Mobilität

Daimler Truck stellt Elektro-Laster für den Fernverkehr vor

Der eActros LongHaul soll ab 2024 im pfälzischen Wörth in Serie gefertigt werden. Was die gesamte Branche umtreibt, erfährt man derzeit am besten auf der IAA in Hannover

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Alexander Jungert
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Ein eActros LongHaul am Stand von Daimler Truck auf der IAA für Nutzfahrzeuge in Hannover. © Julian Stratenschulte/dpa

Inmitten wachsender Sorgen um die Entwicklung der Weltwirtschaft wegen des Energiepreis-Schocks trifft sich die internationale Nutzfahrzeug-Branche in Hannover. Das Geschäft mit Lastwagen und Transportern gilt als wichtiger Konjunkturindikator - die Stimmung bei der IAA Transportation wird daher auch die Erwartungen an die kommenden Monate widerspiegeln. „In Rezessionszeiten wie jetzt in Europa ist die Nachfrage schwach, einfach, weil weniger Gütertransporte gebraucht werden“, erklären Helena Wisbert und Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research in Duisburg. „Sobald die Konjunktur sich verbessert, müssen die neuen Nutzfahrzeuge auf der Straße sein.“

Drei Batteriepakete

Höhere Anforderungen an den Klimaschutz und verbesserte Technologien führen dazu, dass das Angebot an Elektro- und Wasserstoffantrieben auch bei Lkw und Bussen allmählich größer wird. Der zweite große Innovationstreiber der Branche ist das autonome Fahren. Das dürfte allerdings noch einige Jahre dauern.

Schon jetzt präsentiert Daimler Truck auf der IAA den eActros LongHaul, einen batterieelektrischen Lastwagen für den Fernverkehr. Das Modell soll eine Reichweite von rund 500 Kilometern haben und 2024 im Werk Wörth in Serie gehen.

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Drei Batteriepakete liefern laut dem Dax-Konzern eine installierte Gesamtkapazität von mehr als 600 Kilowattstunden. Ausgelegt ist der schwere E-Lkw für eine Laufleistung von 1,2 Millionen Kilometer in zehn Betriebsjahren. Die Batterien auf Basis von Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie ließen sich an einer Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung „in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen“, heißt es von Daimler Truck.

Die Batterien werden in diesem Fall direkt von CATL geliefert. Mit dem chinesischen Unternehmen hat Daimler Truck Anfang des Jahres 2021 eine Batterie-Partnerschaft geschlossen. Gleichzeitig will der Lkw-Hersteller die Produktion von Lithium-Ionen-Batteriezellen voranbringen. Im Mannheimer Werk soll dafür gemeinsam mit dem Reutlinger Maschinenbauer Manz eine Pilotlinie entstehen. Batteriezellen gelten als das Herz einer Batterie. Von ihnen hängt die Leistungsfähigkeit ab.

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Um die neuen Technologien zu nutzen, benötigen Kunden die passende Infrastruktur. Sie steht allerdings erst noch am Anfang. Die Ladeinfrastruktur sei eine größere Herausforderung, als die eigentlichen Fahrzeuge bereitzustellen, sagt Karin Rådström, im Vorstand von Daimler Truck und dort zuständig für die Marke Mercedes-Benz Lkw. „Ich begrüße jede Initiative, die darauf abzielt, Ladeinfrastruktur aufzubauen.“ In Zukunft müssten es noch deutlich mehr werden. „Für einen zügigen Aufbau ist es essenziell, dass die gesamte Branche und die Politik an einem Strang ziehen“, sagt auch Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck.

Preis noch relativ hoch

Elektrisch angetriebene Lkw sind noch sehr teuer. Allein der eActros kostet etwa dreimal so viel wie ein konventioneller Laster. Das könnte ein Kaufhemmnis sein. Denn Kunden, allen voran Spediteure, kommt es auf die Kosten pro Kilometer an. Für Experten wie Helena Wisbert und Ferdinand Dudenhöffer ist daher klar, dass es ohne politische Regulierung nicht geht. „Entweder ,verteuert’ man den klassischen Dieseltruck - etwa durch höhere Steuer für Kraftstoff oder Mautsysteme - oder man subventioniert den Kauf den Elektrolastern. Klare Regelungen in Deutschland dazu fehlen bislang.“

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Die IAA wird an diesem Dienstag offiziell eröffnet, sie dauert bis Sonntag. Nach Angaben der Organisatoren vom Verband der Automobilindustrie (VDA) haben sich mehr als 1400 Aussteller aus 42 Ländern in der niedersächsischen Landeshauptstadt angekündigt. Vertreten sind neben Daimler Truck auch MAN, Scania, Volkswagen, Renault, Volvo, Iveco, Ford und Kässbohrer.

Die Veranstalter sind zuversichtlich, nach dem Komplettausfall im ersten Corona-Jahr 2020 auch wieder viele Besucher nach Hannover locken zu können. Gleichzeitig plagen die Autoindustrie große Unsicherheiten. „Der Ausblick für das aktuelle Jahr trübt sich zunehmend ein“, sagt VDA-Chefin Hildegard Müller.

Bis zum Jahr 2035 geht das CAR-Center Automotive Research davon aus: Nutzfahrzeuge sind ein Wachstumsmarkt, zumal sie wesentlich mehr Güter transportieren als Züge. Es gebe einen „konjunkturellen Aufholprozess“, so Wisbert und Dudenhöffer. Zudem würden durch den Ukraine-Krieg die Verteidigungshaushalte in vielen europäischen Ländern erhöht. Das sorge für einen Schub im Nutzfahrzeugmarkt, denn für Verteidigung brauche man „ein tragfähiges und wenig verwundbares Logistiksystem“. (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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