Fotografie

Ausstellung im Mannheimer Kunstverein: Die Welt in Bildern – und jeder Blick ist anders

In der Ausstellung "Vor Ort“ zeigen 40 Fotokünstler aus der Region im Mannheimer Kunstverein ihr Können - und wie sie Mannheim, die Region und die Welt sehen. Wie viel es da zu entdecken gibt und auf welchem Niveau

Von 
Christel Heybrock
Lesedauer: 
„MM“-Fotograf Manfred Rinderspacher mit seinen Werken. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Überfall in einer Commerzbank-Filiale, zufällig aufgenommen von einer Etage auf der anderen Straßenseite. Im Vorstadtkino neben der Bank läuft „Die letzte Schlacht“ - und „Der Räuber Hotzenplotz“. Ja, so ein Fotografenglück wie Wolfgang Steche hat nicht jeder, und auch Steche, 1944 in Ladenburg geboren und international vernetzt, ist keineswegs ständig auf skurrile Überraschungen aus. Doch einen leisen Humor im Blick hat er schon, wie vier Beispiele seines Schaffens im Mannheimer Kunstverein zeigen.

Ein großes Thema sind Porträts

Steche ist dort nicht allein - zum ersten Mal hat der Kunstverein die gesamte Fotoszene in der Rhein-Neckar-Region eingeladen. 40 Positionen sind zusammengekommen, natürlich sind die Stars dabei wie Horst Hamann, Peter Schlör, Petra Arnold oder Rainer Zerback. Manfred Rinderspacher, Fotograf dieser Zeitung, oder Claus Stolz, bekannt durch seine „Sunburns“, fehlen nicht, aber es sind auch weniger bekannte Vertreter der Zunft dabei.

Mehr zum Thema

Kunst

Nähmaschine als wichtigstes Werkzeug für Mannheimer Künstlerin

Veröffentlicht
Von
Susanne Kaeppele
Mehr erfahren
Porträt

Wie der Mannheimer Künstler Jordan Madlon Fläche und Raum verrätselt

Veröffentlicht
Von
Susanne Kaeppele
Mehr erfahren
Kunst

Kunsthalle Mannheim zeigt Bildhauerzeichnungen seit 1945

Veröffentlicht
Von
Christel Heybrock
Mehr erfahren

Vierzig Leute - und vierzig verschiedene Blicke auf die Welt, auf Mannheim und die Region. Robert Fahrland zieht es nach Iran, Indien und bald zu den Aborigines. Bei seinen Porträts aus Nepal schaut man in Gesichter von ungezähmtem Selbstbewusstsein. Natürlich ist die Porträtfotografie großes Thema. Petra Arnold widmet sich einer Szene, in der Außenseiter zuhause sind, wobei sie über das individuelle Porträt hinausgreift in einen sozialen Kontext. Als Gegensatz dazu ließe sich Sabine Arndt erwähnen, die mit den intensiven, altmeisterlich anmutenden „Marie“ und „Klara“ die Suggestion der Renaissancemalerei zurückruft.

Stadt und Natur - überall thematisiert, aber anders mit jedem Blick. Die kleinformatigen Schwarzweiß-Aufnahmen von Altmeister Ottokar Braun, einem Verfechter analoger Technik, sind von unvergleichlicher Schönheit, was Licht und den kompositorischen Einsatz natürlicher Formen betrifft. Sein Anblick aus Rheinau von 2002 mit Bäumen, Wasser und einer geheimnisvollen Öffnung in silbriges Licht ist von der gleichen Poesie wie seine Szenarien von Verfall und Rückeroberung durch Natur.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Stadtansichten fast ohne Natur reflektiert dagegen Alexander Münch. Die Energie giftig bunter Farbreflexe der „MA Lights“-Serie wird zu nachdenklich machender, dumpfer Statik bei den „Trash“-Aufnahmen - Gebirgen von Abfallkartons und prallen Mülltüten. Verfall als Los der Zivilisation, daran sieht auch Franz Niedermayer nicht vorbei. Zu seinen „Lost Places“ gehört der bröselnde Prunk einst repräsentativer Paläste, Empfangshallen, Treppenhäuser und Festsäle.

Dem Kunstverein ist es gelungen, erstmals die fotografische Vielschichtigkeit der Region bewusst zu machen. Wie viel es da zu entdecken gibt und auf welchem Niveau, davon gibt es nun einen Eindruck. Einen ersten, dem weitere folgen müssen.

Freie Autorin MM Kulturredaktion 1974-2001, Fachgebiet Bildende Kunst

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen