Ludwigshafen. Gewinneinbruch im ersten Halbjahr, Prognose für 2023 gesenkt - wie geht es weiter bei der BASF? Hier die Hintergründe zur Gewinnwarnung des größten Arbeitgebers in der Region.
Wie schlimm ist die Lage bei BASF?
Im zweiten Quartal sank der Umsatz laut vorläufigen Zahlen um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro. Der Gewinn brach auf 499 Millionen Euro ein. Ein Jahr zuvor hatte BASF noch gut zwei Milliarden verdient.„Das ist eine ganz schwierige Situation“, sagt BASF-Experte Ulle Wörner. Die Rückgänge seien „erheblich“ gewesen, so der Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Für das gesamte Jahr erwartet BASF nun einen Umsatzrückgang auf 73 Milliarden bis 76 Milliarden Euro. Zuvor war die Prognose mit 84 Milliarden bis 87 Milliarden Euro deutlich höher. Beim operativen Ergebnis (bereinigtes Ebit) rechnet man nur noch mit 4,0 Milliarden bis 4,4 Milliarden Euro - statt 4,8 Milliarden bis 5,4 Milliarden Euro.
Wie war die Reaktion an der Börse?
Erstaunlich gelassen: Im Tagesverlauf verlor die Aktie nur 0,65 Prozent auf 46,43 Euro. „Die Gewinnwarnung war keine Überraschung“, sagt Oliver Schwarz, Analyst bei der Privatbank Warburg. Zuvor hatten schon andere Unternehmen der Branche der Reihe nach ihre Zahlen nach unten korrigiert, so der Kölner Spezialchemie-Konzern Lanxess, Clariant in der Schweiz und Evonik in Essen. Denn von dem globalen Nachfrage-Rückgang ist die ganze Chemiebranche betroffen. Die Anleger waren vorgewarnt: So kam es auch an der Börse nicht zu extremen Ausschlägen.
Was sind die Gründe für die Rückgänge?
Läuft es in der Weltwirtschaft schlecht, bekommt das die Chemiebranche schnell zu spüren. Die globale Industrieproduktion, für die all die chemischen Grundprodukte gebraucht werden, ist nicht so stark gewachsen wie erhofft. Die Nachfrage ist massiv gesunken - das bedeutet für BASF „deutlich niedrigere Preise und Mengen“. Dazu kamen laut Konzern negative Währungseffekte. Ein starker US-Dollar macht zum Beispiel bei europäischen Unternehmen den Einkauf von Rohstoffen und Energie teurer.
Ist mit weiteren Einbrüchen bei Umsatz und Gewinn zu rechnen?
„BASF hat die Ziele für 2023 so deutlich heruntergesetzt, dass sie zu erreichen sind - wenn die Nachfrage nicht noch weiter sinkt“, so LBBW-Analyst Ulle Wörner. Damit rechnet er aber ebenso wenig wie BASF: „Die Lagerbestände bei den Kunden sind niedrig.“ Sie müssten also wieder Chemikalien kaufen. „Aber mit großen Sprüngen ist nicht zu rechnen.“ Die Nachfrage dürfte schwach bleiben. BASF geht nur von einer „zaghaften Erholung“ im zweiten Halbjahr aus. Immerhin: Die größte Delle dürfte nach dem ersten Halbjahr überwunden sein.
Welche Rolle spielt China für die BASF?
Eine zentrale: „China ist schließlich der wichtigste Chemiemarkt weltweit“, sagt Analyst Schwarz. Und momentan schwächelt die chinesische Wirtschaft, eine allgemeine Konsumzurückhaltung ist spürbar. Sie erholt sich nicht so schnell wie nach dem Ende der Corona-Einschränkungen erwartet.
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Das wirkt sich auch stark auf die Geschäfte von Chemieunternehmen aus. BASF ist in China stark vertreten und investiert dort gerade zehn Milliarden Euro in einen neuen Verbundstandort. Wie sich Umsätze und Gewinne auf die Regionen verteilen, wird erst bei der Veröffentlichung der endgültigen BASF-Zahlen am 28. Juli bekanntgegeben.
Was für Auswirkungen haben die schlechten Zahlen auf den Standort Ludwigshafen? Könnten Sie zu einer Verschärfung des Stellenabbaus führen?
Das ist momentan nicht abzusehen. Das BASF-Management und der Betriebsrat stecken noch mitten in der Abwicklung der aktuellen Sparprogramme. Das kann noch einige Monate dauern. Betriebsratschef Sinischa Horvat hatte im Interview mit dieser Redaktion erklärt, dass allein die Verhandlungen zum Stellenabbau in der Verwaltung bis Ende Oktober dauern werden.
Für den Betriebsrat sind schon die beiden laufenden Effizienzprogramme massive Einschnitte. Schwer vorstellbar, dass der Vorstand mitten in diesen komplexen Verhandlungen weitere Spar-Maßnahmen ankündigt. Zum aktuellen Stand ihrer Kostensenkungsprogramme wollte ein BASF-Sprecher mit Verweis auf die Bekanntgabe der endgültigen Zahlen Ende Juli nichts sagen.
Worum geht es bei den Sparprogrammen?
Bei dem einen Sparprogramm geht es um die Verschlankung der Verwaltung, vor allem im Stammwerk Ludwigshafen. Bei dem zweiten Programm geht es um die Stilllegung mehrerer Anlagen, die besonders energieintensiv sind. Insgesamt fallen dadurch 2500 Stellen in der Ludwigshafener Belegschaft (BASF SE) weg. Zusammen mit weiteren Effizienzmaßnahmen will der Konzern so künftig eine Milliarde Euro im Jahr einsparen. Das Aus für große Anlagen, wie etwa die TDI-Produktion und eine der beiden Ammoniak-Anlagen, hängt aber nicht mit dem schleppenden Geschäft im laufenden Jahr zusammen. Ursache sind die massiv gestiegenen Energiekosten in Deutschland, die einen Weiterbetrieb der Anlagen aus BASF-Sicht unrentabel machen.
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