Verkehr

Zwei Monate vor Riedbahn-Sperrung zwischen Mannheim und Frankfurt: Das ist der aktuelle Stand

In genau zwei Monaten, am 15. Juli, wird die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt für die Generalsanierung gesperrt. Was Reisende wissen müssen, wie weit die Planung ist - und ob es genug Busfahrer gibt

Von 
Christian Schall
Lesedauer: 
Wie hier in Bürstadt müssen sich Reisende entlang der Riedbahn bald an den Ersatzverkehr gewöhnen. © Berno Nix

In genau zwei Monaten, am 15. Juli, geht es los: Dann wird die Riedbahn fünf Monate lang gesperrt. Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wann wird die Riedbahn gesperrt und was ist der Grund dafür?

Die Deutsche Bahn wird die rund 70 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt generalsanieren. Statt wie bisher abschnittsweise einzelne Gewerke bei laufendem Betrieb werden nun in einem Guss unter Vollsperrung Gleise, Weichen, Oberleitung und vieles mehr erneuert. Für dieses Verfahren ist die Riedbahn das Pilotprojekt. Die Sperrung dauert von Montag, 15. Juli, bis Samstag, 14. Dezember.

Wie ist der Stand der Vorbereitungen zwei Monate vor Baubeginn?

Unter anderem unternimmt die Bahn letzte bauvorbereitende Arbeiten. „Wir verlegen derzeit etwa 40 Kilometer Kabel pro Woche“, erklärt Projektleiter Julian Fassing. Mit den Baufirmen werden die Bauablaufpläne abgestimmt, hierbei werden „tages- und stundenscharf“ die Einsatzzeiten aller Maschinen und Trupps festgelegt. Schon seit Monaten läuft die Weichenmontage und Schienenproduktion auf Hochtouren. Die Elemente werden dann fertig montiert zur Baustelle gebracht.

Mehr zum Thema

Verkehr

Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe: Wie wahrscheinlich ist ein Tunnel?

Veröffentlicht
Von
Timo Schmidhuber
Mehr erfahren
Auf Achse

17-jähriger Lasse Stolley lebt im Zug: Was er über die Riedbahn-Sanierung sagt

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren
Deutsche Bahn

Für Riedbahn-Sanierung fehlen noch mehr als 100 Busfahrer

Veröffentlicht
Von
Fabian Nitschmann
Mehr erfahren

Was bedeutet die Sperrung für Bahnreisende, fahren dann überhaupt noch Züge?

Ja, aber auf anderen Strecken - nämlich hauptsächlich auf der Main-Neckar-Bahn (Weinheim-Bensheim-Darmstadt) und der Ludwigsbahn (Mannheim-Worms-Mainz). Deshalb kommt es auch dort zu Einschränkungen. Wer die Orte entlang der Riedbahn erreichen will, muss auf Busse des Schienenersatzverkehrs umsteigen. Die Bahn übernimmt weitgehend das Umleitungs- und Ersatzkonzept, das sie bereits bei der gut dreiwöchigen Sperrung der Riedbahn im Januar - der Generalprobe - angewandt hat. Der Fahrplan für den Ersatzverkehr gilt von 15. Juli, 23 Uhr, bis 14. Dezember, 23.59 Uhr.

Welche Auswirkungen hat die Sperrung auf den Fernverkehr?

Die Bahn will die Fernverkehrszüge auf die genannten parallel verlaufenden Strecken umleiten. So können etwa zwei Drittel der Züge mit etwa 75 Prozent der gewohnten Sitzplatzkapazität fahren. Doch es gibt auch Einschränkungen: Die Fahrzeit verlängert sich zwischen zehn und 40 Minuten; Bensheim und Weinheim sind während der Bauphase ohne Fernverkehrsanbindung. Auf manchen ICE-Linien entfallen Teilabschnitte, auf anderen halten die Züge nicht in Mannheim. Das gilt etwa für die Linie Zürich/Basel- Mannheim-Frankfurt-Erfurt-Berlin, für den ECE Mailand-Zürich-Mannheim-Frankfurt oder für den TGV, der an Samstagen im Sommer nach Bordeaux fährt.

Die Sperrung fällt mitten in die Ferien - komme ich dann überhaupt noch zum Frankfurter Flughafen?

Der Flughafen ist laut Bahn weiterhin erreichbar - mit einem Umstieg in Frankfurt Hbf oder Mainz Hbf. Jedoch wird diese Option am Dienstag bei einer stichprobehaften Online-Fahrplanauskunft von Mannheim zum Flughafen überhaupt nicht angezeigt. Bis auf wenige Ausnahmen verweist das System fast ausschließlich auf den Bus-Ersatzverkehr, der diese Strecke ohne Zwischenhalt zwei Mal pro Stunde in 61 Minuten fährt. Auf Nachfrage erklärt die Bahn, dass sie das Busangebot zum Flughafen trotz der Hauptreisezeit für ausreichend hält, da die Busse im Januar „gering ausgelastet“ und „deutlich überdimensioniert“ gewesen seien.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Zumindest zeitweise ist parallel zur Riedbahn auch die Strecke Köln-Rhein/Main gesperrt. Mit welchen Folgen?

