Fotografie

Luigi Toscano hätte „Black Shabbat“ gern in Mannheim gezeigt

Der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano präsentiert in Berlin seine Ausstellung „Black Shabbat“, die den Terrorangriff auf das Nova Music Festival thematisiert.

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Luigi Toscano inmitten seiner Bilder zum Projekt „Black Shabbat“. © Luigi Toscano

Mannheim/Berlin. Erstmals eröffnet der Mannheimer Fotograf Luigi Toscano an diesem Freitag, 24. Oktober, in Berlin eine Ausstellung, die sich mit dem Anschlag der Hamas auf das Nova Music Festival in Karmiel vom 7. Oktober 2023 beschäftigt. Das teilte der Fotograf dieser Redaktion mit. Mit der Open-Air-Fotoausstellung „Black Shabbat“ zeigt Toscano auf dem Mittelstreifen der Schloßstraße in Berlin-Charlottenburg rund 20 überlebensgroße Schwarz-Weiß-Porträts von Überlebenden, Opfern und Angehörigen des Terrorangriffs.

Internationale Zusammenarbeit und feierliche Eröffnung

Das Projekt sei in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und der Partnerstadt Karmiel in Israel entstande, teilt die Stadt Berlin mit. Demnach werden zur Eröffnung Vertreterinnen und Vertreter aus Karmiel, der israelischen Botschaft und des Bezirksamts erwartet.

„Anna 1“ aus Luigi Toscanos Projekt „Black Shabbat“. © Luigi Toscano

Toscano hätte die Ausstellung gern in Mannheim gezeigt. Er habe sich „unmittelbar nach dem Überfall der Hamas auf Israel“ entschlossen, nach Israel zu reisen, um die Überlebenden dieses Angriffs zu porträtieren, sagt er. Gleichzeitig habe er sich an die Alte Feuerwache in Mannheim gewandt, um zu erfragen, „ob ich meine Ausstellung dort an der Fassade zeigen kann“. Dort hatte Toscano erstmals sein Projekt „Gegen das Vergessen“ gezeigt.

Einen Seitenhieb in Richtung Mannheim kann sich Toscano nicht verkneifen

Zunächst habe man dem zugestimmt, doch dann sei die Entscheidung des Geschäftsführers laut Toscano wieder aufgehoben worden. Er könne nicht verifizieren, „ob diese Rücknahme von der Stadtspitze oder nur von der Alten Feuerwache ausging“. Die Alte Feuerwache hatte jedoch bereits 2024 erklärt, warum sie die Ausstellung nicht machen wollte: „Das Team der Alten Feuerwache hat sich eigenständig dafür entschieden, in der aktuellen konfliktbeladenen Situation keine Bilder von Opfern der Gewalt in Israel und Palästina an seiner Außenfassade zeigen zu wollen. Der OB-Bereich war an dieser Entscheidung nicht beteiligt.“

Toscano sei nun aber „sehr dankbar, dass mir Berlin die Gelegenheit bietet, die Ausstellung zu zeigen, und ich zusätzlich an ihr weiterarbeiten konnte“. Einen Seitenhieb in Richtung Mannheim kann er sich nicht verkneifen: „Dies verdeutlicht den Unterschied zwischen einer Stadt wie Mannheim und einer wie Berlin: Hier scheint Berlin vielfältiger und mutiger, wenn es darum geht, ein so aufgeladenes Thema zu präsentieren.“

„Anna 2“ aus Luigi Toscanos Projekt „Black Shabbat“. © Luigi Toscano

Ziel seiner Arbeit ist es, Perspektiven aufzuzeigen, die in der gesamten Dramatik des Krieges in Gaza seiner Meinung nach oft übersehen werden. Toscano: „Es geht um das Leid von Menschen, die völlig überraschend überfallen und teilweise regelrecht abgeschlachtet wurden – Frauen, Kinder, Säuglinge.“ Toscano hofft, „dass diese Arbeit Räume schafft, in denen wir offen diskutieren können, und dass es uns gelingt, aus diesen Räumen Brücken zu bauen. Vielleicht ist das naiv, aber warum nicht?“

Neue Perspektiven: Angehörige im Fokus der Ausstellung „Black Shabbat“

Neu im Gegensatz zu seinen Werken aus der „Gegen das Vergessen“-Serie sei, dass es sich um Angehörige der Opfer handle, die er in Varianten mit offenen und geschlossenen Augen zeigt. Das heißt: Auf den Bildern mit offenen Augen werden die Fakten vermittelt: Wer ist die Person? Was ist mit ihr passiert? Dass nämlich die Tochter erschossen worden ist.

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Bei den Werken mit geschlossenen Augen hätten ihm die Porträtierten erlaubt, „eine eigene Interpretation ins Bild hineinzubauen, eine Beschreibung, die direkt am Bild angebracht ist, kleine Gedichte, Passagen und Eindrücke“, die er aus dem Gespräch mit der Person aufgefangen und für sich persönlich verarbeitet habe. „Und diese persönliche Sichtweise von mir – das ist wirklich neu an diesem Projekt in Berlin“, sagt Toscano.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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