Kunst

Luigi Toscano durfte Bilder nicht an Alter Feuerwache zeigen: Das sind die Folgen

Warum wurden Fotos des Künstlers Luigi Toscano von Überlebenden des Hamas-Angriffs auf Israel in Mannheim nicht gezeigt? Jetzt hat sich der bekannte Fotograf noch einmal dazu geäußert.

Von 
Marco Pecht
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So hätte die Fotoausstellung über Opfer des Hamas-Überfalls auf Israel an der Mannheimer Feuerwache aussehen können. © Luigi Toscano

Der Mannheimer Fotograf und Künstler, Luigi Toscano, hat die Absage seiner Ausstellung aus Fotografien von Überlebenden des Hamas-Angriffes auf Israel am 7. Oktober 2023 erneut bedauert. Er habe durch das Zeigen der Fotos in den Fenstern der Alten Feuerwache in Mannheim im vergangenen Jahr neue Gesprächsräume in dem Konflikt schaffen wollen, sagte Toscano in einer Diskussionsrunde bei den Südwestdeutschen Medientagen in Landau. „Ich wollte mit dem Projekt anfangen, Brücken zu bauen“, so der durch Fotografien von Holocaust-Überlebenden weltweit berühmt gewordene Künstler.

Das Mannheimer Kulturzentrum Alte Feuerwache hat im Oktober 2023 abgelehnt, eine Ausstellung von Luigi Toscano mit Bildern von Überlebenden des Terrorangriffs der Hamas auf Israel zu zeigen. Zu den Gründen gibt es jedoch unterschiedliche Aussagen. Die Feuerwache erklärte, man habe sich nicht in der Lage gesehen, die zu erwartenden Reaktionen „in angemessener Weise“ begleiten zu können. Luigi Toscano dagegen behauptete, Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) habe ein Veto gegen das Zeigen der Fotos an der Fassade des Kulturzentrums eingelegt. Das Rathaus dementierte das.

Absage der Toscano-Ausstellung hatte auch finanzielle Folgen

Toscano sagte jetzt in Landau: „Ich habe schon mitbekommen, dass das von ganz oben verneint wurde.“ Er habe gemerkt, dass plötzlich ganz viele gegen das Projekt gewesen seien. Die damalige Entscheidung habe auch finanzielle Konsequenzen gehabt. So habe er keinen Förderantrag stellen und einen ebenfalls geplanten Dokumentarfilm über Weisenkinder in Israel und den Palästinensergebieten nicht realisieren können.

Der Mannheimer Fotokünstler Luigi Toscano vor den Fotos von Holocaust-Überlebenden. © epd

Mittlerweile habe es ein Gespräch mit Oberbürgermeister Specht gegeben und die Stadt habe ihn bei der Ausstellung gegen das Vergessen rund um den Wasserturm im Frühjahr sehr unterstützt, räumt Toscano ein. In dieser Schau zeigte Toscano in Kooperation mit der Stadt mehr als 60 großformatige Porträts von Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung – darunter auch Menschen mit biographischen Verbindungen zu Mannheim. Diese seien beispielsweise von städtischen Mitarbeitern bewacht worden.

Aufgeheizte Stimmung wegen des Nahost-Konflikts in Mannheim

In Mannheim ist auch unter dem Eindruck des eskalierenden Nahost-Konflikts die Stimmung immer wieder aufgeheizt. Die Gruppe Free Palastine ruft regelmäßig zu Demonstrationen und Kundgebungen auf. Aktuell hat die Jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der Meile der Religionen aus Sicherheitsbedenken abgesagt.

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Die Vorsitzende der Berufsverbands Bildender Künstler Berlin, Elfriede Müller, betonte, dass es auch für Künstler immer schwere werde, im Kontext des Nahost-Konflikts den Dialog zu ermöglichen. „Es herrscht immer noch eine große Verunsicherung in Politik und Gesellschaft“, sagte Müller. Dennoch sei es extrem problematisch, wenn aus diesem Grund künstlerische Projekte nicht umgesetzt würden.

Die Südwestdeutschen Medientage werden von der Evangelischen Akademie der Pfalz –in Kooperation unter anderem mit dem „Mannheimer Morgen“ und der „Rheinpfalz“ ausgerichtet.

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