Konzert

Saisonstart der Mannheimer „Pro Arte“-Reihe mit VOCES8: Ein Abend voller musikalischer Vielfalt

Das britische Vokalensemble VOCES8 begeistert zum Saisonstart der Mannheimer Pro Arte-Reihe in der Christuskirche.

Von 
Hans-Günter Fischer
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VOCES8 bei ihrem Kontert in der Mannheimer Christuskirche. Das Ensemble (v.l.): Andrea Haines (Sopran), Eleonora Poignant (Sopran), Katie Jeffries-Harris (Alt), Chris Wardle (Altus), Blake Morgan (Tenor), Euan Williamson (Tenor), Christopher Moore (Bariton) und Dominic Carver (Bass). © Markus Proßwitz / masterpress

Mannheim. Bitte nicht versehentlich den Rosengarten ansteuern, wo die Konzerte von „Pro Arte“ sonst stattfinden. Sondern in der Oststadt bis zur Christuskirche weiterwandern. Das wird im Dezember auch wieder der Fall sein müssen – wenn die King’s Singers dort auftreten. Doch jetzt, zum Mannheimer Saisonstart der Konzertreihe, singen die Landsleute von VOCES8. Die A-cappella-Formation, in London ansässig, doch mit einer enormen Reichweite im Internet, lässt in der vollbesetzten Christuskirche rasch erkennen, was sie so beliebt macht: mit ihrem Programm „Draw On Sweet Night“, das die Musikepochen eng zusammenrücken lässt.

Die Reise führt vom 16. ins 21. Jahrhundert (und auch oft wieder zurück), aber das Nachtprogramm wirkt dennoch immer homogen. Obwohl nicht nur die Zeiten, sondern auch die Stile stark durchmischt sind, zwischen geistlicher Musik und Jazz- beziehungsweise Popsongs gibt es in den anderthalb Konzertstunden so gut wie alles.

Der Gesang bleibt immer rein- und volltönig

Und das Beste dabei: Alles wird auch auf gleich hohem Level abgeliefert. Das gilt schon für die Sakralchorwerke aus dem 16. Jahrhundert. Ein paar wenige Alte-Musik-Spezialensembles mögen hier noch eine größere Durchdringung bieten können, doch auch VOCES8 legen viel Sorgfalt in die Transparenz der Stimmverläufe. Der Gesang bleibt dabei immer rein- und volltönig, etwa in Thomas Tallis‘ kurzem Meisterwerk „Te lucis ante terminum“ – zu singen, wenn die Mönche sich zur Nachtruhe begeben. „Very simple“ sei das alles, hören wir von VOCES8. Es folgt eine vom Komponisten Alec Roth geschaffene moderne Adaption des Textes, sie ist polyphoner, raffinierter. Doch die klösterliche Reinheit bleibt. Denn auch die zeitgenössische Musik an diesem Abend will auf keinen Fall als Zumutung erscheinen: Wenn Karensa Briggs in „Media Vita“ die Harmonik etwas schärft und auflädt, muss kein Mensch Reißaus nehmen.

An der Schnittstelle von Folk und Pop

Doch von den Pop- und Jazzsongs wird das Publikum natürlich noch mehr angezogen. Don McLeans Hit „Vincent“ ist dafür vielleicht das Beispiel, das am meisten einschmeichelt – wie oft bei diesem Singer/Songwriter, befindet er sich musikalisch an der Schnittstelle von Folk und Pop. Tenor Blake Morgan liefert dazu in der Christuskirche butterweiche Lead Vocals.

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Die Jazznummern dagegen haben Swing und Tempo, in „April in Paris“ und „The Masquerade is Over“ wird besonders aus den tiefen Chorstimmen eine das Schlagzeug und den Kontrabass vergessen machende, äußerst vitale Rhythmusgruppe. Und dann gibt es noch eine Hommage an eine britische Ikone: den Geheimdienstmann James Bond. Zum einen mit „You Only Live Twice“, aus jenem Film, in dem der Held mit der Lizenz zum Töten seine eigene Bestattung erster Klasse simulierte. Und zum anderen mit „For Your Eyes Only“, einer der schönsten aller Bond-Schnulzen. Damals sang Sheena Easton. In der Christuskirche fällt vor allem Bass Dominic Carver auf.

Dass die Begeisterung für das Programm und die Performance riesig ist, muss kaum erwähnt werden. Zumal auch noch die vielen pointensatten, ironiedurchtränkten Ansagen der Chormitglieder integraler Teil der Show sind.

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