Mannheim. Sachlich, konstruktiv, aufs Wesentliche konzentriert: So wirkt die Architektur des Port 25, des „Raums für Gegenwartskunst“, in der Hafenstraße im Mannheimer Jungbusch, der seit sieben Jahren als städtische Galerie einen festen Platz im Kulturleben der Stadt und Region hat. Ähnlich lässt sich, grob summierend, das Ausstellungsprogramm dort charakterisieren. Und sachlich, aufs Wesentliche, eben die Kunst konzentriert sowie auch konstruktiv wirken und geben sich die beiden Frauen, die für dieses Programm verantwortlich zeichnen, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Kim Behm kam kommissarisch als Leiterin ans Haus, als Stefanie Kleinsorge vor zwei Jahren ihre Position aufgab, um künftig in Ludwigshafen zu arbeiten, wo sie mittlerweile in der Stadtverwaltung den Fachbereich Kultur leitet. Seit einem Jahr verantwortet Behm das Programm im Port 25 gemeinsam mit Yvonne Vogel. Beide haben der Stadt ein Konzept für zwei Jahre vorgelegt; sie verantworten ihren Etat eigenständig, bezahlen daraus Mitarbeiter und nicht zuletzt, worauf sie großen Wert legen, Honorare für die präsentierten Kunstschaffenden.
Mannheimer Stadtgalerie
- Kim Behm (50) und die 55-jährige Yvonne Vogel leiten den Port 25 im Mannheimer Jungbusch gemeinsam seit einem Jahr. Ihr Zweijahresvertrag wurde kürzlich um zwei weitere Jahre vorzeitig verlängert.
- Der Kunstraum wurde 2015 am Verbíndungskanal in der Hafenstraße eröffnet. Er wurde als Ersatz für die vormalige Mannheimer Stadtgalerie in S 4 eingerichtet.
Soeben ist die Vertragslaufzeit im Voraus um weitere zwei Jahre verlängert worden. Insgesamt vier Jahre sind Zeit genug, um eine echte Handschrift deutlich zu machen, Pläne reifen zu lassen und überzeugend in die Tat umzusetzen, sagen die beiden übereinstimmend. Einig sind sie sich auch darüber, dass sie sich in ihrer jeweiligen persönlichen Eigenart gut ergänzen. Vogel, die an der Freien Kunstakademie Mannheim studiert hat, sieht sich eher in der praktisch-gestalterischen Rolle, sie ist die spürbar impulsivere von beiden. Kim Behm sei „diejenige, die schreibt“, sagt Vogel über ihre Kollegin, soll heißen: Die studierte Kunsthistorikerin Behm ist ein ruhiger Pol, übernimmt mehr den theoretischen Part und verfasst zum Beispiel die Mehrzahl der Katalogbeiträge.
Zeigen und vernetzen
Beide hatten schon reichlich Erfahrung im Kunstsektor gesammelt, bevor sie an den Port 25 kamen. Vogel war etwa freiberuflich für die Kunstvereine in Heidelberg und Ludwigshafen tätig, Behm leitete ihre eigene Galerie, wobei sie sich zuletzt die Räume mit dem Mannheimer Galeristen Peter Zimmermann teilte. Beide kennen ebenso gut die regionale wie die überregionale Szene. Beides zusammen, das Regionale wie Überregionale, prägt ihr Ausstellungskonzept. Sie möchten es verzahnen, regionale Kunstschaffende, deren hohe Qualität sie unterstreichen, international vernetzen, zum Beispiel durch Austausch mit der Kunstszene der polnischen Partnerstadt Bydgoszcz.
Beide Aspekte repräsentiert auch das aktuelle Programm: Im Foyer im Erdgeschoss wird die kleine, feine regionale Reihe „Heimspiel“ präsentiert, während im herausfordernde 500 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsraum im Obergeschoss zuletzt die Fotobiennale gastierte. Derzeit baut dort der neue Vetter-Kunstpreisträger Francisco Klinger Carvalho seine Installationen auf, die ab 2. Juli zu sehen sein werden. Im September wird das Obergeschoss dann zum „Raum der Zeichnung“: Die gleichnamige Schau vereinigt ebenfalls regionale und überregionale Positionen.
Keine Frage, es geht hier um die Kunst als solche. Trends hinterherzulaufen ist die Sache dieser Kunstfrauen nicht. Museumsmacher setzten insgesamt zu sehr auf Effekte und Aufmerksamkeit, statt der Kunst selbst zu vertrauen, sagen sie. Behm und Vogel wollen zeigen, dass Kunst eine Welt in sich selbst eröffnet. Sie sei konzentriertes Leben. Behm und Vogel misstrauen Versuchen, künstlerische Erzeugnisse für gesellschaftliche Belange dienstbar zu machen. Kreative Offenheit ist ihnen lieber. Eine Ausstellung soll auch für die gezeigten Kunstschaffenden etwas Besonderes sein, sagen sie. Mit diesem konzentrierten Anliegen wollen sie auch das überregionale Renommee des Port 25 steigern.
Dort sein, wo das Leben ist
Kulturpolitisch drohe die bildende Kunst in die Defensive zu geraten, meinen die beiden. Sie haben deshalb großes Verständnis für die Onlinepetition „Räume für die Kunst!“, mit der Mannheimer Kunstschaffende kürzlich von sich reden machten. Mehr städtische Atelierflächen wären wünschenswert, meint Vogel. Ein spezifisch Mannheimer Problem sei dies freilich nicht.
„Kunst soll da sein, wo das Leben ist“, sagen sie. Deshalb sind sie mit dem Standort im Szeneviertel Jungbusch, das eben auch ein Problembezirk ist, zufrieden. Was den Publikumszuspruch angeht, gebe es ja „immer Luft nach oben“. Und auch dieser Herausforderung stellen sie sich, etwa durch Programmergänzungen in Form von Konzerten und Lesungen. Kunst braucht Raum und hat im Port 25 einen exponierten Ort gefunden. Für Behm und Vogel ist das Verpflichtung und Ansporn gleichermaßen. Sie stellen sich der Sache kreativ und konstruktiv zugleich.
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