Kunstpreis

Das hat es mit dem Eklat um den Mannheimer Midcareer Award auf sich

Michael Volkmer will das Preisgeld des Mannheimer Midcareer Award nicht annehmen. Grund: die NS-Vergangenheit des Stifters. Das verursacht einen Eklat.

Von 
Georg Spindler
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Michael Volkmer will das Preisgeld des Mannheimer Midcareer Award nicht annehmen und stiftet es. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Nach dem Eklat die Wogen glätten: Das scheint die Devise aller Beteiligten nach den Irritationen um den erstmals vergebenen Mannheim Midcareer Award an den Pfälzer Künstler Michael Volkmer. Die mit 10.000 Euro dotierte, vom Kulturamt der Stadt und der Heinrich-Vetter-Stiftung ausgelobte Auszeichnung soll Kunstschaffende der Generation 40+ würdigen.

Nun hat Volkmer aber wenige Tage vor der Preisverleihung, die für Freitagabend in der städtischen Galerie Port 25 terminiert war, dem Kulturamt mitgeteilt, er wolle das Preisgeld nicht annehmen. Stattdessen möchte er es an „kulturbezogene Initiativen und demokratiefördernde Projekte“ spenden.

Künstler Volkmer: Vermögen sei durch die „Arisierung“ jüdischer Betriebe vermehrt worden

In einer Erklärung bedankte sich Volkmer bei Kulturamt und Vetter-Stiftung für die Auszeichnung; sie sei eine wichtige Anerkennung für ältere Kulturschaffende. Ausdrücklich lobte er auch das kulturelle und soziale Engagement der Vetter-Stiftung. Allerdings habe er Probleme mit dem Namensgeber der Stiftung und der Herkunft des Vetterschen Vermögens.

Dies sei in der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem durch die sogenannte „Arisierung“ jüdischer Betriebe und den Verkauf von SA- und SS-Uniformen vermehrt worden. Heinrich Vetter sei bereits 1933 NSDAP-Mitglied gewesen und habe der SA angehört. „Nach 1945 hat er meines Wissens zeitlebens zu all dem geschwiegen“, kritisierte er.

Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärte Volkmer, auch wenn ihm die im Mannheimer Stadtarchiv gut dokumentierten Tatsachen eigentlich bekannt gewesen seien, habe er sich „noch einmal näher informiert“. Er sei zuerst darüber informiert worden, dass eine Ausstellung von ihm im Port 25 vorgesehen sei, die habe er zugesagt. Erst einige Zeit danach sei ihm mitgeteilt worden, dass er auch den Award erhalten würde.

Ausstellung im Port 25 kurzzeitig geschlossen und nun wieder geöffnet

Nun zum Eklat: Nach seiner Ankündigung, das Preisgeld zu spenden, so Volkmer, sei er von Mitarbeitenden des Port 25 telefonisch beschimpft worden. Auch habe man ihm die Schließung der Ausstellung angedroht. Tags darauf sei dann auch geschlossen worden. Nach seiner Beschwerde beim Kulturamt sei sie wieder geöffnet worden. Dies schrieb Volkmer Bekannten in einer vertraulichen E-Mail, die aber durch eine Indiskretion an Medien weitergeleitet wurde.

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Gegenüber dieser Redaktion berichtete Volkmer, inzwischen habe er mit den Kuratorinnen von Port 25 gesprochen. Sie hätten ihm gesagt, eine technische Störung sei der Grund für die eintägige Schließung der Ausstellung gewesen. Außerdem hätten sie Droh-Mails erhalten. Eine Anfrage dieser Redaktion per E-Mail haben die Kuratorinnen nicht beantwortet.

Am Freitag reagierten die Vetter-Stiftung, das Mannheimer Kulturamt und die Galerie Port 25 in einer gemeinsamen Erklärung. Volkmers Haltung werde von allen drei Institutionen respektiert und die Preisvergabe nicht infrage gestellt. „Zu keinem Zeitpunkt“ sei eine Schließung der Ausstellung ein Thema gewesen. Man distanziere sich jedoch „von dem Handeln des Künstlers, Inhalte aus privaten Gesprächen in die Öffentlichkeit zu tragen“. Gegenüber dieser Redaktion betont Volkmer, seine mit dem Kulturamt und dem Port 25 im Zusammenhang mit den Differenzen geführten Gespräche könne man nicht als privat einstufen.

Redaktion

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