Zwischen 16. Juli und 12. August ist die Hochgeschwindigkeitsstrecke wegen Bauarbeiten gesperrt. Mehrere ICE-Züge fallen aus oder werden durch das Mittelrheintal umgeleitet, wodurch sich die Fahrzeit um etwa eine Stunde verlängert.

Ist von der Sperrung der Riedbahn auch der Verkehr auf der Main-Neckar-Bahn betroffen?

Ja. Deshalb verbinden ganztägig Regionalexpress-Züge (RE) die größeren Stationen zwischen Mannheim-Darmstadt-Frankfurt im Halbstundentakt, die kleineren im Stundentakt. In der Hauptverkehrszeit werden zwischen Mannheim und Bensheim Verstärkerzüge der S 6 eingesetzt. Die Halte in Weinheim-Lützelsachsen und -Sulzbach entfallen.

Und wie ist der Verkehr auf der Ludwigsbahn beeinträchtigt?

Auch dort gilt ein anderer Fahrplan. Zwischen Mannheim-Worms-Mainz fahren laut Bahn tagsüber zwei Züge pro Stunde: stündlich ein Stadtexpress entlang der Gesamtstrecke sowie eine S-Bahn von Mannheim über Worms nach Wiesbaden. Außerdem gibt es die beiden Querverbindungen Darmstadt-Wiesbaden und Worms-Bürstadt-Bensheim.

Und wie kommt man entlang der Riedbahn voran?

Überwiegend mit dem Schienenersatzverkehr. Von insgesamt zwölf Buslinien fahren vier auf der Riedbahn. Drei weitere Buslinien stellen Querverbindungen zur Main-Neckar-Bahn her. Geplant sind etwa 1000 Busfahrten täglich, davon rund 500 auf der Riedbahn. Jede Linie fährt im 30-Minuten-Takt, auf allen Abschnitten der Riedbahn soll ein 15-Minuten-Grundtakt angeboten werden. Im Fall des RE 70 verlängert sich die Fahrt um etwa 20 Minuten.

Newsletter "MM Business" - kostenlos anmelden!

Was hat die Bahn gegenüber der Sperrung im Januar verändert?

Nach Rückmeldungen von Fahrgästen, Kommunen und Aufgabenträgern zur Sperrung im Januar hat die Bahn einige Linien angepasst. Der Bus Q 1 (Querverbindung Darmstadt-Riedstadt-Goddelau) wird etwa zehn Minuten schneller unterwegs sein und außerdem bis Mannheim verlängert. Dafür entfällt der Bus S9E (Groß-Rohrheim-Mannheim). Außerdem wurden einzelne Streckenabschnitte optimiert, etwa zwischen Darmstadt und Bensheim, wo die Busse dadurch etwa sieben Minuten schneller sind.

Hat die Bahn alle Fahrer für den Ersatzverkehr rekrutiert?

Von den 350 bis 400 benötigten Fahrern fehlten nur noch „einige wenige“, erklärt Felix Thielmann, Projektleiter für den Ersatzverkehr. Man sei optimistisch, diese zu bekommen. Akquiriert werde in ganz Europa, besonders in Polen, Spanien und Griechenland. Die Bahn werde das Personal gut ausbilden - in Streckenkunde, bei Bedarf auch in Deutschkursen. Thielmann setzt auf eine sehr gute automatische Fahrgastinformation und Auskunftssysteme. Dann sei es „irrelevant, welche Sprache die Fahrer sprechen“.

Mehr zum Thema

Infrastruktur

Was die Bahn bei der Sperrung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt besser machen will

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren
Verkehr

Liegt die Bahn-Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt auf Eis?

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter und Marco Pecht
Mehr erfahren

Wo fahren während der Sperrung die Güterzüge?

Die Bahn will sie weiträumig umleiten, je nach Route zum Beispiel über Saarbrücken und Trier oder per Diesel-Shuttle durch das Alsenztal in Rheinland-Pfalz. Entlang der Riedbahn bleibt nachts von 2 bis 6 Uhr ein speziell koordiniertes Logistikfenster, um die ansässigen Firmen anfahren und versorgen zu können.

Was passiert, wenn es zu Störungen oder Unfällen auf den Ausweichstrecken kommt?

Das lässt sich nach Angaben der Bahn nicht pauschal beantworten und würde vom Einzelfall abhängig gemacht werden.

Wie kann man sich über die Veränderungen informieren?

Die angepassten Fahrpläne sind laut Bahn bereits in der Online-Fahrplanauskunft hinterlegt. Vor Ort wird ein Infomobil ab Mitte Juni an zwölf Stationen informieren. Alle Haushalte entlang der Ried-, Main-Neckar- und Ludwigsbahn sollen eine Info-Post erhalten. Alle Informationen zu Fahrplänen und der Lage der Haltestellen gibt es unter www.riedbahn.de.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke