Preisverleihung

Bundespräsident zu Gast bei der Verleihung des Mannheimer Schillerpreises an Emine Sevgi Özdamar

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Autorin Emine Sevgi Özdamar. © dpa

Mannheim. In Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) wird am heutigen Sonntag, 27. November, um 11 Uhr in der Kunsthalle Mannheim Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) den Schillerpreis der Stadt Mannheim an die Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin Emine Sevgi Özdamar verleihen. Auf Wunsch Özdamars wird Steinmeier die Laudatio halten.

Wegen der Anwesenheit des deutschen Staatsoberhauptes waren bereits die Anmeldemodalitäten für die Veranstaltungen auf höchster Sicherheitsstufe angesiedelt. Das Bundeskriminalamt kontrollierte im Vorfeld sämtliche Personen, die sich zur Verleihung der mit 20 000 Euro dotierten höchsten Auszeichnung Mannheims anmelden wollten. Wie viele Sicherheitsbeamten des Bundes und der Polizei am Sonntag rund um die Preisverleihung vor Ort sein werden, darüber darf die Stadt wohl nicht informieren, wie das Medienteam mitteilte: „Da bitte ich um Verständnis, dass wir Ihnen dazu keine Informationen geben können“, sagte Monika Enzenbach von der Stabsstelle Presse und Kommunikation. Vor Ort werden jedenfalls höchste Sicherheitsvorkehrungen gelten. Neben Sicherheitsbeamten werden auch Spürhunde zum Einsatz kommen.

Preisträgerin lebt in der Türkei und Berlin 

Özdamar, die Anfang November bereits mit dem mit 50 000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis geehrt wurde, lebt in der Türkei und in Berlin. Zu ihren bekanntesten Büchern gehört der Roman „Das Leben ist eine Karawanserei: hat zwei Türen, aus einer kam ich rein, aus der anderen ging ich raus“. 1991 erhielt sie schon vor 31 Jahren, 1991, den Ingeborg-Bachmann-Preis. Ihr jüngstes Werk „Ein von Schatten begrenzter Raum“ erschien 2021 und war für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

„Meine große Sehnsucht, mein Bewusstsein zu erweitern, zu lesen, zu lernen, hatte mit Büchner zu tun“, hatte Özdamar neulich in Darmstadt über den aus dem hessischen Goddelau stammenden Dramatiker Büchner gesagt, mit dessen Werken sie als Schauspielschülerin Ende der Sechzigerjahre in Istanbul in Berührung gekommen sei.

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Mit Emine Sevgi Özdamar zeichnet die Stadt Mannheim eine herausragende Autorin aus. Aus Sicht eines Preisgerichts, des Kulturausschusses und Gemeinderates der Stadt Mannheim, der die Preisvergabe beschließt, ist Özdamar eine Persönlichkeit, „die durch ihr gesamtes Schaffen oder ein einzelnes Werk von bedeutendem Rang zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben oder aufgrund ihrer bisherigen Arbeit große Leistungen auf kulturellem Gebiet erwarten lassen“, wie es in der Satzung der Auszeichnung heißt.

Im Anschluss an die Preisverleihung wird Özdamar eine Dankesrede halten und sich im Anschluss in das Goldene Buch der Stadt Mannheim eintragen.

Özdamar wurde 1946 in Malatya in der Türkei geboren und wuchs in Istanbul und Bursa auf. 1965 kam sie erstmals nach West-Berlin. Nach dem Militärputsch in der Türkei 1971 mit Massenverhaftungen und Zensur kehrte sie nach Berlin zurück. Sie arbeitete an verschiedenen Theatern, unter anderem mit dem Brechtschüler Benno Besson und mit Claus Peymann. In den 80er Jahren begann sie in Deutschland zu schreiben.

Experten loben Özdamar als herausragende Autorin

„Türkei, Berlin, München, Bochum, Düsseldorf: «Ich habe überall gelebt“, sagt die Künstlerin. „Ich habe meine ersten Wörter für meine Bücher in Düsseldorf gefunden. Das war eine friedliche Stadt und da habe ich angefangen zu schreiben.“ In die Türkei konnte sie damals nur selten. „Früher konnten wir sehr wenig kommen, weil ich am Theater arbeitete und mein Mann auch.“ Inzwischen lebt sie abwechselnd in der Türkei und in Berlin.

Experten loben sie als herausragende Autorin, „der die deutsche Sprache und Literatur neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound verdankt.“, wie es bei der Büchner-Preisverleihung hieß. Gelobt werden auch „ungewohnte literarische Stilmittel und aus dem Türkischen inspirierte Sprechweisen“, ihre Literatur sei „poetisch, experimentell, ausufernd“, wie andere ihre Arbeit beschrieben haben.

Und sie selbst? „Menschliche Körper sind wie alte Zivilisationen. Schichtweise lagern wir mehrere Gefühle, das sind die Stoffe“, sagt Özdamar über ihre Intention. Unter Druck setzen möchte sie sich bei ihrer Arbeit nicht. „Ganz am Anfang wusste ich, dass ich drei Romane hintereinander schreiben möchte - Kindheit, junges Mädchen, junge Frau.“ Sie möge es aber nicht, wenn sie mit einem Buch fertig sei, sofort mit einem neuen Buch zu beginnen. Das müsse, wie bei einer Schwangerschaft ein Kind, reifen.

Die Laudatio von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am Sonntagabend auf der Website dieser Redaktion in voller Länge abrufbar sein.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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