Wenn es um Unternehmergeist und Innovationsfreude geht, macht niemand Hasso Plattner etwas vor. Untrennbar ist sein Name mit SAP verbunden. 1972 gründete Plattner gemeinsam mit Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Claus Wellenreuther und Klaus Tschira „Systemanalyse Programmentwicklung“ (später SAP) in Weinheim. Heute sitzt das Unternehmen in Walldorf und ist mit mehr als 110 000 Beschäftigten und zuletzt 31 Milliarden Euro Umsatz einer der größten Softwarehersteller der Welt. Das ist, ohne Zweifel, auch Plattners Verdienst. An diesem Sonntag wird „der Antreiber“, wie ihn die „Süddeutsche Zeitung“ bezeichnet hat, 80 Jahre alt. Wo und wie Plattner seinen Ehrentag feiern wird, ist nicht überliefert.
Hasso Plattner: Wer ist der SAP-Gründer?
Wer ist dieser Mann, der den Softwarekonzern SAP mit aus dem Boden gestampft hat? Drei Eigenschaften beschreiben Plattner wohl am besten: provokant, kreativ, unermüdlich. Wenn ihn etwas stört, hat er noch nie ein Blatt vor den Mund genommen.
Mal wetterte er gegen das deutsche Steuersystem, mal bekam sogar die eigene Belegschaft Breitseiten ab. „Manchmal will ich die Walldorfer Entwickler packen und schütteln und anschreien: ,Bewegt euch schneller!’“, hat Plattner vorzeiten gesagt. Von ihm selbst kam der entscheidende Anstoß, SAP solle sich im Cloud- und App-Zeitalter auf eine neue, ultraschnelle Business-Software Hana (High Performance Analytic Appliance) als Geschäftsmodell der Zukunft konzentrieren.
Manchmal will ich die Walldorfer Entwickler packen und schütteln und anschreien: "Bewegt euch schneller!"
Als einziger der Gründer mischt Plattner, 1944 in Berlin geboren, noch kräftig bei SAP mit. Nach vielen Jahren im Vorstand ist er Aufsichtsratsvorsitzender geworden - und übt diese Funktion seit mittlerweile mehr als 20 Jahren aus.
Generationswechsel bei SAP am 15. Mai
Doch der Generationswechsel steht bevor. Am 15. Mai heißt es für Plattner auf der Hauptversammlung in der Mannheimer SAP Arena Abschied nehmen. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender soll der indisch-amerikanische Manager Punit Renjen werden, früher Chef der Unternehmensberatung Deloitte. Plattner sei „einzigartig, eine Ikone, eine Legende“, sagt Renjen. Der letzte SAP-Gründer geht also von Bord; das wird das Unternehmen bestimmt mit einer Feier im Frühjahr zu würdigen wissen.
Mehrfach hatte Plattner die Nachfolgeregelung verschoben, trotz seines fortgeschrittenen Alters und trotz Verärgerung von Investoren. Unruhige Zeiten bräuchten Kontinuität, erklärte er. Auch die Nachfolgesuche ist nicht so gelaufen wie geplant: Ursprünglich wollte der SAP-Mitgründer eine interne Lösung, die allerdings nicht klappte. Deshalb wurde die Suche ausgeweitet. Für Renjen ist es nun „die größte Ehre seines Lebens“, den Aufsichtsratsvorsitz bei SAP zu übernehmen.
Der Softwarekonzern hat Plattner reich gemacht. Das „Manager Magazin“ schätzt das Vermögen der Familie auf 11,4 Milliarden Euro. Was fängt man an mit so viel Geld? Man könnte es zum Beispiel in eine US-Eishockey-Mannschaft, die San José Sharks, stecken. Auch das hat Plattner getan. Wenn man eine bestimmte Menge Geld habe, mache man eben manchmal dumme Sachen, scherzte er einst.
Hasso Plattner: bedeutender Wissenschaftsförderer
Dabei legt er sein Geld seit vielen Jahren auch nützlich und gesellschaftlich gewinnbringend an. Plattner gilt als einer der bedeutendsten privaten Wissenschaftsförderer Deutschlands. 1998 gründete er das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) an der Universität Potsdam.
Auch in der Region hat sich Plattner als großzügiger Geldgeber gezeigt. 2003 spendete er über die Hasso-Plattner-Förderstiftung der Universität Mannheim zehn Millionen Euro, damit die Bibliothek ausgebaut werden konnte. Bis dato war das eine der größten privaten Spenden, die eine deutsche Hochschule jemals erhalten hatte. Dem Mäzen zu Ehren gibt es an der Universität eine Hasso-Plattner-Bibliothek - eine Fachbibliothek für Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschichte.
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Der geborene Berliner verbringt viel Zeit in den USA, hat aber auch eine Villa in Potsdam. In seiner Freizeit spielt Plattner E-Gitarre, seine große Leidenschaft aber ist die Kunst. Er sammelt Werke der Impressionisten, aber auch von Künstlern aus DDR-Zeiten. Plattners Stiftung sorgte in Potsdam für den Wiederaufbau des historischen Palais Barberini als Kunstmuseum.
Hasso Plattners skurille Segelgeschichte
Der Manager ist zudem Segler, und damit beginnt eine skurrile Geschichte. Beim Kenwood Cup vor Hawaii Ende der 1990er soll Plattner Konkurrent und Oracle-Gründer Larry Ellison den blanken Hintern gezeigt haben. So behauptete es zumindest Ellison. Diese „Mooning“-Legende erzählt man sich in der IT-Branche bis heute. Plattners Version geht ein wenig anders. Demnach gab es einen Mastbruch auf seiner Jacht „Morning Glory“ und einen Verletzten an Deck. Ein Unterstützungsschiff von Ellisons „Sayonara“ fuhr heran, doch die Besatzung filmte die Havarierten lieber, anstatt zu helfen. Dann kam es zur legendären Geste. Gegen die Besatzung - nicht gegen Ellison selbst. „Mooning“ ist übrigens die englische Bezeichnung für ein freches Verhalten.
Was auch immer damals vor Hawaii passiert ist - die beiden Männer soll bis heute eine tiefe Abneigung verbinden. Teilweise wurde diese auch vor Gericht ausgetragen, in einem spektakulären Prozess um Datendiebstahl in den Vereinigten Staaten Anfang der 2010er Jahre.
Auch wenn Plattner bald aus dem SAP-Aufsichtsrat ausscheidet: Im Alter die Füße hochlegen ist sicher nicht sein Ding. „Die Vorstellung, nichts mehr zu tun, finde ich tödlich“, zitiert ihn der „Tagesspiegel“ in einem früheren Artikel.
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