Mannheim. Es klingelt, dann stellt Susi sich bei ihren Anruferinnen und Anrufern vor: „Hallo, ich bin Susi. Das Smart-Office dieser Praxis.“ Anschließend fragt sie nach den Beschwerden und dem Namen der Patientinnen und Patienten – und zwar alles mit eindeutiger Computerstimme. „Natürlich hätten wir auch eine echte Stimme des medizinischen Personals aufnehmen können“, sagt Jonas Moßler im Gespräch mit dieser Redaktion. „Aber das wäre unehrlich. Die Menschen sollen wissen, dass sie es mit einer Software zu tun haben.“ Oder besser gesagt: mit einer digitalen Mitarbeiterin, entwickelt vom Mannheimer Start-up „SUSI&James“, das Moßler im Jahr 2014 gegründet hatte.
Susi soll Unternehmen und Einrichtungen aus den Bereichen Industrie, Medizin, Handel und Service manuelle Arbeit abnehmen. Sie nimmt Anrufe entgegen, leitet sie an die richtigen Gesprächspartner weiter, bearbeitet E-Mails und vereinbart Termine. Die Mausklicks und Tastatureingaben auf dem Computer laufen dabei automatisiert ab.
Eingesetzt werde die Künstliche Intelligenz (KI) des Mannheimer Softwareentwicklers aktuell in bis zu 15 Arztpraxen, so Moßler. Auch wenn er zunächst Investoren in der Automobilbranche gefunden hatte, war das Ursprungsziel, KI in der Gesundheitsbranche voranzubringen. „Die steckt nämlich noch in Kinderschuhen“, findet Moßler. Wichtig sei dem promovierten Informatiker aus Ladenburg gewesen, dass Susi schnell dazu lernt. „Wir kommen aktuell dahin, dass wir per Mausklick in Echtzeit neue Abläufe in die Software integrieren können“, sagt Moßler.
So ist SARS-CoV-2 auch für Susi kein neuartiges Virus mehr. Denn für die Kinderarztpraxis Brüssau und Steinacker in Ladenburg wurde die Software aktualisiert. „Sie kennt nun die Symptome einer Corona-Infektion und fragt diese bei Anruferinnen und Anrufern gezielt ab“, berichtet Moßler.
Die Terminvergabe per Sprachassistent sei jedoch nur der Anfang gewesen. „Besonders in der Radiologie ist es eine große Hilfe, dass Susi auch selbst die Patientinnen und Patienten anrufen kann“, sagt der SUSI&James-Gründer. Denn dort würde das Personal Hunderte Gespräche nur deshalb führen, um sicherzugehen, dass Termine auch tatsächlich wahrgenommen werden. Und auch bei der Behandlung soll Susi künftig mit den Ärztinnen und Ärzten direkt zusammenarbeiten, verrät Moßler. „Ein Zahnarzt in der Nähe von Frankfurt will Folgeprozesse bei einer Patientin oder einem Patienten direkt mit Susi besprechen und von ihr dokumentieren lassen. Daran arbeiten wir gerade.“
30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beim Start-up mit Sitz in der Mannheimer Turley-Straße beschäftigt. Gründer Jonas Moßler plant für dieses Jahr mit einem Umsatz von rund drei Millionen Euro.
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