Mannheim. Fetzige Klänge, romantische Weisen, mitreißende Choreografien: In der Baumhainhalle des Luisenparks lag zwei Tage lang Musik in der Luft: Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar, das der Mannheimer Morgen mit der Bundesgartenschau organisierte, hat am Wochenende zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Halle gelockt. Von 10 Uhr an gaben sich am Sonntag weitere 13 Chöre die Ehre. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterhielten das Publikum mit einem vielseitigen Programm voller Höhepunkte. Und beim Wettbewerb ging es auch um Geld- und Sonderpreise. Dafür hat die Fachjury die musikalischen Beiträge unter die Lupe genommen. Das Expertentrio setzte sich aus dem Dirigenten Tristan Meister, Friederike Stahmer, Professorin für Kinder- und Jugendchorleitung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover sowie Stefan M. Dettlinger von der MM-Kulturredaktion zusammen. Am zweiten Tag sorgten die Auftritte in den Kategorien Pop-und Jazzchöre, Gemischte Chöre, Jugendchöre und Vokalensembles Pop/Jazz für viel Schwung.

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„Ich bin glücklich aber natürlich nicht überrascht, dass die Halle trotz der frühen Morgenstunden schon gut gefüllt ist“, sagte Meister gut gelaunt zur Begrüßung. Er freute sich, dass nicht nur Chorsänger unter den Zuschauern waren. Stahmer war davon angetan, wie das Publikum zuhörte. „Das Publikum ist sehr aufmerksam und gleichzeitig wertschätzend“, sagte sie. „Das wird auch belohnt mit den Beiträgen der Chöre.“ Das Niveau der teilnehmenden Chöre sah Meister als sehr hoch an. Auch für die Vielseitigkeit der Vereine hatte er lobende Wort. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so viele Chöre verschiedener Couleur mit so breitem Repertoire werden.“ Das sei nicht zuletzt auch bei der Kategorie Kinder- und Jugendchor sichtbar. „Wahnsinn, was da abgeliefert wird. Großartig.“ Stahmer sah das ähnlich. „Es ist eine Freude zu sehen und zu hören, was für tolle Kinder- und Jugendchorarbeit gemacht und was für ein qualitatives Fundament gelegt wird.“ Beeindruckend sei auch der Schwierigkeitsgrad der Beiträge.
Mit der Kategorie Pop- und Jazz-Chöre ging es los: Der Heidelberger JazzChor unter der Leitung von Joachim Berenbold eröffnete diese Runde des Wettbewerbs mit der entspannten Midtempo-Nummer „Never Never Land“, die zum Träumen einlud. Im Anschluss servierten die Sängerinnen und Sänger das flotte „Abschied vom Walde“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, bevor sie mit dem leicht melancholischen „New York City Rhythm“ herbstliche Stimmung verbreiteten. Der Chor New Voices startete seinen Auftritt mit dem etwas düsteren „Audite, Silete“ von Michael Praetorius aus dem 16. Jahrhundert, welches von Lorenz Meierhofer arrangiert wurde. Die Gruppe sang zudem das schwedische Lied „Vem kann segla förutan vind?“, bevor sie „Sixteen Tons“ intonierte, das Ungerechtigkeiten anprangert. Den Klassiker „My funny Valentine“ gab der Chor NoNames mit viel Pathos zum Besten. Ihr „Celtic Dance“ von Kirby Shaw entführte das Publikum ins idyllische Irland, bevor sie ihr von Chorleiter Dieter Scheithe arrangiertes Potpourri „Regen Regen Regen - ein ziemlich feuchtes Medley“ zum Besten gaben. Der Name war Programm: Der Chor kreierte aus Hits von „Crying in the Rain“ bis zu „It’s Raining Men“ ein Potpourri aus Songs, bei dem es um Niederschläge geht. Dazu lieferten die Sängerinnen und Sänger eine packende Choreografie.
Afrikanische Lebensfreude im Saal
Beim Auftritt der Swinging Bees sorgte Dirigentin Sabine Goetz mit dem Lied „Biene Maja“ von Karel Richard Svoboda nicht nur für gute Laune, sondern ließ das Publikum auch mitsingen. Romantische Stimmung war bei „The Rose“ von Amanda McBroom angesagt, während das Lied „Männer muss man loben“ von Barbara Schöneberger mit einem Augenzwinkern zwischenmenschliche Beziehungen auf die Schippe nahm. Bei den gemischten Chören gab sich Mokole als erstes die Ehre. Die Gruppe fiel nicht nur optisch mit ihren Kleidern, Oberteilen und Röcken mit buntem Print auf. Der Afrika-Chor aus Heidelberg unter der Leitung von Eva Buckman brachte afrikanische Lebensfreude in den Saal. Die Gruppe sang unter anderem den Gospel „Kuliko“ auf Kisuaheli. Auch der Singkreis St. Aposteln e.V.: Viernheim, der von Martina Egli geleitet wird, hat ein breitgefächertes Repertoire, von geistlicher bis weltlicher Literatur, erzählte Raimund Käser, Erster Vorsitzender des Vereins. Die Buga sei für den Chor kein Neuland, denn dort ist die Gruppe schon zweimal aufgetreten, verrät Käser. An diesem Sonntag bot der Chor das getragene „As torrents in summer“ sowie das fröhliche „Balletts to five Voyces: Now ist the Month of Maying“ von Thomas Moreley. Über die Teilnahme der beiden Jugendchöre freute sich die Jury besonders. Und so tanzte der Kinder- und Jugendchor des MGV 1847 Heddesheim e.V bei „A Round of three countrydances in one“ nicht nur ausgelassen, sondern machte sich mit dem Lied „The earth is my mother“ Gedanken um den Umweltschutz. Den Klimawandel griffen auch die Kinder und Jugendlichen der Juventus Vocalis mit dem „Earth Song“ von Michael Jackson auf. Zudem begeisterten Solistinnen bei den Liedern „Ave Maria“ von Franz Biebl und „Only in Sleep“ mit glockenhellen Stimmen.
