Konzertkritik - Atmosphärisch starker Auftakt mit Ian Hoopers Folk-Band Mighty Oaks im Mannheimer Reitstadion vor 700 begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern

Mannheimer Zeltfestival startet mit schönem Folk der Mighty Oaks

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Ian Hooper (links) und Bassist Craig Saunders im Reitstadion. © Rinderspacher

Die psychologischen Nebenwirkungen der Pandemie machen es zurzeit unkalkulierbar, wie Konzerte angenommen werden. Zumal wenn sie in neuem Kontext stattfinden, wie das 5. Zeltfestival Rhein-Neckar. Das läuft 2021 ohne Zelt und um 200 Meter versetzt als reines Open Air im statt am Mannheimer Reitstadion statt. Sicheres, ansehnliches Ambiente mit großer Bühne, Toptechnik und den Mighty Oaks als Stars des Auftaktkonzerts.

Sind 700 besetzte Plätze für dieses Konzert bei guter Wetterprognose viel oder wenig? Eher Letzteres, für eine Band, die mit „Mexico“ ein aktuelles Album am Start hat, das alles liefert, was moderner Folk bieten kann. Und dem der US-irische Frontmann Ian Hooper mit denkwürdigen Auftritten in der jüngsten „Sing meinen Song“-Staffel neue Zielgruppen erschlossen haben sollte.

Jedenfalls hätten an die 2000 Besucherinnen und Besucher Platz gefunden in den Sitzreihen und auf der Tribüne des zur Hälfte genutzten Reitstadions. Leer wirkt das Gelände trotzdem nicht. Die Leute verteilen sich klug, so entsteht die Atmosphäre eines Mini-Stadion-Konzerts. Die wird unterstrichen vom Kunstrasen, der zum Schutz des empfindlichen Geläufs im Parcours verlegt wurde. Nur der Fußweg zum Parkplatz wirkt auf dem riesigen Maimarktgelände etwas unwirtlich.

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Aber Musik lindert auch solche Gefühle. Dazu trägt schon das extrem lässige Vorprogramm mit Popakademikerin Riiva bei. Die Hauptattraktion setzt erstmal auf ruhige Klänge und harmonischen Wohlklang. Nach „Land Of Broken Dreams“, „Devil And The Deep Blue Sea“ und „By Your Side“ holt das schwungvolle „Mexico“ erstmals die Fans von den Stühlen - die dann immer weniger genutzt werden. Der charismatische Hooper erweist sich zwischen den Songs auch als guter Geschichtenerzähler auf Deutsch und Englisch in Rea-Garvey-Tradition - mal amüsant, mal nachdenklich. Nur etwas mehr rhythmischer Punch hätte hier und da gutgetan, lange wirkt das Konzert ein wenig getragen. Trotz Höhepunkten wie „Ghost“.

Allerdings war mit Multiinstrumentalist Claudio Donzelli auch ein tragender Teil des Kern-Trios der Mighty Oaks verhindert. Popakademiker und LEA-Gitarrist Hannes Porombka machte seinen Job als Aushilfe zwar glänzend, kleine Abstriche sind in so einer Situation natürlich unvermeidlich. Und verzeihlich.

Zumal die Show nach gut einer Stunde mit Einbruch der Dunkelheit Fahrt aufnimmt und das Gelände zusammen mit dem immer euphorischeren Publikum nun extrem stimmungsvoll wirkt. „Brother“ toppt wie immer alles, als Hooper nach „The Great Unknown“ die letzten Lieder ankündigt, erntet er ein zwingendes „Oooh“. Das muntere „Forever“ beschwichtigt, „Living in the moment“, gibt Hooper als Motto für diesen Moment aus.. Die energisch erklatschte Zugabe „Heavy“ kommt als wunderbare „Unplugged“-Einlage daher, bei der sich Hooper, Porombka, Bassist Craig Saunders, Drummer Jonah Förster als Körperpercussionist und der großartige Keyboarder Sam Vance-Law am Bühnenrand versammeln. Mit dem Frühwerk „Driftwood Seat“ klingt die Show nach 90 Minuten so schön aus, wie sie begonnen hat.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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