Ab Neujahr

Riedbahn-Sperrung zwischen Mannheim und Frankfurt: Das müssen Sie wissen

Die lange angekündigte Sperrung der Bahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt steht bevor. Ab 1. Januar rollen auf der Riedbahn drei Wochen keine Züge mehr. Alle Infos zu Baustelle, Umleitungen und Ersatzverkehr

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Christian Schall
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Strecken-Sperrung zwischen Mannheim und Frankfurt: Das neue Jahr beginnt für Bahnreisende und Pendler mit Einschränkungen. Am 1. Januar wird die Riedbahn gesperrt. Drei Wochen rollen auf den Gleisen durch Südhessen und Nordbaden keine Züge. Dazu die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was kommt während der Sperrung der Riedbahn auf Bahnreisende zu?

Kurz gesagt: Zugausfälle, mitunter weitere Wege und längere Fahrtzeiten. Eine Zugfahrt von Mannheim Hauptbahnhof nach Bürstadt, die momentan etwa 17 bis 22 Minuten dauert, wird in der Fahrplanauskunft unter dem Ersatzverkehr mit 50 bis 55 Minuten angegeben. Die Einschränkungen gelten nicht nur für die Riedbahn, sondern auch für die weitgehend parallel verlaufenden Strecken der Main-Neckar-Bahn (Heidelberg, Darmstadt) und der linksrheinischen Ludwigsbahn über Frankenthal und Worms nach Mainz. Weil die von der Riedbahn umgeleiteten Fernverkehrs- und Güterzüge auf diese Routen ausweichen und damit das Zugaufkommen steigt, wird das Angebot im Regionalverkehr stark reduziert. Beim Schienenersatzverkehr ist außerdem die Fahrradmitnahme nur begrenzt oder gar nicht möglich.

Heißt das, das überhaupt keine Nahverkehrszüge mehr in der Region fahren?

Ganz so drastisch wird es nicht. So fährt beispielsweise die S 6 zwischen Mannheim und Mainz nur noch einmal statt wie sonst zweimal pro Stunde, wird aber nach Wiesbaden verlängert. Als Ausgleich fährt stündlich ein Stadtexpress von Mannheim über Mainz nach Frankfurt. Er hält jedoch nicht an allen Stationen unterwegs. Auch auf der Main-Neckar-Bahn sollen als Ersatz Regionalexpress-Züge mit bis zu 800 Sitzplätzen fahren. Sie fahren im Halbstundentakt von/nach Frankfurt abwechselnd bis Mannheim oder Heidelberg. Dort wo die Züge nicht halten, fahren (Pendel-)Busse, damit alle Orte angefahren werden.

Kommentar Riedbahn-Sperrung: Risiken beim Ersatzverkehr

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Christian Schall
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Wie ist der Schienenersatzverkehr organisiert?

Die Deutsche Bahn (DB) setzt 150 Busse ein, die die ausfallenden Regional- und S-Bahnen ersetzen sollen. Dazu wurde ein Takt aus 13 Buslinien geknüpft, die „möglichst oft“ Verbindungen zum bestehenden Regional-, S-Bahn und städtischem Verkehr herstellen sollen. Jede Linie fährt im 30-Minuten-Takt. Weil sich einige Linien überschneiden, fahren laut DB die Busse mindestens alle fünf bis 15 Minuten, in Summe ergeben sich mehr als 1000 Fahrten pro Tag. Sollte ein Bus voll sein, „können die Kundinnen und Kunden in kurzer Zeit bereits in den nächsten Bus einsteigen“, so die Bahn.

Wie sind die Ersatzbusse ausgestattet?

In der ersten Bauphase im Januar sollen 70 der später einmal 150 Fahrzeuge umfassenden DB-eigenen Flotte rollen. Die Überland- und Gelenkbusse sind barrierefrei, verfügen über komfortable Sitze mit verstellbaren Armlehnen und Sicherheitsgurte sowie über WLAN und USB-Ladebuchsen. Während der dreiwöchigen Sperrung im Januar sollen 80 Busse von beauftragten Busunternehmen bereitgestellt werden. Deren Ausstattung sei zum Teil anders als bei der DB-Flotte. Für den Ersatzverkehr wollte die Bahn rund 400 Fahrerinnen und Fahrer rekrutieren.

Fahren die Ersatzbusse die gleichen Routen wie die Züge?