Die Wertungen des zweiten Festivaltages
Kinder- und Jugendchöre
1. Preis: Kinder und Jugendchor des MGV 1847 Heddesheim e.V (Gold/Beste Bühnenpräsentation/22,7 Punkte/600 Euro). 2. Preis: Juventus Vocalis (Gold/22 Punkte/300 Euro).
Pop- und Jazzchöre
1. Preis: NoNames (Gold/23,8 Punkte/600 Euro/Kritikerpreis von Stefan M. Dettlinger für bestes Arrangement/200 Euro). 2. Preis: Heidelberger JazzChor (Silber, 20,8 Punkte, 300 Euro). 3. Preis: New Voices (Bronze/16,8 Punkte/50 Euro). 3. Preis: Swinging Bees Mannheim (Bronze/16,8 Punkte/50 Euro).
Gemischte Chöre
2. Preis: Singkreis St. Aposteln (Silber/20,1 Punkte/300 Euro). 3. Preis: Mokole (Silber/19 Punkte/100 Euro).
Vokalensembles Pop/Jazz
1. Preis: Joyful Voices Das Rote Mikrofon (Gold/22,4 Punkte/600 Euro/Bestes Tagesprogramm). 2. Preis: Rainer’s Finest (Silber/21,4 Punkte/300 Euro). 3. Platz: Belles Couleurs (Silber/19,5 Punkte/100 Euro). 4. Platz: Pop Voices (Silber/19 Punkte). 5. Platz: Jonas Sisters (Bronze/16 Punkte). cap
Zu den Höhepunkten des Tages gehörten auch die Auftritte der Vokalensembles. Während die vier Sängerinnen der Belles Couleurs in die Ballade „And so it goes“ von Billy Joel viel Gefühl packten, ging es bei „We’ll meet again“ wieder fröhlich zu. Rainer Hartwig ist der Hahn im Korb bei „Rainer’s Finest“: Zusammen mit seiner Frau Susanne Christensen, Susanne Weber und Helena Pfaff Vanecek bildet er einen Barbershop Chor. Die Limburgerhöfer haben das Quartett 2019 gegründet. Wertungssingen gehören bei ihnen dazu. „Barbershop Chöre sind Wettbewerber“, sagte Christensen. Sukumar Munshi, der beim Heidelberger JazzChor als Tenor singt, schaute sich das Programm mit Genuss an. „Jeder Auftritt hat eine andere Dynamik“, lobte der Leimener. Das Ergebnis des Wettbewerbs ist für ihn eher nebensächlich, ihm geht es darum, zusammen mit anderen Chören einen schönen Tag voller Musik zu erleben. Außerdem könne man bei den Auftritten viel für sich mitnehmen. „Man wird beschenkt.“
Die Joyful Voices Das Rote Mikrofon sorgten unter anderem mit ihrem melancholischen Stück „Come in and stay“ für eine feierliche Atmosphäre, die Jury und Gäste begeisterte. Mit ihrem fetzigen „Uptown Funk“überzeugten die Pop Voices, während die Jonas Sisters eine ausdrucksvolle Interpretation von „Hit the Road, Jack“ lieferten.
Mehrere Sonderpreise vergeben
Um 18 Uhr standen die Ergebnisse fest. Leicht gefallen sei es der Jury nicht, eine Auswahl zu treffen, verriet Meister bei der Bekanntgabe der Bewertungen. „Grundlegend sind wir meistens einig“, sagte er. Dennoch gebe es Unterschiede, da jeder der Juroren den Schwerpunkt woanders lege. Neben den Wertungen gab es mehrere Sonderpreise. Den einzigen Sonderpreis, der dotiert war, stiftete Stefan M. Dettlinger. „Wir haben einen Sonderpreis gesucht, für die Interpretation eines Werkes eines noch lebenden Komponisten“, sagte er. „Wir sind unter den Komponisten nicht wirklich fündig geworden.“ Deswegen habe man sich für den noch lebenden Arrangeur entschieden, sagte er, bevor er Dieter Scheithe für sein Medley „Regen, Regen, Regen“ mit einem Preis über 200 Euro ehrte. Mit einem Konzert der Preisträger klang der Chorfestival-Sonntag mit vielen Ovationen aus.
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