Bülent Ceylan. Mannheimer SAP Arena. Viel mehr müsste man vermutlich gar nicht sagen - wenn die eigene Fantasie die Zwischenräume mit Bildern ausgelassen jubelnder Fans und Begriffen wie „begeistert“ oder „rockt die“ füllt, liegt sie goldrichtig. Ein Auftritt von Comedian Bülent Ceylan in der hiesigen SAP Arena ist so etwas wie die Mutter aller Heimspielerfahrungen. Viel mehr Lokal-Pokalfinale-Flair geht wahrscheinlich nicht.
„Monnem, seid Ihr so weit?“, ruft der Komiker, als er unter tosendem Applaus auf die Bühne kommt, und fügt eine kleine Bilanz seiner dortigen Shows hinzu: „24 Mal ausverkauft!“ Auch dieses Mal kann er „10 000 Leit“ in der Halle begrüßen, wo der 47-Jährige noch einmal sein elftes Live-Programm „Luschtobjekt“ präsentiert. In knapp zwölf Monaten wird er am selben Ort seine neue Show „Yallah Hopp!“ vorstellen. Dieses Jahr habe er zudem sein 25. Comedy-Jubiläum, berichtet Ceylan, und auch wenn man ihm (und vor allem: seiner unbedingt Shampoo-Werbung-tauglichen Haarpracht) die seither vergangenen Jahre kaum ansieht, haben sie doch in anderer Weise ihre Spuren hinterlassen: in einer bemerkenswerten Bühnensouveränität. Der Humorist könnte vermutlich auch zwei Stunden völlig am eigentlichen Programm vorbei spielen - die Leute wären dennoch völlig entzückt. Und an diesem Abend ist er in Hochform.
Der Comedian rappt und tanzt
In seiner Rolle als Waldhöfer Harald läuft er - in „Der Bachelor“-Manier mit zwei Rosen in der Hand - durchs Publikum und lässt bald eine La-Ola-Welle über die Reihen tanzen. Einmal in schnellem Tempo, einmal als „Schweizer“ Welle, will heißen: in Zeitlupe, was wirklich sehr lustig aussieht. Durch den Sucher einer TV-Kamera entdeckt Harald/Ceylan den Mannheimer OB-Kandidaten Thorsten Riehle und dessen Mann im Publikum sitzen, woraufhin Riehle spontan die erste Rose erhält. Ceylans Mutter, 81 Jahre alt, von der er während der Show immer in anrührend herzlicher Weise spricht, bekommt die andere. Seine Frau und seine Kinder seien ebenfalls hier, wird der Comedian später erzählen. Die Stimmung ist bei alledem grandios - ein Heimspiel eben. Mit der eigenen Mannschaft und treuen Fans.
Mit den Jahren hat sich auch die Figur des Machos Hasan weiter entwickelt, der inzwischen Vater von Zwillingen ist. Hausmeister Mompfred, miesepetrig wie eh, verdingt sich als Integrationslehrer - und macht das unerwartet erfolgreich (nur der Sachse fällt ihm durch den Sprachtest). Pelzgeschäft-Inhaberin Anneliese ist gleichfalls mit von der Bühnenpartie, ebenso Ceylans neueste Figuren-Schöpfung, Donnergott Thor, der seine Pointen nicht mit dem Florett ziseliert sondern eher mit seinem Hammer einschlägt.
Der Comedian rappt und tanzt gekonnt als Hasan, reüssiert zudem als Sänger - sei es in klassischer Manier mit dem Schubert-Lied „Erstarrung“ oder auf den Flügelspuren seines Erfolgs als Engel in der TV-Show „The Masked Singer“ mit „Sweet Dreams“ von den Eurythmics, Cat Stevens’ „Father And Son“ und Rammsteins „Engel“. Als Letzte Zugabe, nach knapp zweieinhalb Spielstunden, singt er mit dem Publikum Marius Müller-Westernhagens „Freiheit“, die Farben der Ukraine wehen dazu auf den Videowänden.
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