Nein. Zwar gibt es mit dem „Bus RE 70“ eine Linie, die nahezu die komplette Strecke der Riedbahn fährt, der Bus hält unterwegs aber nicht in allen Orten. Vereinfacht gesagt gibt es für einzelne Abschnitte der Strecke eigene Ersatzbuslinien, etwa zwischen Ladenburg und Bensheim, zwischen MA-Luzenberg und Groß-Rohrheim oder zwischen Groß-Rohrheim und Frankfurt. Dazu gibt es Querverbindungen zum Beispiel von Riedstadt-Goddelau nach Darmstadt. Zwischen Mannheim Hauptbahnhof und Luzenberg sollen Fahrgäste während der Hauptverkehrszeiten die Stadtbahnen der Linien 1 und 3 nutzen. Nur nachts und an Sonntagen fahren die Ersatzbusse vom und bis zum Hauptbahnhof.

Was bedeutet das für den Stadtbahnverkehr in Mannheim?

Nach Angaben der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV), die Betreiberin des Stadtbahnverkehrs, hat das Unternehmen die vorliegenden Fahrgastzahlen evaluiert. „Demnach sind die auf der Linie 1 eingesetzten Zugverbände auch während der Sperrung ausreichend“, erklärte ein RNV-Sprecher. „Es sind keine Sonder- oder Expressverkehre geplant.“ Allerdings werde die RNV die Entwicklung des Verkehrs beobachten, um gegebenenfalls in der zweiten Jahreshälfte nachsteuern zu können.

Liegen die Bushaltestellen immer direkt am Bahnhof?

„Sie liegen zentral, aber nicht immer unmittelbar am Bahnhof“, heißt es von der Bahn. Die Haltestellen des Ersatzverkehrs seien zusammen mit Aufgabenträgern und Kommunen nach den örtlichen Gegebenheiten und Reisendenströmen ausgewählt worden. Exakte Lagepläne aller Stationen entlang der Riedbahn und der Umleitungsstrecken sind unter bahn.de/ersatzverkehr-riedbahn abrufbar.

Wie ist der Frankfurter Flughafen angebunden?

Außer eines IC-Zugs in der Nacht gibt es keine direkten Zugverbindungen von Mannheim mehr zum Flughafen. Fahrgäste müssen entweder an den Hauptbahnhöfen Mainz oder Frankfurt umsteigen oder von Mannheim aus einen der direkt fahrenden Shuttlebusse nehmen und dafür eine Fahrzeit von 61 Minuten einplanen. Die Bahn will moderne Reisebusse einsetzen. Sie fahren im Halbstundentakt (erste Fahrt um 4.45 Uhr, letzte Fahrt um 22.45 Uhr) zwischen der Haltestelle in der Heinrich-von Stephan-Straße 5 in Mannheim und dem Flughafen-Fernbahnhof. Auch diese Busse sind in den Buchungssystemen hinterlegt. Fahrgäste können die Busse mit Fernverkehrstickets nutzen.

Was passiert mit Fernverkehrszügen?

Sie werden laut Bahn größtenteils über die parallel verlaufenden Strecken Ludwigsbahn und Main-Neckar-Bahn umgeleitet. Damit dort möglichst viele Züge mit gleicher Geschwindigkeit verkehren können, müssen die ICE- und IC-Züge laut DB etwas langsamer fahren. Die Reisezeit verlängere sich so um circa 30 Minuten. Wegen der begrenzten Kapazitäten auf den Umleitungsstrecken enden einige Züge oder Linien in Frankfurt oder Mannheim. In Richtung Süden, etwa nach Freiburg, verlängern sich die Fahrzeiten laut Fahrplanauskunft nicht. Jedoch gibt es in Richtung Rhein-Ruhr fast keine Direktverbindungen mehr.

Wo gehts hier zum Ersatzverkehr? Auf dem Boden leiten Pfeile durch den Mannheimer Bahnhof. © Thomas Tröster

Wo und wie können sich Fahrgäste informieren?

Die DB hat im Internet unter www.riedbahn.de alle Informationen zum Bauprojekt und dem Ersatzverkehr zusammengefasst. Unter dem Punkt „Verkehrskonzept“ gibt es einen Überblick über das Ersatzkonzept. Dort können auch die Liniennetzpläne heruntergeladen werden. An den Bahnhöfen ist ein farbiges Leitsystem eingerichtet, das den Fahrgästen den Weg zu den Bushaltestellen weisen soll. Es empfiehlt sich, vor der Abfahrt in der Fahrplanauskunft unter www.bahn.de nachzuschauen, ob der aus Gewohnheit genommene Zug tatsächlich fährt. Alle Änderungen, die aus der Sperrung der Riedbahn resultieren, sind laut Bahn in den Fahrplan eingearbeitet. Auch die Fahrzeiten der Busse des Schienenersatzverkehrs werden in der Fahrplanauskunft angezeigt.

