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Geschichte des Spinelli-Geländes: Von Ackerland bis Bundesgartenschau

Wissen Sie, nach wem das Spinelli-Gelände benannt ist? Interessierte erfahren bei der Führung "Campus Walk", wie sich die Geschichte des Spinelli-Geländes entwickelt hat. Wir haben sie besucht

Von 
Elina Mandzyuk
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Wo früher auf Spinelli Tausende amerikanische Soldaten stationiert waren, gibt es heute Blumen und Grünflächen. © Elina Mandzyuk, Michael Ruffler, Markus prosswitz

Mannheim. Bis 2014 noch Militärgelände, seit April 2023 Teil der Bundesgartenschau: Über die Vielfalt der Geschichte des Spinelli-Geländes erfahren Besucherinnen und Besucher der „Campus Walks“, die sonntags im Spinelli-Park von Studierenden der Universität geleitet werden. Angelica Friedmann, die Geschichte studiert, hat der „MM“-Redaktion und allen anderen Gästen des Parks interessante Fakten über das Gelände geschildert.

Im Mittelalter war das Gelände wichtiges Ackerland, erklärt sie. Die Dreifelderwirtschaft ermöglichte gute Nahrungsversorgung im Sommer und im Winter. Felder wurden von mehreren Familien zusammen bebaut und benutzt. „Diese aufgeschichteten Strohballenrollen sollen heute dafür als Symbol stehen“, sagt Friedmann und zeigt auf die Strohballenrolle.

Spinelli-Gelände nach US-Soldat benannt

Das Spinelli-Gelände ist allerdings weniger für seine Landwirtschaft bekannt. „Nach Ende des Zweiten Weltkriegs besetzten die Amerikaner das Gelände und blieben dort bis 2014“, blickt Friedmann auf die bewegte Geschichte zurück. Mehrere tausend US-Soldaten waren mit ihren Familien in der Quadratestadt stationiert.

Benannt ist die Kaserne nach dem US-Soldaten Dominic Spinelli (1923-1945). © Markus Prosswitz / masterpress

Sie kamen als Zivilisten nach Mannheim und wurden hier erst ausgerüstet. Im Laufe der Zeit wurden die Kasernen und die Infrastruktur weiter ausgebaut. Viele Gebäude, die noch aus der Zeit der Landwirtschaft stammten, bekamen eine neue, militärische Nutzung: Die große Reithalle wurde zu Kino und Sporthalle, der Stall zum Einkaufsmarkt, eine frühere Scheune und ein alter Stall verwandelten sich in Kapellen.

Panzer, Geschütze, Ersatzteile und Ausrüstung für Soldaten – alles wurde hier aufbewahrt.
Angelica Friedmann

Für die US-Soldaten war Spinelli außerdem ein großes und wichtiges Logistik- und Lagerzentrum. „Panzer, Geschütze, Ersatzteile und Ausrüstung für Soldaten – alles wurde hier aufbewahrt“, erzählt Friedmann und zeigt ein Schwarzweiß-Foto aus jener Zeit. Fragmente von Gleisen, die zum Teil noch auf dem Gelände liegen, weisen auf die Militärgeschichte hin. Güterzüge brachten alles, was die Soldaten und ihre Familien brauchten – Kleidung, Schuhe, Verpflegung, Waffen und vieles mehr. Bei der Führung durch die Geschichte des Geländes sorgen die Schienen für eine ganz besondere Atmosphäre.

Panzerwaschanlage auf Spinelli erinnert an Vergangenheit

Ein anderer Hinweis auf die frühere militärische Nutzung des Geländes sind die Überreste der ehemaligen Panzerwaschanlage im Westen. Friedmann merkt an, dass man damit einen zusätzlichen Ballast loswerden sollte: Nach Manövern und Kampfeinsätzen mussten die Fahrzeuge wieder einsatzfähig sein. „Der Wasserdruck, der dafür nötig war, war so hoch, dass ein Auto davon zerfetzt werden könnte.“

Die Schienen sollen an die Militärgeschichte des Spinelli-Areals erinnern. © Michael Ruffler

Benannt wurde das Gelände nach dem amerikanischen Soldaten Dominic V. Spinelli. „Spinelli wollte Arzt werden, musste aber im September 1944 zur Armee. Bei starken Kämpfen in der Nähe von Heilbronn starb Spinelli, als er versuchte, vier verwundete Landsleute aus der Feuerlinie zu retten“, erzählt Friedmann. Anfang August wurde eine Gedenktafel auf dem Spinell-Areal errichtet. Sie soll eine wichtige Erinnerung an ihn und an die amerikanische Präsenz sein.

Die Geschichte des Geländes ist vielfältig. In den 90 Minuten der Führung bekommt man einen guten Einblick in die Vergangenheit und darüber hinaus in aktuelle Themen der Umwelt. Die Buga orientiert sich in diesem Jahr an Leitthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung. „Spinelli zeigt ein starkes Verhältnis zwischen Natur und Mensch“, sagt Friedmann.

Zahlreiche Ausstellungsbeiträge lassen Besucherinnen und Besucher über das Thema Nachhaltigkeit, Klima und Umwelt nachdenken. Über das ganze Experimentierfeld verteilt stehen beispielsweise 2023 Zukunftsbäume. Sie sind ein Symbol für Nachhaltigkeit, denn sie sollen im Anschluss an das sommerlange Fest in der ganzen Stadt verpflanzt werden. Diese Bäume sollen hitzeresistent sein und an heißen Sommertagen die Aufenthaltsqualität in Mannheim verbessern.

Heimat für viele Eidechsen

Neben Bäumen sind zum Naturschutz viele Habitate entstanden. „Das wirkt als Sicht- und Lärmschutz. So werden bestimmte Tiere wie Eidechsen besser unterstützt“, erklärt die Tour-Leiterin. So heißt es auf Tafeln auf Spinelli, dass mehr als 10 000 Eidechsen dort eine Heimat gefunden hätten.

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„Im Vergleich zum Luisenpark hat Spinelli mehr Freifläche, die eine wichtige Funktion erfüllt: die Verbesserung des Stadtklimas“, erzählt Friedmann. Dieser Klimapark gilt als zentraler Teil des durch die Buga neu geschaffenen Grünzugs Nordost und künftig als Freizeitraum für Mannheimerinnen und Mannheimer. 63 Hektar des Spinelli-Geländes seien bewusst als Landschaftspark angelegt.

Das Spinelli-Areal soll ab 2024 Teil des 230 Hektar umfassenden Grünzugs Nordost werden und frei zugänglich sein. Dann verschwindet auch der derzeit 4,3 Kilometer lange Zaun.

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