Mannheim. Der Abend des Jazzfests ist nach einem Hersteller von Luxusautomobilen benannt. Von diesen Gefährten sind welche prominent auf den Vorplatz des Rosengartens abgestellt. Thomas Siffling begrüßt selbst zum Jazzfestival Mannheim und dankt den Sponsoren. Auf die von ihm rhetorisch angeschnittene Frage, warum Mannheim noch ein Jazzfestival brauche, werden am Abend einige Bausteine der Antwort geliefert.
Triosence sind deutlich mehr als nur eine Vorband für Curtis Stigers. Hierzulande können Sie ihm an Jazzreputation mit Leichtigkeit das Wasser reichen. Die Formation des Pianisten Bernhard Schüler mit Tobias Schulte an Schlagzeug und Perkussion sowie Omar Rodriguez Calvo am Kontrabass steht in der Tradition nordeuropäischer Jazztrios wie e.s.t. oder Tingvall Trio.
Die „Wonder Why“-Gefahr
Die Eigenkompositionen bestechen durch eingängige, schöne Melodien, der Beat ist gerne binär mit Anklängen an Pop, Rock, Latin und World Music. Am Anfang wird die rhythmische Präzision durch die für das Jazztrio anspruchsvolle Akustik des Musensaals im Rosengarten etwas beeinträchtigt. Die lebendige Spielfreude bringt die Musiker und die Musiker mit dem Publikum schnell zusammen - das Konzert macht Spaß. Mal werfen sich Bass und Piano gegenseitig die Bluenotes zu, mal überrumpelt das Trio die Zuhörer mit Fullstops. Die Musiker können sowohl elegisch mit gestrichenem Kontrabass als auch rasanten Swing mit Tempoverdopplungen und immer wieder auch sehr eingängige Melodien wie von Kinderliedern. Stehender Applaus im zu zwei Dritteln gefüllten Saal führt zu einem Jazzwalzer als Zugabe.
Wenn Jazzmusiker in den Charts Ruhm errungen haben, dann sind sie oft auf Abwegen gewandelt, so auch Curtis Stigers. Sein Soft-Rock-Titel „I Wonder Why“ hat ihn zu Beginn der 90er Jahre so bekannt gemacht, dass er als Jazzmusiker Gefahr läuft, zu Unrecht in dessen Schatten zu stehen. Curtis Stigers ist ein begnadeter Entertainer. Er kommuniziert direkt mit dem Publikum. Im Quartett mit Klavier, Kontrabass und Schlagzeug singt und spielt er am Saxofon sowohl Jazzstandards wie „My Funny Valentine“ in einer sehr intensiven Version oder „Summertime“ mitreißend und groovend als auch seine eigenen Erfolge, die er sich als Jazzmusiker neu anverwandelt hat.
Frage-Antwort-Battle
Seine Mitstreiter sind fantastisch, besonders Matthew Fries, der bei einem Solo zu „Centerpiece“ witzig re-harmonisiert und sich selbst ein Frage-Antwort-Battle zwischen rechter und linker Hand beschert. Curtis Stigers versprüht Charme, wenn er das Timbre seiner Stimme mit langen Tönen ausreizt, wenn er rauchiges R’n’B-Saxofon spielt, er das Publikum mit gospeligem A-cappella-Sologesang verblüfft, und wenn er zwischen den Titeln witzelt. Wiederum nach stehendem Applaus und Zugabe ist es bereits elf Uhr geworden.
Der Abend geht noch weiter im Ella & Louis mit einer Club-Session mit Olaf Schönborn und Nicolai Danecker und in der Eva & Sepp Herberger Lounge mit Kitsch & Gewitter.
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