Klassik

Mannheimer Konkordien-Kantorei gibt Versprechen auf Heimat

Unter dem Titel "Unterwegs behütet" gab die Mannheimer Konkordien-Kantorei unter Heike Kiefner-Jesatko ein Konzert in der Versöhnungskirche in Mannheim-Rheinau. Versöhnlich stimmte die Musik am Ende tatsächlich

Von 
Uwe Rauschelbach
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Gastspiel in der Versöhnungskirche: die Konkordien-Kantorei. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Himmelhoch ragen die grauen Betonwände empor. Hier also soll die Seele zur Ruhe kommen. Sich auf die Begegnung mit dem Höchsten vorbereiten. Doch der Blick schweift orientierungslos durch den kargen Innenraum der Rheinauer Versöhnungskirche mit ihrer für die 1960er Jahre typischen sachlichen Ästhetik. Versöhnung? Sie lässt sich an diesem Ort allenfalls erahnen. Doch zum Glück gibt es Musik; und beim Auftritt der Mannheimer Konkordien-Kantorei wird es selbst in dieser kühlen Kirche spürbar wärmer.

Mannheimer Konkordien-Kantorei singt unter dem Motto "Unterwegs behütet"

Mit seinem Programm, das ausnahmslos geistliche A-cappella-Werke umfasste, gastierte der etwa 70-köpfige Chor unter der Leitung Heike Kiefner-Jesatkos am Wochenende auch in Bad Dürkheim und Worms. „Unterwegs behütet“, lautete das Motto, ist die Kantorei aufgrund der bevorstehenden Sanierungsarbeiten in der Mannheimer Konkordien-Kirche doch vorübergehend heimatlos. Mit ihrer Zuversicht, sich auch in unbehausten Zeiten geborgen zu wissen, steckte der Chor sein Publikum an.

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Mendelssohns Motette „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ überrascht verzagte Gemüter gleich zu Beginn mit jubelndem Überschwang. Doch das Jauchzen kommt den kräftig und sauber intonierenden Sängerinnen und Sängern so überzeugend von den Lippen, dass das wackere Häuflein Zuhörer in der Kirche unwillkürlich einstimmen möchte. Auch der Bitte aus Psalm 51, „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“, von Andreas Hammerschmidt in eine barocke Form gebracht, möchte man sich anschließen.

Drei Strophen aus Anton Bruckners Motette „Vexilla Regis“ singt der Chor im Wechsel mit Strophen aus Mendelssohns Choralmotette „Mitten wir im Leben sind“, was sowohl eine Kontrastierung wie eine reflektierende Zusammenführung zweier unterschiedlicher stilistischer und spiritueller Ansätze ermöglicht; die Kantorei widmet sich diesen Gesängen mit beweglichem und sinnlichem Ausdruck; kleinere Zäsuren sind durch Intonationspausen hinzunehmen. Artikulatorische Feinheiten und eine differenziertere dynamische Gestaltung sind, auch auf diesem hohen Niveau, noch nicht völlig ausgeschöpft.

Mit Mendelsohns Psalmvertonung schafft Konkordien-Kantorei einen heiligen Moment

Frank Martins „Sanctus“ und das „Agnus Dei“ aus seiner Messe treffen auf eine Kantorei, die, auch in den fugierten Passagen harmoniesicher, dank der expressiveren Klangsprache zu verstärkter Ausdrucksintensität findet. Das zeitgenössische Repertoire ist außerdem mit Wolfram Buchenbergs Lied „Von 55 Engeln behütet“ und Ola Gjeilos „Ubi Caritas“ vertreten. Morten Lauridsens „O Magnum Mysterium“ könnte im Tempo etwas bedächtiger gestaltet werden - und mit einem strahlenderen „Christus“ in der Mitte.

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Gleichwohl: ein heiliger Moment. Mendelssohns Psalmvertonung „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ spendet wahre Segenskraft. Maurice Duruflés Vaterunser-Vers „Notre Père“ birgt obendrein das Versprechen auf ewige Heimat. Mit Sonaten von Telemann und Vivaldi sowie dem Variationszyklus „La Follia“ von Corelli sind zwischen den Chorsätzen Élise Dettlinger und Daniel Jobke zu hören. Die junge Flötistin und der 21-jährige Cellist bereichern das Programm mit Spielfreude, musikantischer Phantasie und technischer Raffinesse. Élise Dettlinger liefert mit Mautes Stück „Le Danseur“ ein echtes Bravourstück. Das stimmt wirklich versöhnlich.

Freier Autor

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