Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat veröffentlicht, was die Vorstandsmitglieder für das Jahr 2023 verdient haben. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer verdient im Management am meisten?
Spitzenreiter ist Vorstandssprecher Christian Klein mit einer Gesamtvergütung von 7,2 Millionen Euro nach 4,7 Millionen Euro im Vorjahr. Erst seit April 2023 dabei und schon auf Platz zwei gelandet ist der neue Finanzchef und Luka-Mucic-Nachfolger Dominik Asam.
Bei ihm sind es fast vier Millionen Euro an Bezügen. Der Grund: Im Zuge seiner SAP-Berufung erhielt Asam besondere Zuteilungen als Ausgleich für die bei seinem früheren Arbeitgeber - der Manager war Finanzchef bei Airbus - verfallene Vergütung.
Apropos Mucic: Eigentlich könnte man auch ihn als Spitzenreiter bezeichnen, denn SAP zahlte ihm bei seinem Abschied zusätzlich zur Vergütung 9,6 Millionen Euro Abfindung. Macht insgesamt rund 11,6 Millionen Euro.
Wie setzt sich die Vergütung bei SAP zusammen?
Die sogenannte gewährte und geschuldete Vergütung ist das, was jedes Vorstandsmitglied für das Jahr 2023 aufs Konto bekommen hat. Diese Summe zu berechnen, ist außerordentlich kompliziert. Im Vergütungsbericht stehen seitenweise Erklärungen, Grafiken und Formeln. Vereinfacht erklärt: Die gesamte Vergütung setzt sich aus festen sowie erfolgsabhängigen Bestandteilen (kurz- und langfristig) zusammen. Letztere richten sich danach, inwieweit zuvor vereinbarte Ziele erreicht worden sind. Sie haben einen deutlich größeren Anteil als die festen Komponenten.
Warum sind die Bezüge so deutlich gestiegen?
Tatsächlich ist auffällig, dass jedes Vorstandsmitglied 2023 mehr verdient hat. Das liegt an der stark gestiegenen erfolgsabhängigen Vergütung. Denn teilweise sind Ziele übererfüllt worden - beispielsweise fiel die Marge besser aus als erhofft. Zudem hat der Aktienkurs von SAP im vergangenen Jahr deutlich gewonnen.
Dass etwa Julia White im Vergleich zu den Herren 2023 weniger verdient hat, liegt daran, dass sie noch nicht so lange dem Vorstand angehört wie etwa Jürgen Müller. Dann wirken die langfristigen Bestandteile der erfolgsabhängigen Vergütung noch nicht so stark. Personalchefin Sabine Bendiek ist inzwischen übrigens raus; seit Anfang Februar dieses Jahres ist Gina Vargiu-Breuer am Start.
Mit Blick auf den Aufsichtsrat: Wie sieht die Vergütung dort aus?
Zur Grundvergütung des Aufsichtsrats kommt eine Vergütung für die Mitgliedschaft in Ausschüssen. Top-Verdiener in dem 18-köpfigen Gremium ist der Vorsitzende Hasso Plattner mit insgesamt 430 000 Euro. Die Werte der anderen Aufsichtsratsmitglieder liegen größtenteils zwischen 200 000 und 300 000 Euro.
So hat Punit Renjen, der seit 11. Mai 2023 im Aufsichtsrat sitzt, 227 500 Euro erhalten. Renjen sollte auf der kommenden Hauptversammlung eigentlich Plattner an der Spitze beerben, doch daraus wird nichts. Als Grund gibt das Unternehmen „unterschiedliche Vorstellungen über die Rolle als künftiger Aufsichtsratsvorsitzender“ an.
Wie begründet SAP die hohen Summen für Spitzenmanager?
Im Vergütungsbericht heißt es: „Die Vergütung des SAP-Vorstands soll der anspruchsvollen Aufgabe der Vorstandsmitglieder Rechnung tragen, ein globales Unternehmen in einer schnelllebigen Branche zu führen.“ Sie solle „international konkurrenzfähig sein“.
Die Vergütung der einzelnen Vorstandsmitglieder wird vom Aufsichtsrat festgesetzt. Grundsätzlich muss man wissen: Spitzenmanager verdienen anderswo in der Welt, zum Beispiel in den USA, wesentlich mehr als in deutschen Unternehmen.
Was sagen Arbeitnehmervertreter zum Vergütungsbericht?
Alles andere als erfreut ist Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE. Er ist der Ansicht: Der Konzern ist den Erwartungen der Belegschaft an die jüngste Gehaltsrunde nicht gerecht geworden. Gerade einmal durchschnittlich 2,7 Prozent mehr soll es geben - und das nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2023.
Gleichzeitig steigen die Vorstandsbezüge deutlich. „In erster Linie profitieren die Vorstände vom guten Gewinn“, kritisiert Schick. „Leider ist SAP derzeit weit davon entfernt, auch die Beschäftigten an dieser Entwicklung teilhaben zu lassen. Eine nachhaltige Strategie im Umgang mit den Beschäftigten sieht anders aus.“
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