Naturschutz

Kritik an Mannheimer Buga wird lauter

Erst der BUND, jetzt 15 weitere Vereine: Die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim kommt bei vielen Naturschützern schlecht weg. Was sie kritisieren - und was dagegen spricht

Von 
Martin Geiger
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Eine Kabine der Seilbahn auf dem Gelände der Buga. Laut Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Buga-Gesellschaft, wird in Mannheim die bislang nachhaltigste Bundesgartenschau stattfinden. © Uwe Anspach

Mannheim. Knapp fünf Monate vor der Eröffnung der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim wird die Kritik an der Großveranstaltung breiter: Nach dem Boykott des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) werfen 15 weitere Vereine aus dem Umwelt-, Naturschutz- und Verkehrsbereich den Organisatoren gebrochene Versprechen und Versäumnisse vor. Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Buga-Gesellschaft, weist die Kritik zurück. Er bleibe bei seiner Aussage, dass die am 14. April nächsten Jahres beginnende Veranstaltung die bislang nachhaltigste Bundesgartenschau werde.

„Die Veranstalter werben zwar damit, dass sie die angeblich nachhaltigste Bundesgartenschau aller Zeiten organisieren. In der Praxis gibt es jedoch leider viele Gegenbeispiele“, sagt Dieter Breitenreicher vom Vorstand des Mannheimer Umweltforums in einem Interview mit dieser Redaktion.

„Insbesondere im Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au sind viele Maßnahmen nicht so umgesetzt worden wie vereinbart“, ergänzt seine Vorstandskollegin Sabine Meßmer-Luz. Das Umweltforum ist der Zusammenschluss von 16 Vereinen, die sich in einer gemeinsamen Stellungnahme der Kritik des BUND angeschlossen haben - allerdings ohne wie dieser die Großveranstaltung zu boykottieren. Auch andere Konsequenzen sind nach Angaben des Umweltforums vorerst nicht geplant.

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Konkret bemängeln die Umwelt- und Naturschützer ähnliche Punkte wie der BUND: Für den neuen Radschnellweg sei doppelt so viel Fläche beschädigt worden wie geplant. Dadurch seien viel mehr streng geschützte Orchideen beeinträchtigt worden. Zudem werde die Ausgleichsfläche für die geschützte Feldlerche nun von der Seilbahn überspannt. Damit habe der sensible Vogel keinen Platz mehr.

Sorgen ums Grundwasser

Auch werde in der Au zu viel Grundwasser zur Bewässerung des Buga-Geländes entnommen. „Wir befürchten, dass durch diese enorme Entnahme der Grundwasserspiegel dauerhaft sinken könnte und sich Strömungen im Untergrund so verändern, dass belastetes Wasser in die Au fließt und dort an die Oberfläche gepumpt wird“, erklärt Elke Dünnhoff, Geschäftsführerin des Umweltforums, den Hintergrund. Denn auf dem Spinelli-Gelände seien im Grundwasser teils erhöhte Werte für leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe gemessen worden.

Weiterhin sorgt die Größe des Panoramastegs für Unmut. „Die Ausmaße des Stegs und die damit einhergehende teilweise Zerstörung des Hochgestades waren lange Zeit nicht klar“, so Dünnhoff. Ebenso sei nach wie vor völlig offen, wie die Großveranstaltung klimaneutral durchgeführt werden solle.

Buga-Chef Schnellbach kann die Vorwürfe weitestgehend „überhaupt nicht nachvollziehen“, teilt er mit: „Wir sind doch sehr verwundert, dass sich das Umweltforum zumindest nach außen so geschlossen der Kritik des BUND anschließt. Schließlich gehören dem Umweltforum mehrere Verbände an, die sich sehr engagiert mit Ausstellungsbeiträgen und Veranstaltungen im Campus-Programm an der Gestaltung der Buga 23 beteiligen.“ Als Beispiele nannte er den Naturschutzbund und den ADFC.

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Auch inhaltlich wies er die Kritik zurück. Die Entnahme des Grundwassers sei von den Behörden genehmigt, der Radweg nicht breiter als geplant. Um die geschützten Orchideen kümmerten sich Fachleute.

Die Buga auf dem ehemaligen Kasernengelände Spinelli und im Luisenpark dauert von 14. April bis 8. Oktober 2023.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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