Interview

Mittelalter-Parodie-Band Feuerschwanz plant Konzert nur für Frauen in Heidelberg

„Frauen hören keinen Metal“. Stefan Raab lieferte Feuerschwanz beim Eurovision Song Contest Vorentscheid eine Steilvorlage für eine „Ladies Knight“. Was geplant ist und wie sich das Frauenbild der Band im Lauf der Jahre geändert hat.

Von 
Julia Brinkmann
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Einem größeren Publikum bekannt wurde die Band Feuerschwanz um Bandleader Hauptmann alias Peter Henrici (Mitte) Anfang 2025 durch ihre Teilnahme an "Chefsache ESC - Wer singt für Deutschland?". © Stefan Heilemann

Feuerschwanz gibt es bereits seit 21 Jahren. Anfang 2025 nahm die Mittelalter-Metalband am deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) 2025 unter der Schirmherrschaft von Stefan Raab teil. Der Band wurden zunächst gute Chancen ausgerechnet: Der Song „Knight Club“ verzeichnete die meisten Streaming-Aufrufe unter allen teilnehmenden Musikstücken.

Kurz vor der Finalshow kam es zu einem Eklat. Eine mutmaßliche Regeländerung stieß insbesondere der Feuerschwanz-Fangemeinde sauer auf. Der Vorwurf: Der NDR habe kurzfristig ein weiteres Voting der Jury vor das Zuschauer-Voting geschaltet – mit dem Ziel, dass Feuerschwanz nicht gewinnt.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf?

Hauptmann: Schwierig. Also: Es war eine kurzfristige Änderung, und sie hat dazu geführt, dass wir nicht gewonnen haben. Diese Aussagen stimmen. Aber ob es sie unseretwegen gab, das ließe sich nicht beweisen. Letztlich ist es eben so passiert – und wir dürfen uns daran nicht aufhängen. Wir haben das schnelle Ende aber durchaus verarbeiten müssen, nachdem wir vier Wochen lang in so einer Art Bootcamp waren. Nach einer kurzen Pause ging es dann aber mit Doro Pesch zum Valhalla-Dreh. Da hatten wir Schlachtenlärm um uns und das Leben ging weiter.

21 Jahre Bandgeschichte

  • Feuerschwanz wurde 2004 als Parodieband auf die Mittelaltermusikszene gegründet.
  • 2025 nahm die Erlanger Band am VorentscheidChefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland?“ für den Eurovision Song Contest 2025 teil.
  • Das aktuelle Album „Knight Club“ ist am 22. August 2025 erschienen und auf Platz 2 der Deutschen Album-Charts eingestiegen.
  • Feuerschwanz gehen im Oktober gemeinsam mit Lord of the Lost auf die „Lords of Fyre“-Tour. Am 4. Oktober 2025 gastieren die Bands in der Stadthalle in Offenbach.
  • Am 8. Mai 2026 gastieren Feuerschwanz mit dem Frauenkonzert „Ladies Knight“ in der Halle02 in Heidelberg.

„Frauen mögen keinen Metal“, meinte Raab im Verlauf der Show. Darauf haben Sie eine Antwort parat: Ein Konzert nur für Frauen. Am 8. Mai 2026, in Heidelberg.

Hauptmann: Die Aussage war sinngemäß: „Frauen hören lieber Balladen und darum keinen Metal – und das ESC-Publikum ist eher weiblich.“ Es gab schon damals viele Gegenstimmen. Mit dem Ladies Knight Abend wollen wir das nun beweisen.

Was erwartet die weiblichen Konzertgäste an dem Abend?

Hauptmann: Wir reden viel über die Mann-Frau-Dynamik, aber das bringt uns nicht wirklich weiter. Erfahrungen sind das Interessante. Und dieses Konzert wird eine Erfahrung werden. Wir haben eine passende Special Guest Band und die Kriegerinnen werden Power auf die Bühne bringen. Wir als Herren von Feuerschwanz machen uns derzeit noch Gedanken, wie wir dieser Situation begegnen wollen. Auf jeden Fall wollen wir überraschen.

In Bezug auf ihr Frauenbild haben Sie Anfang dieses Jahres ein Statement gesetzt, und zwar Ihre Performerinnen von „Miezen“ zu „Schildmaiden“ umbenannt. Was hat Sie dazu bewogen?

Hauptmann: Auf den Namen „Miezen“ sind wir damals gar nicht als Band gekommen, die Rollenspielerinnengruppe, aus der unsere Performerinnen kommen, hieß bereits so. Das hat damals genau gepasst in der Energie, vor fast 20 Jahren. Als wir während der Pandemie TV-Auftritte hatten, sind wir gefragt worden, was genau wir mit den „Miezen“ eigentlich aussagen wollen, was unser Frauenbild ist. Das hat uns gezeigt, dass wir das selbst auch hinterfragen dürfen. Da wir das Kämpferische, die nordische Mythologie ja ohnehin im Bühnenbild verkörpern, hat „Schildmaiden“ gut als neue Bezeichnung gepasst. Auch uns selbst tat es gut, mal auszusprechen, dass wir mit der Zeit mitwachsen, dass wir bereit sind, uns zu verändern.

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Wie würden Sie die musikalische Entwicklung von Feuerschwanz beschreiben?

Hauptmann: Man kann es eigentlich in drei Zeitalter einteilen. Das erste war das Zeitalter der Freude des Spiels und des gedankenlosen „Pimmelwitzmachens“, das hat etwa sieben, acht Jahre gedauert. Das zweite Zeitalter begann mit der ersten großen Tour, 2011. Es hat relativ lange gedauert, bis Feuerschwanz auf eigene Tour gegangen ist. Und dann gab es so eine langsame Entwicklung, so bis 2019, 2020. Mit dem Album „Das Elfte Gebot“ haben wir Feuerschwanz bewusst im Sound verändert hin zu einem Musikmix im Metal, Folk-Metal-Bereich. Wir sind zwar immer noch häufig mit Augenzwinkern unterwegs, aber betrachten jetzt auch die tieferen Seiten der menschlichen Seele, Themen wie Tod und Sterben oder „Lebe den Augenblick“. Mit „Das Elfte Gebot“ hatten wir einen wahnsinnigen Zuspruch, mit „Memento Mori“ und „Fegefeuer“ konnten wir den Lauf fortführen. Es hat jetzt nochmal eine andere Dynamik bekommen. Aber die wilde Zeit der vulgären Witze, die war natürlich auch wichtig, wir hatten ja auch schon vorher Fans.

Nachdem Sie ZDF-Fernsehgarten und eben die ESC-Vorentscheid-Luft geschnuppert haben: Denken Sie selbst, dass Mittelalter-Metal massentauglich werden kann?

Hauptmann: Also, ob wir wirklich in den normalen Mainstream kommen, das lässt sich noch nicht so ganz sagen.

… zwei Nummer-Eins-Alben und ein Nummer-Zwei-Album…

Hauptmann: Ja, aber das kriegt man mit einer Metal-Fanbase hin. Mainstream wären wir, wenn Menschen, die eigentlich kein Metal-T-Shirt besitzen, zu unseren Konzerten kommen. Da sind wir noch nicht, würde ich sagen. Aber vielleicht werde ich auf der „Lords of Fyre“-Tour eines Besseren belehrt. Auf jeden Fall wollen wir zum Mainstream einladen – ohne unsere Geschichte aufzugeben.

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.

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