Theater

40. Heidelberger Stückemarkt eröffnet: „Autoren sind Rückgrat unseres Theaters“

Neben vielen Gastspielen bleiben die Heidelberger Autoren im Zentrum des Programms. Weshalb im vergangenen Jahr die Dramatikerin Ivana Sokola mit ihrem Stück „Pirsch“ den Autor*innenwettbewerb gewann

Von 
Martin Vögele
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Auf dem Theaterplatz in der Altstadt wird erstmals das Festival-Zentrum des Stückemarktes stehen. Die Vorfreude auf lebendigen Austausch und neue Dramatik ist Heidelbergs Intendant Holger Schultze (links) und dem Leitenden Schauspieldramaturgen Jürgen Popig anzusehen. © Philipp Rothe

Heidelberg. Was das Publikum in den kommenden zehn Tagen auf eine einzige Stadt konzentriert sehen kann, das sei letzten Endes „wie ein Seismograph“ für das Gegenwartstheater, erklärt Holger Schultze, Intendant des Theaters und Orchesters Heidelberg, bei der Eröffnung des 40. Stückemarkts.

Zusammen mit dem künstlerischen Leitungsteam Jürgen Popig und Lisa Koenen sowie Heidelbergs Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson begrüßt Schultze die Besucherinnen und Besucher des Festivals zu einem „tollen Programm“ mit vielen Gastspielen - Wiener Burgtheater und Deutsches Theater Berlin, auch Hamburg sei da, Dresden, Leipzig, „und und und“, so Schultze. „Aber das Zentrum sind und bleiben unsere Autoren“, betont er mit Blick auf den zentralen „Autor*innenwettbewerb“. Sie seien „das Rückgrat und die Stütze für unser Theater, für alles was wir tun - und werden es auch bleiben“, prophezeit er.

Opfer wird zur Jägerin

Gewonnen hatte diesen Wettbewerb im vergangenen Jahr die Dramatikerin Ivana Sokola mit ihrem Stück „Pirsch“, das kurz darauf im Zwinger 3 das Jubiläums-Festivalprogramm eröffnet. Das von Jana Vetten inszenierte Schauspiel handelt von der jungen Frau Marinka (Schauspiel-Heidelberg-Mitglied Marie Dziombe), die nach 15 Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt, in dem sie damals - beim „Fest“ - zum Opfer eines Übergriffs wurde. Jetzt will sie Rache, wird zur Jägerin.

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Sokola erzählt hier keine Einzelfallgeschichte, sondern entwirft ein gesellschaftliches Pandämonium, dem eine Systematik von Vergewaltigung – auch wenn das Wort nicht fällt – eingeschrieben ist. Der artifizielle Duktus, das uneigentliche Sprechen über das Eigentliche und die ins Fantastische greifenden Elemente der Inszenierung schaffen einiges an Distanz zur Protagonistin, die indes vom Rudel der „hungrigen Hunde“ durchbrochen wird, mit deren Hilfe Marinka eine nachgerade infernalische Wilde Jagd entfesselt, die den Ort verschlingen und in den Höllenschlund ziehen muss.

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