Energie

Warum BASF ein riesiges Erdwärme-Projekt für das Ludwigshafener Werk plant

Zusammen mit Vulcan Energy will der Chemiekonzern den "Schatz unter den Füßen" nutzen. Davon könnten auch Tausende Haushalte in Ludwigshafen und Frankenthal profitieren.

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Die BASF plant ein Geothermie-Projekt in großindustrieller Dimension. Von der „Wärmewende in der Pfalz“ spricht Uwe Liebelt sogar, der den Ludwigshafener BASF-Standort leitet. Zur Vorstellung der Pläne kam extra die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt nach Ludwigshafen. Auch Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und ihr Frankenthaler Amtskollege Nicolas Meyer waren dabei. Worum es geht:

Was plant BASF mit der Erdwärme genau?

Der Chemiekonzern will Erdwärme aus der Tiefe nutzen, um CO2-freien Dampf für den Ludwigshafener Standort zu erzeugen. Dampf wird für viele Produktionsprozesse in der Chemie benötigt. Zusammen mit Vulcan Energy will BASF nun zuerst erkunden, ob und wo es geeignete Bohrstellen in der nördlichen Vorderpfalz dafür gibt. Sind diese gefunden, will BASF zusammen mit Vulcan Rohrleitungen und eine entsprechende Anlage im Werk bauen.

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Welche Dimension hat das Projekt?

Damit könnten rund vier Millionen Tonnen Dampf jährlich produziert werden. Und rund die Hälfte des bisher in BASF-internen Gas-Kraftwerken erzeugten Dampfes könnte so ersetzt werden. Dadurch würden 800 000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden. 2023 hat BASF rund fünf Millionen Tonnen des Klimakillergases ausgestoßen. Das Geothermie-Vorhaben würden also einen großen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen der BASF leisten. Gleichzeitig könnte Fernwärme erzeugt werden - für 15 000 Haushalte in Frankenthal und Ludwigshafen. Deshalb sind auch die Versorger der zwei Städte, die Stadtwerke Frankenthal und die TWL, mit im Boot.

Wie funktioniert die Nutzung von Erdwärme für das Werk?

Mit Geothermie wird die unter der Erdoberfläche gespeicherte Erdwärme bezeichnet. Diese lässt sich durch die Förderung von heißem Wasser nutzen, das in einer Tiefe von etwa 2000 bis 4000 Meter fließt. Das Wasser hat dort eine Temperatur von 130 bis 160 Grad. Mit diesem aus der Erde geförderten Thermalwasser will BASF Wasser erhitzen, um damit Dampf für die Produktion zu erzeugen. Das so eingesetzte Wasser ist danach immer noch heiß genug, um als Fernwärme an die Stadtwerke nach Frankenthal und Ludwigshafen geliefert zu werden.

Und was macht Vulcan Energy als Partner?

Das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy ist für die technische Seite der Erkundung und spätere Gewinnung der Erdwärme zuständig. Vulcan will außerdem Lithium fördern, das sich in hohen Konzentrationen im unterirdischen Thermalwasser befindet. Das Leichtmetall wird vor allem für Autobatterien, aber auch für die Akkus in Smartphones oder Laptops gebraucht. Auch für BASF ist Lithium ein wichtiger Rohstoff, weil der Konzern Batteriematerialien herstellt. Laut Liebelt sei man mit Vulcan im Gespräch über eine spätere Abnahme. Vulcan betont, dass das Lithium viel nachhaltiger gewonnen werde als im konventionellen Bergbau.

Warum setzt BASF auf Geothermie?

Weil der Oberrheingraben dafür beste geologische Voraussetzungen bietet. So hat Vulcan schon auf der anderen Rheinseite, etwa in Mannheim, seismische Messungen durchgeführt. Auch die Mannheimer MVV will in einem Joint Venture die Geothermie in der Region voranbringen. „Endlich mal ein Standortvorteil für die Pfalz und für Ludwigshafen“, sagt BASF-Werkleiter Liebelt. Die BASF ist stark belastet durch die hohen Gaspreise seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Und für grünen Strom ist sie bislang auf Windenergie weit weg von der Nordsee angewiesen. Da kommt der „Schatz unter den Füßen“ wie gerufen. Geothermie-Gegner verweisen allerdings auf das Risiko von Erdbeben. Weil mit großer Skepsis bis Widerstand der Bevölkerung zu rechnen ist, planen die Partner eine Reihe von Bürgerdialogen etwa in Ludwigshafen und Frankenthal.

Wie geht es weiter?

Am Mittwoch hat BASF Absichtserklärungen mit Vulcan sowie den beiden Versorgern unterzeichnet. Im kommenden Frühjahr startet die seismische Erkundung mit Schallwellen in einem Gebiet zwischen Neuhofen, Bad Dürkheim, der A6 und der Friesenheimer Insel. Die Vibrotrucks von Vulcan setzen Schallwellen frei, die ähnlich wie der Ultraschall beim Arzt funktionieren. Entwicklungschef Thorsten Weimann betont, dass diese Technik gut erprobt sei. Bei den Touren durch Mannheim etwa seien keinerlei Schäden entstanden. Sind Standorte - maximal 20 Kilometer vom Werk entfernt - ausgemacht, folgen Probe-Bohrungen. Finden sich geeignete Bohr-Standorte, würden Rohrleitungen zur BASF gelegt und eine Anlage dort gebaut - frühestens 2030.

Was sind die Risiken des Projekts?

Noch ist nicht gesetzt, dass sich geeignete Bohr-Standorte finden. Die müssen nicht nur geologisch passen, sondern auch überirdisch. Ein weiteres Risiko sind die Kosten: Allein die Exploration kostet 10 bis 15 Millionen Euro. Ein Kilometer Pipeline kann bis zu drei Millionen Euro kosten - je weiter weg vom Werk, desto teurer. Zudem wisse niemand, wie sich die Kosten bis 2030 entwickeln und ob dann der Bau einer Anlage noch rentabel wäre, warnt Liebelt.

Infobox: Windkraft und Solarpark

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