Kabarett

Bodo Wartke mit Barbaras Rhabarberbar in Mannheim zu Gast

Mit Barbaras Rhabarberbar ging er viral: Nun spielt Bodo Wartke im Mannheimer Capitol ein fulminantes Kabarettkonzert zwischen Poesie und Politik. Und zeigt, wie viel Talent in ihm steckt

Von 
Ute Maag
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Sich am Flügel begleitend, präsentiert der Klavierkabarettist Bodo Wartke seine poetischen Geschichten und erfolgreichen Zungenbrecher. © Markus Proßwitz

Mannheim. Wenn Bodo Wartke in Mannheim gastiert, ist ein volles Haus garantiert. Der Klavierkabarettist aus dem Norden hat eine ebenso treue wie vielfältige Fangemeinde, die in diesem Jahr weiter angewachsen ist, seit sein Zungenbrecher-Rap „Barbaras Rhabarberbar“ in den sozialen Medien weltweit viral ging und ihm Millionen Klicks auf Youtube und Tiktok bescherte.

Und so sind die Stammgäste im Publikum diesmal nur knapp in der Mehrheit. Auf Anfrage melden sich viele, die im ausverkauften Capitol ihre Wartke-Premiere erleben und von der Vielseitigkeit des virtuosen Pianisten und versierten Wortakrobaten überrascht werden.

„Barbaras Rhabarberbar" gemeinsam mit Marti Fischer entwickelt

„Wandelmut“ heißt das fulminante Solo-Programm, das der charmante Plauderer an diesem Abend präsentiert. Und wenn man bedenkt, dass es schon im Februar 2020 Premiere feierte, ist der Titel regelrecht prophetisch, so fragt er rhetorisch: „Was hat sich in den letzten Jahren eigentlich nicht gewandelt?“ Mit der ihm eigenen Wandlungsfähigkeit hat er einzelne Nummern und die Moderation immer wieder an aktuelle Entwicklungen angepasst, so wie er den Song „Regen“ aus dem Jahr 2001 über die Jahre immer wieder re- und upcycelt hat.

„Barbaras Rhabarberbar“, entwickelt gemeinsam mit Co-Autor Marti Fischer, ist natürlich einer der Höhepunkte des Konzerts: Seine gerappte Tanzeinlage nach der Choreografie zweiter australischer Tänzerinnen, die sein Video im Internet entdeckt und die Welle losgetreten hatten, erhält frenetischen Beifall.

Fast schwindelig hat er seine Zuhörer zuvor mit weiteren Zungenbrechern gequatscht und gesungen und dabei verraten, was passiert, wenn Blaukraut aufs Brautkleid tropft oder was aus Fischers Fritz‘ gefischten frischen Fischen geworden ist - die Katze stibitzt und frisst sie.

Humorvolles Loblied auf die Artenvielfalt im Mannheimer Capitol

Grandios sind auch der „Gangsta-Schlager“, in dem Wartke zwei gegensätzliche Musikstile fusioniert und Rap-Texte zur Melodie von Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ persifliert. Fantastisch ist auch das nachdenkliche Chanson, in dem Zweifel und Zuversicht wie Engelchen und Teufelchen auf seinen Schultern sitzen und im Dialog um seine - und unsere - Gunst buhlen.

Höchste Spielkunst am Flügel beweist er beim Loblied auf die Artenvielfalt, in dem der „Hummelflug“ von „MC Korsakow, dem großen Player im Insektenbusiness“ herumschwirrt, und lässt, um klassische Musik „etwas tanzbarer zu gestalten“, Mozarts „Kleine Nachtmusik“ ordentlich grooven.

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Doch auch vor politischen Themen schreckt er nicht zurück: Religiösen Fanatikern hält er in „Nicht in meinem Namen“ den Spiegel vor und deckt später - indem er Arier auf Scharia und Jungfrau Maria reimt - eindeutige Gemeinsamkeiten in den Weltsichten von Nazis, Islamisten, fundamentalistischen Christen und Gangsta-Rappern auf. „Der einzige Unterschied: Die Gansta-Rapper meinen es nicht so“, kommentiert er süffisant, „ja, so kriegt man Street-Credibility.“

Bodo Wartke dagegen meint, was er singt und sagt und reimt, wie im letzten Stück des Programms, „Das Land, in dem ich leben will“. Mit der dritten Zugabe, einem munter machenden Schlaflied für den kleinen Sohn zur Musik von Michael Jacksons „Bad“, schickt er das Publikum schließlich „Ins Bett“. Für das nächste Gastspiel am 4. März 2025 gibt es noch Restkarten.

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