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Warum SAP die "Wau Wau"-App entwickelt hat

Nicht jeder darf seinen Hund ins Büro mitbringen. Nur wer soll den vierbeinigen Freund in dieser Zeit betreuen? Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat sich etwas einfallen lassen

Von 
Alexander Jungert
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Der Kleine will raus: Die „Wau Wau“-App von SAP soll helfen, Gassigeher und Spielkameraden zu vermitteln (Symbolbild). © istockphoto

Walldorf. Hundeküsse am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen. Schenkst du einem Hund dein Herz, so schenkt er dir auch seins. Hunde sind wie Engel - nur mit vier Beinen und ganz viel Fell.

Okay, über die Qualität von Hunde-Sprüchen lässt sich streiten. Tatsache ist: Die meisten Menschen hätten ihren vierbeinigen Freund am liebsten immer dabei. Oft geht das aber nicht. Bei Konzert- oder Theaterbesuchen zum Beispiel. Oder am Arbeitsplatz. Dann muss nach einem Hundesitter gesucht werden - was schwierig sein kann.

Entwicklung eher nebenbei

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP will seinen Beschäftigten helfen: mit der „Wau Wau“-App. Mir ihr soll schnell und einfach eine passende Hundebetreuung gefunden werden. Dahinter stecken Jörg Rustler und Martin Tänzer, beide Entwickler bei SAP. Sie haben die App neben ihrer eigentlichen Tätigkeit kreiert. Rustler hat selbst einen Hund, eine Französische Bulldogge. Tänzer selbst besitzt keinen, ist aber Hundefreund.

Bei SAP verfolgt man das Projekt schon lange, auch Deutschland-Personalchef Cawa Younosi ist es wichtig. Durch die Pandemie lag die App allerdings zeitweise in der Schwebe. Besteht überhaupt Bedarf, wenn die Beschäftigten im Homeoffice sind?

Mittlerweile gelten keine strengen Corona-Maßnahmen mehr. Außerdem: „Die Motivation der beiden Kollegen war hoch, die App auf den Weg zu bringen“, erklärt ein Konzernsprecher. Nun hat es also geklappt. Seit Mitte August ist die Anwendung verfügbar. Bei den Nutzern sei die 250er-Marke recht schnell überschritten worden, sagt der Sprecher. „Damit kommt die Sache gleich gut in Gang.“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien „begeistert von der Initiative“.

Bürohunde - Die rechtliche Lage

  • Selbst wenn viele Studien den positiven Einfluss von Hunden auf das Betriebsklima belegen: Ohne vorherige Erlaubnis des Arbeitgebers sollte niemand seinen Vierbeiner mit ins Büro bringen.
  • Der Chef muss dringend Ja sagen, denn die Arbeitsleistung des Hundehalters können durch das Tier im Büro eingeschränkt sein und Firmeneigentum beschädigt werden.
  • Wer sich nicht an die Anweisung des Chefs hält, dem droht im schlimmsten Falle eine Abmahnung - und bei Wiederholungsfällen eine verhaltensbedingte Kündigung.
  • Nach einer Umfrage des Bundesverbandes Bürohund spüren über 90 Prozent der befragten Mitarbeiter in Firmen mit Bürohund eine Verbesserung des Arbeitsklimas und eine bessere Work-Life-Balance.
  • In Firmen ohne Bürohunde würden sich fast 90 Prozent der Mitarbeiter über einen Bürohund in ihrem Arbeitsumfeld freuen - fast 50 Prozent würden dafür sogar auf eine Gehaltserhöhung verzichten.

Hundebesitzer bei SAP, oder solche, die es werden wollen, laden sich die App herunter und legen für sich und die Tiere Profile an. Die Besitzer beschreiben ihren Erziehungsstil und verraten, wie viel Erfahrung sie mit Hunden und welches spezifische Wissen sie haben. Für den Hund wird Name, Rasse, Alter und Größe angegeben, dazu ein Profilbild hochgeladen. Per Schieberegler ist einstellbar, ob das Tier kastriert ist, Kinder oder andere Hunde mag.

„Die ’Wau Wau’-App bietet außerdem allen Hundeliebhaber:innen, die sich (bisher) noch keinen Hund anschaffen konnten oder wollten, eine perfekte Möglichkeit, Zeit mit einem Vierbeiner zu verbringen“, schreibt SAP-Deutschland-Personalchef Younosi auf seinem Profil bei LinkedIn.

Verabredung zum Spaziergang

In der App lassen sich mehrere Hunde-Profile anlegen. Wer einen Hundesitter sucht, kann die Anfrage - „Sittingrequest“ - innerhalb von Sekunden erstellen. Die Betreuung über die App erfolgt nach Angaben von SAP kostenlos. Mögliche Sach- und Personenschäden, die das Tier eventuell verursacht, sind demnach über die Hunde-Haftpflichtversicherung der Halter abgedeckt.

Die App ist bisher für das Apple-Betriebssystem IOS verfügbar. Laut Konzernsprecher sollen demnächst weitere Funktionen entwickelt werden. Zudem ist eine Erweiterung mit „Social Walks“ geplant. Dann können sich Beschäftigte von SAP zum Spazieren gehen verabreden.

Für Personalchef Younosi gehören Projekte wie die „Wau Wau“-App zur Unternehmenskultur von SAP. „Wenn etwas wirklich im Sinne der Mitarbeiter ist und man beim Finanzierungsbedarf nicht übertreibt, kann man eigentlich alles umsetzen. Diese Kultur ist für mich das größte Benefit - und das kann man nicht kaufen“, hat er einmal dieser Redaktion gesagt.

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Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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