Es ist wie ein Ritterschlag, vom Münchner Edelplattenlabel ECM ins Tonstudio zitiert zu werden. Jedenfalls für einen Jazzer. Benny Lackner hat bereits als Teenager davon geträumt, wie er uns nach dem Mannheimer Konzert im ausverkauften Club Ella & Louis freimütig gesteht. Der Pianist ist mittlerweile 46 Jahre alt, sein Traum hat sich erfüllt. Wir fragen: Was ist das Geheimnis einer ECM-Aufnahme? Wie lässt sich erklären, dass unter den Fittichen des legendären Produzenten Manfred Eicher diese einzigartig konzentrierte Session-Atmosphäre herrscht?
Eicher wirke zunächst ein bisschen einschüchternd, sagt Lackner. Häufig stehe er einfach am Fenster. Wenn er sich nicht rühre, heiße das, man solle immer weiterspielen. Weitersuchen. Nicht gleich alles auf den Tisch knallen.
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Mit dieser „europäisch“ kammermusikalischen Bedächtigkeit geht das Quartett von Lackner auch in Mannheim vor. Der Norweger Mathias Eick, der schon zum ECM-Establishment gehört, bläst die Trompete. Ausgesprochen luftig, mit gesanglichen Phrasierungen. Nur selten lodert eine helle Stichflamme empor. Auch ohne die Trompete, mit der Kopfstimme, singt Eick des Öfteren. Genaugenommen summt beziehungsweise säuselt er - als sei er eine Elfe aus dem hohen Norden.
Benny Lackner selbst übt sich in noblem Understatement. Die Akkuratesse und Klarheit seines Anschlags sprechen ja für sich. Es klingt, als habe er nie etwas anderes gemacht als ECM-Platten.
Lackner ist Deutsch-Amerikaner (und ein Schüler von Brad Mehldau), seine Großeltern lebten in Santa Barbara. „Camino Cielo“ nennt sich daher eines seiner Stücke, nach den Bergen, die sich hinter dieser Stadt in Kalifornien auftun. Die Musik führt aber nicht in schroffe Felswände. Eher durch eine sanfte Hügellandschaft.
Gezüchtigte Trommeln
Auch Paul Klebers Kontrabass lässt nichts zu Tal donnern. Das Instrument wird nie hart angepackt, sondern gestreichelt und gekrault. Das Schlagzeug spielt auf der besagten ECM-Aufnahme (mit dem Titel „Last Decade“) ein veritabler Star: Manu Katché. In Mannheim ist er leider nicht dabei, von Matthieu Chazarenc wird er indessen hochwertig vertreten. Der Franzose setzt ganz eigene Akzente, aber ECM-typisch sind sie durchaus: Er züchtigt seine Trommeln kaum einmal mit harten Stöcken. Sondern sucht nach Klangfarben. Wenn nicht nach Melodien.
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