Das Wichtigste in Kürze
- Daimler Truck plant ein Sparprogramm in Europa, das vor allem Deutschland betrifft.
- Der Gesamtbetriebsrat fordert „verhandlungsfähige Vorschläge“ vom Management.
- Der Absatz von Daimler Truck ist 2024 um zwölf Prozent gesunken, besonders in Europa.
Mannheim. Auch wenn Karin Rådström die Fragen nach dem Sparprogramm nachvollziehen kann: Sie schweigt hartnäckig. Die Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung stünden noch am Anfang, erklärt die Daimler-Truck-Chefin auf der Jahrespressekonferenz mehrmals. Klar ist allerdings: „Cost Down Europe“ – so der Name des Programms – wird sich hauptsächlich auf Deutschland auswirken. Stellenabbau eingeschlossen. Rådström ist überzeugt: „Wir können noch besser werden, und wir sind entschlossen, unser Potenzial noch stärker auszuschöpfen.“
Zur Wahrheit gehört: Der Absatz von Daimler Truck kriselt, im vergangenen Jahr ist er weltweit um zwölf Prozent auf knapp über 460.000 Fahrzeuge zurückgegangen. Insbesondere das europäische Geschäft mit der Marke Mercedes-Benz bereitet Sorgen. Man habe eine geringere Auslastung verzeichnet, bestätigt auch Andreas Moch, Standortverantwortlicher für das Mercedes-Benz-Werk Mannheim.
Die Konkurrenten fahren Daimler Truck bei der Rendite davon
Rådström steht gewaltig unter Druck, zumal ihr der Aufsichtsratsvorsitzende Joe Kaeser ehrgeizige Renditeziele ins Aufgabenheft geschrieben hat. Die Besten erreichten 14 bis 15 Prozent Marge, sagte er zuletzt.
Doch davon ist Daimler Truck weit entfernt: 2024 betrug die Umsatzrendite 8,9 Prozent, für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Management mit einem Wert zwischen acht und zehn Prozent. Die Konkurrenten, allen voran Volvo und die VW-Tochter Traton (MAN, Scania), stehen längst besser da.
Derzeit scheint das Management ununterbrochen daran zu tüfteln, wie das Unternehmen profitabler wird. Am 8. Juli soll in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina die überarbeitete Strategie vorgestellt werden.
Eines hat Daimler Truck schon umgesetzt: Die Geschäfte in China und Indien, die bisher zum Segment Trucks Asia gehörten, wurden mit Mercedes-Benz Trucks Europa und Lateinamerika zusammengeführt. Das Unternehmen will noch stärker Ressourcen und Kostenvorteile nutzen. Und zwar durch:
- die Zusammenlegung von Produktionsnetzwerken,
- die Nutzung der weltweiten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten,
- mehr gleiche Teile in unterschiedlichen Modellen.
Was das im Detail bedeutet, womöglich auch für hiesige Werke, ist offen.
Nach einem Gewinnrückgang 2024 will der Dax-Konzern in diesem Jahr aber wieder mehr Geld im Tagesgeschäft verdienen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll um fünf bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen.
Jedenfalls: Seit Ende Januar bekannt geworden ist, dass Daimler Truck in Europa bis zum Jahr 2030 eine Milliarde Euro einsparen will, sind Arbeitnehmervertreter alarmiert. „Einen nicht notwendigen Kahlschlag werden wir nicht zulassen“, hat der Mannheimer Betriebsratsvorsitzende Bruno Buschbacher zuletzt bekräftigt.
Die große Frage lautet: Wann liegen die Fakten auf dem Tisch?
„Wir haben in ersten Sondierungsrunden mit dem Vorstand gesprochen. Die Positionen liegen noch weit auseinander“, sagt Michael Brecht, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Daimler Truck. „Wir wollen ein wettbewerbsfähiges Unternehmen mit guter Beschäftigung. Wir sind weiter zu konstruktiven Gesprächen bereit.“ Brecht verlangt „verhandlungsfähige Vorschläge“ vom Vorstand, eingebettet in eine „wachstumsorientierte Gesamtstrategie“. Anders als Rådström skizziert Brecht einen Zeitplan: „Möglichst im März wollen wir die Kolleginnen und Kollegen über den aktuellen Stand und unser weiteres Vorgehen informieren.“
Von den Plänen ist die Truck-Seite betroffen, nicht das Geschäft mit Bussen. Bis Ende 2029 gilt eine Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Was bedeutet: Die Jobs müssten „sozialverträglich“ abgebaut werden, etwa durch natürliche Fluktuation, Abfindungsangebote oder Vorruhestandsregelungen.
Beschäftigte erhalten 4.140 Euro Erfolgsbeteiligung
25.000 Tarifbeschäftigte von Daimler Truck in Deutschland bekommen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Erfolgsbeteiligung von 4.140 Euro. Allerdings müssen die Beschäftigten Abstriche machen, denn für das Jahr davor hatten sie wegen der besseren Geschäfte noch 7.000 Euro erhalten.
Am Standort Mannheim ist die Lage besonders: Dort gibt es das Mercedes-Benz-Werk (Lkw-Motoren, Batterietechnologien/rund 4.600 Beschäftigte) und ein Werk von Daimler Buses (Busse für den öffentlichen Nahverkehr/mehr als 3.000 Beschäftigte). Während die Mitarbeiter des Lkw-Motorenwerks direkt bei Daimler Truck angestellt sind, ist Daimler Buses eine Tochtergesellschaft. Dort gelten eigene Regeln für Erfolgsbeteiligungen.
Daimler Buses meldet gute Zahlen
In den vergangenen Jahren lagen die Gewinne im Busbau deutlich geringer als in der Lastwagen-Produktion. Für 2022 waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Daimler Buses sogar leer ausgegangen. Doch für das vergangene Geschäftsjahr nähern sich die Werte etwas an: Beschäftigte auf Busseite erhalten eine Erfolgsbeteiligung von 3.155 Euro. Man habe ein sehr gutes Ergebnis erzielt, hebt Unternehmenschef Till Oberwörder hervor – und bleibe „unangefochtener Marktführer“ im wichtigen Kernmarkt Europa.
„Die Kolleginnen und Kollegen am Standort Mannheim haben super Arbeit geleistet und profitieren somit sowohl beim Truck als auch beim Bus von einer Ergebnisbeteiligung“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Bruno Buschbacher. „Bei Daimler Buses können sie sich sogar über die höchste Zahlung in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Unternehmens freuen.“
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