Mannheim. „Stellt euch das Meer vor, stellt auch den Strand vor - das Wetter haben wir ja heute schon“, sagt Jazzsängerin Juliana Blumenschein einläutend zu ihrem neuen Stück „Salvador“ - eine Sehnsuchts-Hommage an die brasilianische Stadt Salvador da Bahia. Und zumindest, ließe sich vielleicht hinzufügen, fließt ja der Neckar nur einen kleinen Spaziergang weit von der Sommerbühne der Alten Feuerwache in Mannheim entfernt, wo Blumenschein und ihr Duo-Partner Florin Küppers an diesem gefühlt (vielleicht auch objektiv) bislang heißesten Tag des Jahres auftreten.
Die beiden sind ein hör- und spürbar eingespieltes Team
Blumenschein-Küppers, Gitarre-Gesang: Die Künstlerin und der Künstler bringen bei dem Freiluftkonzert die Kernstruktur der von ihnen präsentierten Songs zum Vorschein - viele davon sind Klassiker der Jazz-Literatur, einige der eigenen Schreibfeder entflossen. Die beiden sind ein hör- und spürbar eingespieltes Team, immerhin musiziert die Deutsch-Brasilianerin seit über fünf Jahren mit dem Gitarristen in ihrem Blumenschein-Quintett, mit dem sie auch schon zweimal zu Gast auf der Sommerbühne gewesen ist. Zuletzt war das vor drei Jahren, zur Veröffentlichung ihres fabelhaften Debütalbums „A Vida“.
Vor nicht langer Zeit haben die Sängerin und Küppers zudem einen Duo-Langspieler aufgenommen, den sie hier nun umfänglich vorstellen, „In Between“ heißt er bezeichnenderweise - übersetzt: „Dazwischen“. Darauf reisen die zwei zwischen der nordamerikanischen Jazz-Tradition des „Great American Songbook“ und der südamerikanischen Klangkultur umher, widmen sich mithin auch dezidiert dem Samba- und Bossa-Nova-Reichtum Brasiliens.
Mit Frank Sinatra erfolgt der Sprung nach Nordamerika
Mit „Brigas Nunca Mais“ - bekannt nicht zuletzt in der João-Gilberto-Interpretation - findet das Konzert seinen gesanglich sanft geschwungenen und auf der Gitarre mit pointiertem Feingefühl instrumentierten Anfang. Das bemerkenswert komplexe, Stimmband-Agilität einfordernde „Forró Brasil“ sorgt dagegen bald für erhöhten Puls-Takt und der muntere Enten-Samba von „O Pato“ für ein beschwingtes Zuhörer-Gemüt.
Mit Frank Sinatras „I’ve Got the World on a String“ erfolgt der konzis swingende Sprung nach Nordamerika, „(In My) Solitude“ singt Blumenschein mit zartem Melancholie-Schmelz und feinstem Tremolo. Und von ihrem Debütalbum präsentiert die Musikerin das strahlend gestimmte Titelstück „A Vida“.
Auf „In Between“ hatten sie und Küppers Gäste wie Sänger Erik Leuthäuser und Vokalistin Viviane de Farias eingeladen. Und auch auf der Sommerbühne wird dieser Abend schließlich doch nicht als reines Duo-Konzert enden. Vielmehr stoßen zu fortgeschrittener Zeit zwei famose Instrumentalisten hinzu - der Schlagzeuger Mateus do Carmo, der an der Mannheimer Musikhochschule studiert (wie Küppers und Blumenschein es vormals auch getan haben), und der brasilianischen Bass-Könner Filipe Moreno, der selbst aus Salvador da Bahia stammt.
Neben dem eingangs erwähnten und im Vierer-Verbund gespielten Lied „Salvador“ überzeugt das Quartett unter anderem auch mit „Sinhá“ - ein Stück, das sich mit dem finsteren Kapitel der Sklaverei in Brasilien befasst - und schließlich mit dem Djavan-Klassiker „Flor de Lis“ als dynamisch-leichtherzige Zugabe.
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