Mannheim. Den Helene Hecht-Preis empfangen zu dürfen, „das eine große Freude, das ist Glück pur und es erfüllt mich vor allem mit ganz viel Dankbarkeit“, bekannte Anne-Marie Geisthardt. Denn was Jurymitglied Nazan Kapan zuvor in ihrer Laudatio über die Geschäftsführerin des Vereins Kulturparkett Rhein-Neckar ausführte, das sei „alles nur möglich, weil sehr viele Menschen an einem Strang ziehen und weil so viele Menschen in Mannheim sich gemeinsam für ein vielfältiges Kulturleben einsetzen, das niemanden ausschließt, sondern das Menschen über Unterschiede hinweg verbindet und zusammenbringt“, betonte Geisthardt, nachdem sie den mit 5000 Euro dotierten Preis im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen entgegengenommen hatte.
Helene-Hecht-Nachwuchspreis geht an Camie Celine Klein
Bei dem – musikalisch glänzend vom Quartett Jazzabella begleiteten und von SWR-Journalistin Martina Senghas moderierten – Festakt vergab die Stadt Mannheim zugleich den mit 2000 Euro verbundenen Helene-Hecht-Nachwuchspreis für Bewerberinnen bis 28 Jahre, der an die Künstlerin Camie Celine Klein ging.
Beide Ehrungen wurden dieses Jahr in der Kategorie „Soziokultur – die Kunst der aktiven Beteiligung“ verliehen. „Noch nie sind so viele Bewerbungen bei uns eingegangen“, berichtete die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Zahra Deilami – 37 bezifferte sie. Dass sich so viele Frauen in der Kategorie Soziokultur aktiv beteiligten, habe gezeigt, „dass die Metropolregion Rhein-Neckar in so unterschiedlicher Weise das soziale und soziokulturelle Engagement von Frauen begrüßt, braucht und lebendig macht.“
„Zeichen setzen und die Arbeit von Frauen sichtbar machen“
Es werde „durch die Auszeichnung herausragender Leistungen von Frauen aus dem Kunst- und Kulturbereich in der Metropolregion Rhein-Neckar ein Zeichen gesetzt und die Arbeit von Frauen sichtbar gemacht“, hob Kulturbürgermeister Thorsten Riehle in seiner Begrüßung hervor. Preisträgerin Geisthardt ist seit 2017 Geschäftsführerin des gemeinnützigen Kulturparkett Rhein-Neckar e.V., den sie zuvor seit 2014 ehrenamtlich mit aufgebaut habe, erläuterte Laudatorin Kapan.
Sie leiste „für die Stadtgesellschaft eine außerordentlich wichtige Arbeit, indem sie sich für finanziell benachteiligte Menschen einsetzt, die nur allzu oft vom gesellschaftlichen und politischen Leben ausgeschlossen sind.“ Mit dem vom Verein ausgegebenen Kulturpass werde auch Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht, am vielfältigen Kulturleben in Mannheim und der Region teilzuhaben, so Kapan.
Geisthardt verantworte unter anderem die Organisation der Vermittlung von monatlich über 2000 Freikarten, die Pflege von über 120 Kultur- und Sozialpartnerschaften, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Außerdem habe sie das sogenannte „Kulturtandem“ entwickelt, das „einen wichtigen Beitrag für das soziale Miteinander in unserer heutigen Gesellschaft leistet.“ Camie Klein, die den Hecht-Nachwuchspreis erhielt, sei „eine multidisziplinäre Gestalterin und Künstlerin, die sich kritisch mit gesellschaftsrelevanten Themen, bestehenden Normen und Konventionen auseinandersetzt“, führte Jurorin Alice van Scoter aus.
Die Grenzen zwischen Individuum und Gesellschaft ausloten
In ihrer Arbeit „hinterfragt sie immer wieder soziale Strukturen und lotet Grenzen zwischen Individuum und Gesellschaft aus.“ Ihre künstlerische Praxis habe Klein, die etwa auch mit dem Queeren Zentrum Mannheim kooperiere, unter anderem an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach erworben. Dort gewann sie im Juli den Rundgangpreis für Bildhauerei.
Besonders, so van Scoter, wolle die Jury Kleins Publikation „Listen“ hervorheben, die sich mit der sogenannten Ballroom-Subkultur auseinandersetzt, die in den 1960ern in New York entstand und vielen ein Netzwerk geboten habe, die aufgrund ihrer sexuellen Identität verstoßen worden seien.
Als jemand, der sich in der Popkultur bewegt, der Kunst schafft, und auch als Frau, finde sie es wichtig, „zu gucken, wer sind eigentlich die Menschen, die uns an diesen Punkt gebracht haben, wie ist das historisch gewachsen“, konstatierte Klein. Um auch „Stellung beziehen zu können, Haltung beziehen zu können – was ja wichtiger denn je ist.“
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