbst auch im Mozartsaal zu Gast. Die mitreißende Musik der Skandinavier ist jedoch alles andere als gemütlich, sondern mitunter sogar verstörend. Denn die Band, die ihren einzigartigen Sound, bestehend aus Elementen der Stilrichtungen Progressive Metal und Progressive Rock live zu einem extraordinären Happening stilisiert, verbreitet fast schon morbide Stimmung. Genau dieser Kontrast macht den Sound zu einem originären Meisterwerk.
Düstere Reise in den Ersten Weltkrieg
Das düstere, aber geniale Bühnenbild, eine Leinwand, die sinistre Clips abspielt, sorgt dafür, dass man sich gefühlt in einer Horrorfilm-Kulisse wiederfindet. Das liegt auch an den Liedern ihres aktuellen Konzeptalbums, das nach dem Ersten Weltkrieg spielt: Aufgebaut wie ein Testament eines betuchten Verstorbenen, mit dessen Tod so manche schaurigen Geheimnisse ans Licht kommen, läuft es beim Hören wohl öfter eiskalt den Rücken herunter. Die Titel sind durchnummerierte Paragrafen, deren Lyrics sich auch wie diese lesen lassen.
Dennoch sind die Songs alles andere als nüchtern, sondern extrem emotional. Bereits beim ersten Stück „§1“, das auf der einen Seite aufgrund der schwermütigen Melodie, fast schon bedrückend wirkt, aber auf der anderen Seite eine grandiose Musikalität zutage bringt, zieht das Publikum in seinen Bann. Åkerfeldts kraftvolle Growls, gepaart mit temperamentvollen Gitarrenriffs und musikalischer Originalität fesseln die Gäste. „Master’s Apprentices“ wirkt dank harten Growls und dunklem Sound zunächst melancholisch, sorgt aber mit einem Tempowechsel für musikalische Finesse. Wenn die Combo das temporeiche „The Leper Affinity“ spielt, und mit melodischen Instrumentalparts und sanftem Klargesang von Åkerfeldt würzt, verbreiten sie bittersüßes Flair. Ihre Ballade „The Night And The Silent Water“ ist emotional, ohne auf rockige Elemente zu verzichten.
Digitales Gastspiel von Jethro Tulls Ian Anderson
Erst nach dem dritten Lied wendet sich Åkerfeldt immer wieder an seine Fans. „Wir waren schon mal hier, aber ich kann mich nicht daran erinnern“, scherzt er. Eines scheint er aber über Mannheim noch zu wissen. „Es ist eine schöne kleine Stadt und ich habe hier ein paar CDs gekauft.“ Bevor er den Song „§ 7“ ankündigt, verrät er, dass das Stück die Stimme des Jethro-Tull-Frontmanns Ian Anderson enthält. Episch wird es bei „Ghost Of Pedition“, das durch verschiedene Tempi, Virtuosität und Stimmungen besticht. Mit der Zugabe „Deliverance“ endet das Konzert, wie es begonnen hat: Laut, aber höchst melodiös.
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