Warum wird die Bahnstrecke überhaupt gesperrt?

Die etwa 70 Kilometer lange Riedbahn ist mit täglich mehr als 300 Personen- und Güterzügen eine der meistbelasteten Strecken in Deutschland. Sie gilt als hoch belastet, die Infrastruktur ist alt und anfällig für Störungen. Dadurch ausgelöste Verspätungen oder Zugausfälle führen wegen der zentralen Lage der Strecke zu Auswirkungen im gesamten deutschen Bahnnetz. Aufgrund dieser Bedeutung haben Bahn, Bund und die Behörden die Riedbahn als ersten Korridor ausgewählt, der generalsaniert wird.

Was hat es mit einer Generalsanierung auf sich?

Anders als bisher in einzelnen Bauabschnitten „unter rollendem Rad“, also im laufenden Betrieb, werden die Arbeiten bei der Generalsanierung in einem Schritt unter einer Vollsperrung erledigt. Damit rückt die Bahn von ihrem bisherigen Vorgehen ab. Wegen der bisher geltenden Finanzierungsbedingungen wurden Stellwerke, Brücken, Gleise oder Oberleitungen immer erst dann erneuert, wenn sie ihre technisch-wirtschaftliche Lebensdauer erreicht hatten. Nun werden alle in den nächsten Jahren geplanten Arbeiten gebündelt, so dass die Strecke zwar über einen längeren Zeitraum, dafür aber nur einmal gesperrt werden muss.

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Laut Bahn können damit in den nächsten zehn Jahren mehr als 16 zeitlich gestreckte punktuelle Sperrungen vermieden werden. Bis auf kleinere Arbeiten soll die Riedbahn nach der Generalsanierung rund zehn Jahre baufrei sein.

Welches sind die genauen Termine für die Sperrung?

Die großen Arbeiten starten im Sommer. Ab 15. Juli 2024 ist die Strecke für fünf Monate gesperrt. Ein früherer Termin war nicht möglich, weil erst am 14. Juli mit dem Finale in Berlin die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland endet. Da die DB Partner der EM ist und möglichst viele Fans mit der Bahn reisen sollen, verbietet sich ein früherer Baubeginn. Somit ist der Zeitplan für die Arbeiten sehr ambitioniert. Um bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024, spätestens aber zum Weihnachtsverkehr 2024, fertig zu sein, sperrt die DB die Riedbahn bereits vom 1. Januar, 23 Uhr, bis 22. Januar, 4 Uhr, komplett, um vorbereitende Arbeiten durchführen zu können.

Was wird während der ersten Bauphase erledigt?

Laut Bahn werden entlang der gesamten Strecke die Montagearbeiten für das neue Elektronische Stellwerk fortgesetzt. Für neue Lärmschutzwände, die auf einer Gesamtlänge von mehr als 15 Kilometern entstehen, werden die Fundamente hergestellt. Außerdem werden fast 30 Weichen und nahezu drei Kilometer Gleise erneuert. In verschiedenen Abschnitten wird auch an der Oberleitung gearbeitet. Material wie Signale und Pfosten für die Lärmschutzwände soll unter anderem per Hubschrauber angeliefert werden. Rund um die Uhr seien dann mehr als 500 Beschäftigte der DB und von beauftragten Baufirmen im Einsatz.

Was kostet die Generalsanierung der Riedbahn?

Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,3 Milliarden Euro. Darin enthalten sind auch die Kosten für die Umbauten an den Bahnhöfen, für den Schienenersatzverkehr und die bereits vor fast zwei Jahren begonnene Umrüstung der Strecke auf elektronische Stellwerkstechnik.

Gelten die Fahrpläne des Ersatzverkehrs auch bei der Sperrung ab dem Sommer?

So ist es geplant. Trotzdem betrachtet die Bahn die Sperrung im Januar als Testlauf. Nach dem Ende der Arbeiten sollen die Erfahrungen der dreiwöchigen Sperrung ausgewertet und geprüft werden. Wenn nötig, werden bis Mitte Juli noch Abläufe verändert, etwa der Standort der Ersatzhaltestellen. Anders ist es beim direkten Flughafenshuttle: Das Angebot im Sommer werde auf Basis der Erfahrungen im Januar erarbeitet, erklärt die Bahn.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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