Seit zehn Tagen ist die Riedbahn gesperrt - und trotzdem herrscht auf der Bahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt reger Betrieb. Nur mit dem Unterschied, dass auf dem etwa 70 Kilometer langen Streckenabschnitt keine Nahverkehrs-, Fern- oder Güterzüge unterwegs sind, sondern jetzt Bautrupps mit Schienenbaggern und anderen Gleisbaufahrzeugen die Oberhand haben. Unabhängig davon, dass die Züge wegen der Streckensperrung dort zurzeit ohnehin nicht fahren dürfen: Weit würden sie nicht kommen. Zum einen ist die Oberleitung abgeschaltet und geerdet, zum anderen klaffen an einigen Stellen Lücken im Gleis.
Noch bis 22. Januar ist die wichtige Bahnstrecke gesperrt, Fahrgäste müssen auf Busse umsteigen. Bis dahin erledigt die Deutsche Bahn (DB) wichtige vorbereitende Arbeiten für die Generalsanierung, die am 15. Juli beginnen und bis Mitte Dezember dauern soll. Obwohl die Ankündigung etwas unspektakulär klingt, haben es diese Arbeiten bereits in sich, wie sich bei zwei Vor-Ort-Terminen an der Bahnstrecke zeigt.
In Groß-Rohrheim, an der südlichen Einfahrt in den Bahnhof, tauscht die DB drei Weichen aus. Während eine davon bereits in ihre Einzelteile - Schwellen, Schienen und Klammern - zerlegt zwischen zwei Gleisen liegt, macht sich der Bautrupp an der nächsten Weiche etwas weiter südlich zu schaffen.
„Die Weichen hier sind etwa 20 bis 25 Jahre alt und verschlissen“, klärt Projektleiter Julian Fassing vom Bahn-Infrastrukturunternehmen DB InfraGO auf. Bis zu 30 Jahre halte eine solche Weiche. Je nach Anzahl der Züge und Geschwindigkeit, mit der sie überfahren werden, könne ihre Haltbarkeit auch kürzer sein. Auf der Riedbahn sind sie hohen Belastungen ausgesetzt. Etwa 300 Züge täglich rollen über die Strecke.
Riedbahnsanierung zwischen Frankfurt und Mannheim: Wettlauf gegen die Kälte
„Die alten Weichen werden herausgehoben, dann wird eine neue eingesetzt“, erklärt Fassing. Was sich nach einem einfachen Puzzle anhört, ist in Wirklichkeit eine Materialschlacht. Ein Schienenkran auf dem Nebengleis hebt das zuvor herausgetrennte, tonnenschwere Bauteil an mehreren Ketten befestigt heraus und fährt es von der Baustelle weg an einen entfernteren Lagerplatz. „Dort wird die Weiche in ihre Einzelteile zerlegt und später verschrottet“, so der Projektleiter. Beton, Stahl und Schotter könnten nach einer Aufbereitung wieder verwendet werden. Die neuen Weichen werden in einem Werk in Karlsruhe vormontiert.
An einer bereits eingebauten Weiche in Groß-Rohrheim machen sich zwei Schweißer ans Werk. Sie schließen eine Lücke, die noch am Übergang zur Bestandsschiene klafft. Die Sonne erhellt die Baustelle, trotzdem ist die Lichtbogenflamme klar zu erkennen, Funken sprühen. Die Sonne hat derzeit eine besondere Funktion, denn die seit einigen Tagen herrschende Kälte erschwert das Schweißen, wie Fassing erklärt: „Für die Schweißarbeiten darf die Schiene nicht kälter als minus 3 Grad sein.“ Deshalb schweiße man nun in die Mittagsstunden, wenn es am wärmsten ist. Ähnliche Herausforderungen drohen auch für die Großbaustelle im Sommer: „Für das Schweißen darf es andererseits auch nicht zu heiß sein.“
Ansonsten bereitet die Kälte noch keine Probleme. „Es ist nicht angenehm, bei diesen Temperaturen zu arbeiten, gerade in der Nacht“, sagt der Projektleiter. Daher haben zumindest die Temperaturen keine Auswirkungen auf den Zeitplan. Mit den Arbeiten im Oberbau, dazu gehört der Austausch der Weichen, sei man weitgehend im Plan. „Diese Arbeiten werden fertig, das ist entscheidend, damit wieder Züge fahren können.“ Damit soll es definitiv am 22. Januar soweit sein. Was bis dahin nicht fertig sei, werde im Sommer nachgeholt. Von 152 Weichen an der Strecke seien schon 24 erneuert. Einige der wichtigsten werden bei der derzeitigen Sperrung ausgetauscht, da bei der Großbaustelle im Sommer längere Streckenabschnitte benötigt werden, um das Material an Ort und Stelle zu bringen.
Die von der Bahn beauftragten Baufirmen arbeiten derzeit an mehreren Stellen der Riedbahn gleichzeitig. Das lässt sich entlang der B 44 beobachten, die in einigen Abschnitten fast parallel verläuft. Auch in Mannheim-Waldhof klafft eine große Lücke im Gleisbett, weil Weichen, die zu Neben- und Abstellgleisen führen, erneuert werden. Dort liegen auch einige Signalmasten zur Montage bereit. Seit Mittwoch ist dafür ein Hubschrauber im Einsatz.
Ende dieses Jahres, nach Abschluss der Generalsanierung, wird die Strecke vollständig erneuert sein. „Wir werden eine Anlage haben, die deutlich weniger störungsanfällig als heute ist“, verspricht Julian Fassing. „Die Zuverlässigkeit wird erhöht, und die Züge werden deutlich pünktlicher sein.“
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