Filmfestival Ausblick mit Fragezeichen

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Thomas Groß
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Ludwigshafen. Der Spätsommer der Kultur ist zu Ende. Maifeld-Derby und Zeltfestival gingen so reibungslos über die Bühne wie der Spielzeitauftakt der regionalen Theater sowie, schon früher, die Wiedereröffnung der Kinos und Veranstaltungshäuser. Und das Ludwigshafener Festival des deutschen Films hat sich erneut als erfolgreichstes Festspielevent der Region behauptet. Ist wieder alles beim Alten in Sachen Kultur? Mitnichten, Veranstaltungen sind weiter nur mit Auflagen möglich. Und das erfolgsverwöhnte Ludwigshafener Festival, das bis zu Dreiviertel des Etats durch Kartenverkäufe deckt, hat mit einem Defizit abgeschlossen, denn die Besuchszahlen betrugen nur die Hälfte des Jahres 2019.

Ein Sonderfonds des Bundes hilft aus, so dass die 17. Festivalauflage sorglos bilanziert werden kann. Aber über der Zukunft der Kultur, vor allem der nicht und niedrig subventionierten, stehen Fragezeichen. Das Filmfest war das erste Ereignis, das nur für Geimpfte und Genesene (sowie Personen, die nicht geimpft werden können) geöffnet hatte. Bald könnte 2G zum Normalfall werden. Anders als jetzt in Ludwigshafen wären dann keine weiteren Einschränkungen nötig. Ob das aber auch die notwendige Planbarkeit und Wirtschaftlichkeit gewährleistet? Niemand weiß, wie lange noch auf Bundeshilfen zu vertrauen ist. Und ob Besucher überhaupt im vor der Pandemie üblichen Maß zurückkommen werden, ist ebenfalls offen.

Gut möglich, dass das Neben- und Miteinander von hochsubventionierter und mit privatem Risiko getragener Kultur bald weniger einträchtig erscheinen wird. Denn dass der Kreis der Subventionierten nicht dauerhaft vergrößert wird, scheint ja klar – erst recht angesichts der nicht absehbaren Folgekosten der Pandemie. Der Legitimationsdruck, der auf öffentlichen Musentempeln lastet, wird wachsen. Und es schadete durchaus nicht, wenn die entsprechende Diskussion nicht nur zwischen Vertretern der Branche und der Kulturpolitik geführt würde. Denn wie viel und welche Kultur wir uns leisten wollen, geht schließlich alle an.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.