Mannheim. Ein familiengeführtes Geschäft mit langer Tradition kehrt Mannheim den Rücken. Leder Rude hat seine Filiale in Q 3 in der Freßgasse aufgegeben und konzentriert sich nun auf den Standort in der Bahnhofstraße in Weinheim. Schon länger habe der Wunsch bestanden, nur noch eines der beiden Geschäfte weiterzuführen, erzählt Michelle Rude, die das Geschäft in der vierten Generation leitet. Zuletzt habe allein die Familie – mit ihrer Schwester und ihren Eltern – den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten. Auf die Dauer sei das mit zwei Filialen zu viel geworden. Dass die Geschäftsaufgabe Mannheim treffen würde, war ursprünglich nicht vorgesehen.
„Die Entscheidung wäre anders ausgefallen, wenn alles nach Plan gelaufen wäre“, bedauert die Inhaberin. Dann kam der 28. Mai, ein Samstag, der den Plan zunichtemachte. Während auf den Planken ausgelassen das Stadtfest gefeiert wurde, fuhr vor dem Lederwarengeschäft die Feuerwehr vor.
Am frühen Abend, kurz nach Ladenschluss, war in einem Lagerraum ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr konnte, laut Polizei, schnell löschen. Doch große Teile des Ladens und des Inventars wurden beschädigt und somit unverkäuflich. „Die Polizei vermutete eine Explosion und sprach von einem ,technischen Brand’“, berichtet Rude. „Doch die genaue Ursache konnte die Kripo nicht feststellen.“ Einen Neuanfang in Mannheim wollte die Familie dann nicht mehr. Jetzt geht es also in Weinheim weiter. „Das ist hier natürlich eine andere Dimension als in Mannheim, aber wir sind zufrieden.“ Die Kundenfrequenz sei geringer, aber auch die Fixkosten. Kunden aus Mannheimer Zeiten seien inzwischen schon nach Weinheim gekommen, berichtet Rude.
1947 gegründet
Julius Rude, der Urgroßvater von Michelle, hatte das Geschäft 1947 mit seiner Frau Anneliese im Jungbusch, in der Dalbergstraße, gegründet. Schrittweise rückte der Laden immer weiter ins Zentrum, war zwischenzeitlich auch mal auf den Planken angesiedelt. In den Hochzeiten gab es vier Filialen, eine davon in Ludwigshafen.
Auch wenn die Unternehmer in Mannheim bleiben wollten, viel habe zuletzt nicht mehr für den Standort gesprochen. „Mannheim ist ein schwieriges Pflaster für den Einzelhandel“, sagt Natascha Rude, und verweist etwa auf „Parkplätze, die weggenommen wurden“. Es sei eine schöne Vorstellung, dass alle mit dem Fahrrad kommen, aber in ihrem Kundenkreis hätten sich viele dahingehend geäußert, dass sie nun nicht mehr in die Innenstadt kämen.
„Unsere Kunden sind nicht die Mannheimer. Wir leben von den Kunden, die von außerhalb kommen, und die sind es gewohnt, das Auto zu benutzen.“ Trotzdem ist eine Rückkehr von Leder Rude möglich: „Wir wollen es nicht ausschließen. Wir sind Mannheimer, das ist unsere Herzensstadt. Jetzt machen wir eine Mannheim-Pause.“
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