Unterhaltung

Loriot lebt! Eine gelungene Hommage in der Mannheimer Klapsmühl'

Die Genialität von Vicco von Bülow, alias Loriot, begeistert auch hundert Jahre nach seiner Geburt das Publikum. Das Mannheimer Klapsmühl' Ensemble überzeugt in einer Hommage zwischen Weihnachten und Silvester

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Seit 1998 zeigt das Ensemble der Mannheimer Klapsmühl’ am Rathaus zwischen Weihnachten und Neujahr das Beste aus Loriots großem Werk. © Michael Ruffler

Mannheim. Loriot ist Kult. Auch und insbesondere hundert Jahre nach seiner Geburt als Vicco von Bülow.

In der Mannheimer Klapsmühl‘ gehören Sketche des genialen Beobachters mit schrägem Humor und vortrefflicher Formulierungskunst seit 1998 zum Programmfinale zwischen Weihnachten und Silvester. Alle Jahre wieder jubelnd beklatscht. Auch diesmal.

Zwangspause in der Klapsmühl': Humor oder Technik?

Das Leben ist voll von Überraschungen. Nicht nur in Loriots Miniatur-Geschichten. Auch bei deren Aufführung. Ist die technische Panne zum Spielbeginn Teil eines Sketches? Oder handelt es sich um einen jener berühmt-berüchtigten Gags, die der Alltag zu inszenieren pflegt?

Eine Szene aus "das Beste von Loriot" in der Mannheimer Klapsmühl'. © Michael Ruffler

Als Josefin Lössl die kurze Zwangspause mit kurvigen Verkehrsgeschichten aus dem aktuellen Dusche-Programm umfährt, dämmert: Es sind echte Sicherungen durchgeknallt. So manche Zuschauerinnen und Zuschauer haben ein doppeltes Déjà-vu-Erlebnis : Weil sie die Sketche bestens kennen und schon vor Jahren erlebt haben, wie das Dusche-Dreigestirn Josefin Lössl, Hans Georg Sütsch und Wolfgang Schmitter sowie Gerhard Pappe, frühes Ensemblemitglied, die Loriot‘sche Typenvielfalt facettenreich verkörpern.

Eine Hommage an die Vielfalt des Humors

Die Hommage an einen Humoristen, der Kabarett, Gesellschaftssatire, Comedy und Burleske vereint, ist eine köstliche Ensemble-Leistung mit wechselnden Gruppierungen - aber auch mit Solo-Höhepunkten. Wenn beispielsweise Schmitter den ach so kompetent wirkenden Sprechblasen-Blender als „Hier und heute“-Politiker draußen im Lande gibt.

Loriot sitzt im Sketch "Der 70. Geburtstag" auf dem legendären Biedermeiersofa. © Radio Bremen

Wenn Sütsch als Double des gefürchteten Literaturrezensenten Reich-Ranicki, der so manchen Roman als „ganzzzz und garrr missraten“ zu verreißen pflegte, das südpfälzische Bahnverbindungen-Kursbuch hymnisch rühmt. Wenn Pappe dazu aufruft, Blut, Särge, warme Decken und Zahnersatz für eine unbeachtete Minderheit zu spenden - Vampire. Wenn Lössl als TV-Ansagerin zungenverknotend, aber mit prononciertem „ti-äitsch“ durch die personenreiche Handlung einer englischen Krimiserie lotst.

"Das Beste von Loriot" in der Klapsmühl'

Klar, ist eine Programmauswahl nach dem Motto „Das Beste von Loriot“ subjektiv. Aber es gibt unverzichtbare Kult-Klassiker, die sich längst in unserem kollektiven Gedächtnis eingeprägt haben. Und die gehören natürlich zur Klapsmühl-Revue wie das rote Sofa. Wenn nicht gerade jene Hotel-Badewanne auf der Bühne prangt, die Komik-Kino im Kopf aktiviert.

Der legendäre Badewannen-Sketch von Loriot in der Mannheimer Klapsmühl'. © Michael Ruffler

Wer kennt nicht das hin und her plätschernde Streitgespräch zwischen Dr. Klöbner und Herrn Müller-Lüdenscheidt um das Einlassen von Wasser wie einer Gummiente - in der Klapsmühl- Wanne präsentieren sich die Herren übrigens leibhaftig (fast) im Adamskostüm. Und natürlich darf der 66-jährige Rentner Erwin Lindemann mit dem 500 000-Mark-Lottogewinn nicht fehlen, dessen vor der Kamera gestammelten Zukunftspläne in den legendären Satz münden: „Und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herren-Boutique in Wuppertal…“. Darauf ein „Du dodli di - Do dudl dö“, das einige Sketche später mit Diplom einstudiert wird.

Die Klapsmühl'-Revue zeigt Loriots zeitlose Sketche

Bei der Loriot-Zeitreise geht es selbstverständlich auch um jene viereinhalb Minuten, die eine Hausfrau beim Kochen des Frühstückseis im Gefühl zu haben glaubt - was den Ehegatten zu Mordgelüsten treibt, jedenfalls verbal.

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Zweideutig, aber hübsch jugendfrei „saugt und bläst der Heinzelmann, wo sonst nur die Hausfrau saugen kann“ - beim weinseligen Vertreterbesuch rund um einen Staubsauger mit Haartrocknerfunktion. Und bei der Zugabe erfährt das Publikum, dass ein Trompeter nur theoretisch in eine Geige bliese, aber dabei nicht praktisch bläse. Es grüßt der Meister des Konjunktivs!

Bis einschließlich 30. Dezember, jeweils 20 Uhr, bringt die Klapsmühl „das Beste von Loriot“ mit großer Spielfreude auf die Bühne. Infos: www.klapsmuehl.eu

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