Mannheim. Wird das die neue Geburtstagshymne? Millionenfach in den Streamingdiensten angeklickt wie sein gern bei Hochzeiten gespieltes „Ein Teil von meinem Herzen“? Jonathan Zelter hat „Hoch sollst du leben“ für seine Mutter geschrieben. Es ist ein typisches Zelter-Stück: eine eingängige Melodie, die irgendwo zwischen Pop und Schlager changiert, mit einem warmherzigen und persönlichen Text, dessen Refrain sich prima mitsingen lässt. Und es gibt auch seiner Tour den Namen, die ihn gerade in zwölf Tagen durch acht Städte führt.
Beim Konzert im Mannheimer Capitol spielt er es an dritter Stelle, nach seinen Hits „Man muss sich erstmal trauen“ sowie „Mach was du liebst“, und freut sich sichtlich über die positiven Reaktionen, die ihm entgegenschlagen: „Noch wird bei Geburtstagen ja ‚Hoch soll er leben‘ gesungen“, sagt er lachend. „Wenn mein Song zu einer Alltagshymne wird, habe ich mit meiner Musik erreicht, was ich will.“
In Mannheim hat Jonathan Zelter ein Heimspiel. Vor hier aus hat der Sänger seine Karriere gestartet, auch seine beiden virtuosen Begleiter sind der Stadt eng verbunden: Drummer Stefan Dias als Absolvent der Musikhochschule, Gitarrist Philipp Sengle als Popakademiker. Im Saal ist kaum ein Platz frei, das Publikum ist gespannt auf die angekündigten neuen Songs und wird nicht enttäuscht. Auf bereits Bekanntes wie „Anna“ und „Am meisten“, beides aus dem vor drei Jahren erschienenen Album „2030“, lässt er ein Medley folgen mit Stücken, die der gefragte Songwriter für Patrick Lindner und Semino Rossi geschrieben hat - wertschätzende Worte für die Künstlerkollegen inklusive. Zum aktuellen Album von Roland Kaiser hat er in Zusammenarbeit mit Dominik Gassner drei Titel beigesteuert. Seine eigene Interpretation von „Zuversicht“ singt er, am Flügel sitzend, mit kraftvoller Stimme, ehe das unveröffentlichte „Dein Herz schafft auch das“ für einen emotionalen Höhepunkt sorgt. Es entstand im Frühjahr, während sich Zelters Mutter von einem Herzinfarkt erholte. Mittlerweile genesen, sitzt sie im Publikum.
Ein Song wie „Feuer“ hat deutlich Hit-Potenzial
Für „Normal“ holt er als Duett-Partnerin die Berlinerin Revelle auf die Bühne, um nach ihrer kurzen Solo-Einlage im frischen T-Shirt unterm Sakko beim neu arrangierten „Zweifellos“ nochmals richtig aufzudrehen und die Reaktion des Publikums auf ein weiteres neues Lied zu testen. „Feuer“ erzählt von Optimismus und Selbstvertrauen auch in dunklen Stunden - ein wiederkehrendes Thema in Zelters authentischer, unaufgeregter Poesie, die ihm seine Zuhörer auch diesmal uneingeschränkt abkaufen.
Den Applaus genießt er sichtlich und verspricht: „Wenn auch das gefällt, schick ich das mal ans Radio.“ Bei „Von Mannheim bis New York“ hält es dann endgültig niemanden mehr auf den Sitzen. Die Zugabe „Ein Teil von meinem Herzen“ singen alle mit, ehe der Künstler sein Publikum nach gut zwei Stunden, gestärkt mit warmen Worten und „Löwenmut“, in die Nacht entlässt.
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