Festival des deutschen Films

Ludwigshafener Festival des deutschen Films geht zu Ende - das sind die Preisträger

Von 
Thomas Groß
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Als bester Film des Wettbewerbs wurde „Ivy wie Ivy“ geehrt. Sarah Blaßkiewitz führte Regie und schrieb das Buch. © Thomas Tröster

Ludwigshafen. Das Regiedebüt „Ivie wie Ivie“ der Filmemacherin Sarah Blaßkiewitz ist am Samstagabend als „bester Film“ des diesjährigen Wettbewerbs mit dem Filmkunstpreis des Ludwigshafener Festivals des deutschen Films geehrt worden. Die Jury würdigte die Geschichte einer angehenden Lehrerin mit deutscher Mutter und Vater aus Senegal, die sich mit ihren afrikanischen Wurzeln auseinandersetzen muss, als „selbstbewusst und konsequent“, aber gehalten in einem „heiteren, coolen und leichten Ton“. Der Publikumspreis Rheingold ging an den von Ingo Rasper inszenierten Spielfilm „Sterben ist auch keine Lösung“ über zwei sehr unterschiedliche Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, die einander näherkommen.

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Der Jury für den Filmkunstpreis gehörten die Produzentin Claudia Landsberger, Liane Jessen, die ehemalige Leiterin der Abteilung Fernsehspiel beim Hessischen Rundfunk, sowie Schauspieler Rainer Bock an. Die Auszeichnung war dieses Jahr ebenso wie der Publikumspreis undotiert und wurde in zwei weiteren Kategorien vergeben. Für ihr Skript zum Film „Ich bin dein Mensch“ wurden Maria Schrader und Jan Schomburg geehrt. Das Drehbuch verbinde „eine emotional bewegende Geschichte mit intellektuellem Vergnügen“, hieß es. Buch und Film erzählen von einer Wissenschaftlerin, die einen humanoiden Roboter auf seine Befähigung zum Beziehungspartner testen soll.

Bastian Günther, der den in den USA angesiedelten Film „One of these Days“ über ein kurioses Gewinnausschreiben inszeniert hat, wurde als bester Regisseur ausgezeichnet. Er erzähle „mit großer Humanität von kleinen Leuten“, hieß es zur Begründung. Für seine schauspielerische Leistung in „Ich bin dein Mensch“ erhielt Dan Stevens eine besondere Erwähnung, Gregory Kirchhoff wurde für die Regie zu „Baumbacher Syndrome“ mit einer „Ludwigshafener Auszeichnung“ geehrt.

Fast 60.000 Besucher 

Die diesjährige Besucherzahl haben die Veranstalter auf einer Pressekonferenz am Samstag nach vorläufigen Berechnungen mit 60.000 angegeben. Etwa 58.000 Eintrittskarten seien verkauft worden, teilte Festivalintendant Michael Kötz mit; die Differenz ergibt sich durch Frei- und Ehrenkarten für Sponsoren sowie Gäste aus der Filmbranche. Angesichts der diffizilen Vorplanungen, die wechselnde Corona-Verordnungen  zu berücksichtigen hatten, sprach Kötz vom schwierigsten Jahr der Festivalgeschichte. Im vergangenen Jahr sei rasch klar gewesen, dass kein Festival wie gewohnt stattfinden konnte; man begnügte sich dann mit einem schmalen Open-Air-Programm. Dieses Jahr musste zunächst nach Vorgaben einer 3G-Regelung geplant werden, mit großen Zelten, die nur zur Hälfte mit Besuchern zu besetzen waren und Abstandsregeln auf dem ganzen Gelände, dann wurde eine 2G-Regelung getroffen, die nach der ersten Festivalwoche auch eine größere Besucherzahl als zuvor gleichzeitig ermöglicht hätte.

Etwa 1000 bereits gekaufte Eintrittskarten mussten zurückgenommen werden, weil die Käufer nicht geimpft oder genesen waren. Überwiegend habe das Publikum mit großem Verständnis reagiert. Kötz schätzt, dass viele dann erleichtert waren und umso lieber kamen, als die neue Regelung erlassen war, die mehr Sicherheit für die Besucher bedeutete. Auch als Folge der umständlichen Planungen schließt das Festival, das sich zu fast zwei Dritteln durch Kartenverkäufe und Verzehreinnahmen finanziert, dieses Jahr mit einem Defizit von mindestens 200.000 Euro ab. Ausgeglichen wird dies allerdings durch einen Kulturfonds des Bundes. Bereits im Vorfeld des Festivals, das am 1. September begonnen hatte, hieß es, dass eine Besucherzahl von mindestens 80.000 benötigt werde, um die Unkosten zu decken. 2019 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Ludwigshafener Festivals. Etwa 120.000 Besucher wurden damals gezählt und circa 112.000 Eintrittskarten verkauft.

Positive Resonanz von Gästen

Der Stellenwert des Festivals in der Branche blieb indessen auf gleichem Niveau. Die positive Resonanz von Festivalgästen habe erneut gezeigt, dass man gerne auf die Parkinsel komme und diese sich zum Treffpunkt der Branche entwickelt habe – Kötz vergleicht den Stellenwert der Veranstaltung mit demjenigen, den früher  das Festival im bayerischen Hof hatte. Bestätigt sieht sich das Festival auch in der Entscheidung, von vornherein auf eine Live-Veranstaltung zu setzen und keine Online-Ergänzungen vorzusehen. „Live ist der richtige Weg“, sagte Kötz, der angesichts der eigenen Erfahrung einen kulturpolitischen Vorschlag macht.

Angesichts des Umstands, dass vornehmlich durch Eigeneinnahmen finanzierte Kulturveranstaltungen noch immer Unsicherheiten in der Planung zu berücksichtigen hätten und es noch offen sei, ob das gewohnte Publikum rasch und in großer Zahl zurückkehren werde, sollte der Bundeskulturfonds weiterhin Risiken abfedern helfen. Kötz hielte es auch angesichts der Tatsache, dass andere Kulturbereiche hoch subventioniert sind und keine oder kaum wirtschaftliche Risiken zu tragen haben, angemessen, wenn ein solcher Fonds zur dauerhaften Einrichtung würde. Das Festival auf der Parkinsel, das zum 17. Mal dort stattfindet, geht an diesem Sonntag zu Ende. 

Info: festival-des-deutschen-films.de

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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