Mannheim. Die Karriere von Gringo Mayer nimmt weiter Fahrt auf. Wie sehr, das zeigt sich beim Auftakt des 7. Zeltfestivals Rhein-Neckar (hier unsere Besprechung des ganzen ersten Abends) am frühen Freitagabend. Wenn dabei im Palastzelt nicht gerade ikonische Bands wie Anthrax oder Megadeath vor anderen Metal-Größen auftreten, ist es schon sehr ungewöhnlich, was bei wunderbarem Frühlingswetter und spannender Verpflegung auf dem Festivalgelände bereits vor 18 Uhr im Palastzelt abgeht: Da warten gut 2000 (der am Ende des Tages rund 3000) Besucherinnen und Besucher in freudiger Erwartung des Vorprogramms. Das hat Veranstalter Timo Kumpf mit dem Mannheimer Mundart-Indie-Rocker bestückt. So hat sich ein kurpfälzisch-österreichisch-bayerischer Dialekt-Gipfel gefunden, mit den kommerziell sehr erfolgreichen Seiler & Speer und dem virtuosen musikalischen Abrissunternehmen LaBrassBanda.
Stefan Dettl stimmt „Gringo! Gringo!“-Rufe an
Die Blasmusik-Rocker um Sänger und Trompeter Stefan Dettl verwandeln das Palastzelt zwar bis 22 Uhr in einen ekstatisch tanzenden Hexenkessel – was stimmungstechnisch kaum zu toppen ist. Aber der Frontmann aus dem Chiemgau hatte für Gringo Mayer auf dem Höhepunkt der eigenen Show ultimatives Lob parat: Erstmal preist Dettl Veranstalter und das „Babbeln, Blech & Bier“-Konzept, dann bekennt er: „Ich versteh’ ja koa Wort von eurem Dialekt. Aber der Gringo backstage – i hab’ mi sofort schockverliebt in den Typen!“, nutzt er das neue Modewort aus dem Bayern-München-Kontext. Und stimmt einen frenetischen „Gringo! Gringo!“-Schlachtruf an, in den die Fans wuchtig einstimmen.
Zwei Bläser wie bei Seiler & Speer
Die Lorbeeren hat sich der 1988 als Tim G. Mayer in Ludwigshafen geborene Ex-Sänger der Indie-Band Die Felsen mit seiner Kegelband redlich verdient. Wie später Seiler & Speer fährt er bei diesem Auftritt zweimal Blech auf: Neben dem polyvalenten Julian Maier-Hauff verstärkt erstmal Trompeter Stephan Udri das Quartett, bei dem Bläser Jeremy Dhôme am Schlagzeug und Bassist Juri Schweizer dafür sorgen, dass auch die Neugierigen beim ersten Lied „Alla Hopp“ mächtig mitgrooven.
Der ziemlich Bloomal-verdächtige Mayer ist spürbar beeindruckt von der Kulisse: „Ich wollt grad sagen, dass jetzt alle vom Bierstand reinkommen sollen. Aber es sind ja schon 5000 von 3000 da“, witzelt er. Bei „Mo gugge“ macht sich der zweite Bläser schon positiv bemerkbar. Dann ist es wirklich imposant wie seine besten (und bösesten) Lieder vom Publikum bis in kleinste Details der Betonungen mitgeschmettert werden: „Ruh da driwwe“ und „Viel zu arg“ werden so zum triumphalen Doppelpack. „Herzlichen Dank, Ihr seid brutal“, sagt der Hauptdarsteller.
Am 20. Juli mit „Ahjoo“ bei „Inas Nacht“
Da weiß er noch nicht, dass bei der Fußballabrechnung „Gibt’s do net“ die Stimmung zu Stadionatmosphäre ausartet. Ähnlich intensiv gerät „Ahjoo“, das auf dem Weg zur neuen Pfälzer Nationalhymne ist. Und am 20. Juli bei Gringo Mayers Auftritt in Ina Müllers Kultsendung „Inas Nacht“ zu hören sein wird, wie der 34-Jährige auf Anfrage verrät. Nach dem Motto „Erbarme, zu spät – die Pälzer Kumme!“ könnte das den bundesweiten Durchbruch markieren.
Live funktionieren aber auch schon die Vorboten des zweiten Albums „Ihr Liewe Leit“, das am 1. September erscheinen soll: Der Samba „Oh Jesses“ und die frisch veröffentlichte Single „Äni rache“ passen wunderbar ins Programm, das nach nur 40 Minuten mit dröhnenden, aber aufgrund des Zeitplans unerhörten Zugaberufen endet. Danach als etablierter Act auftreten zu müssen, ist kein Vergnügen: Aber Seiler & Speer halten dank großer eigener Fan-Gefolgschaft, opulenter Bühnen-Show und Besetzung das Level an Begeisterung mühelos. (Separater Bericht zu den Auftritten von LaBrassBanda und Seiler & Speer folgt)
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