Mannheim. Wie erklärt man Kindern die Evolution? Wie veranschaulicht man ihnen die Entstehung des Lebens auf der Erde? Mit ihrem Theaterstück „Schmorf“ hat das Team um Regisseurin Vivian Schöchlin auf dem Felina-Areal eine musikalische, tänzerische und schauspielerische Reise durch die Entwicklung unseres Planeten unternommen und zugleich dessen Gefährdung durch den Menschen vor Augen geführt.
Schmorf erforscht die Erde
Wer oder was ist eigentlich Schmorf? Jugendliche kennen den Namen eher von Steffen Morfmanns Geschichte vom coolen Schmied aus T.E.A.R.S.Wiki. Hier aber ist Schmorf zunächst ein Haufen Stoff, unter dem es geheimnisvoll brodelt, der sich schließlich zeltartig erhebt und mit den ersten Lebewesen - Algen, Pilzen, Reptilien - auch zwei menschenähnliche Wesen hervorbringt: Mikro und Nano, also die kleinsten Teile des Universums, steigen an Land, mit der Mission, die Erde zu erforschen.
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Was vor 3,6 Milliarden Jahren aus dem Ozean stieg und sich in der Sauerstoff angereicherten Atmosphäre der Erde zu vielgestaltigen Lebewesen entwickeln konnte, musste viele Katastrophen überstehen: der Meteoriteneinschlag, der die Dinosaurier ausrottete, Eiszeiten und Hitzewellen, Kälte, Trockenheit und Nahrungsnot, denen die Säugetiere und ersten Menschen zum Opfer fielen - all das durchspielten Nano und Mikro nicht ohne Schmorf dabei zu informieren.
Klang des Lebens begleitet das Stück
Der Klang des Lebens begleitete sie dabei, wie das Grollen und Beben der Katastrophen, das leise Meeresrauschen, das Atmen und gleichmäßige Pochen der Zeit, die nahtlos in die neueren Jahrhunderte eintauchte. Hier gab es säbelrasselnde Kämpfe, Grenzverschiebungen weckten Neid und Ungerechtigkeiten, zogen aber auch lebensfreudige Ausgelassenheit nach sich. Jubel beim Sport brauste auf, Charleston und Walzer wurden getanzt, jedermann reiste in die weite Welt, die bald unter dem ausschweifenden gedankenlosen Taumel der Menschen stöhnte. Das Fernsehen berichtete vom zerstörten Regenwald am Amazonas, Nachrichten mahnten vor der Verschmutzung der Luft und des Meeres - und Mikro und Nano schwiegen betroffen.
Es waren nur kurze Episoden, knappe Gesten und wenig Worte, mit denen die beiden Darstellerinnen Laura Álvarez und Elisabeth Kaul das Weltengeschehen andeuteten. Als symbolische Exquisiten für Tiere und spielerische Verwandlungen dienten ihnen Hilfsmittel, wie flexible Schwimmnudeln oder faltbare Aufbewahrungsnetze - bewusst gewählte Kunststoffartikel, die zum Schluss die Bühne beherrschten und auf den Plastikmüll hinwiesen, der heute unsere Umwelt in zunehmendem Maße belastet.
Kinder entscheiden für Schmorf
Zweifellos will Regisseurin Vivian Schöchlin mit ihrem Team die Gefährdung unseres Planeten durch das verantwortungslose Verhalten der Menschen deutlich machen. Doch ob diese Aussage in der Kürze der Aneinanderreihung der Entwicklungsschritte und der Schnellebigkeit des Theaterspiels auch von den Kindern verstanden wurde, bleibt fraglich. Auf jeden Fall waren sich alle Anwesenden, als es zur demokratischen Abstimmung über die Existenz von Schmorf ging, einig, er soll nicht gelöscht werden, nicht wegrationalisiert, sondern bleiben.
Weitere Aufführung am Donnerstag, 27. Juli, 16 Uhr.
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