Es ist ein entschiedenes „Nein“, das Filippo Smerilli (Bild) auf die Frage entgegnet, ob er froh darüber ist, zu stottern. Ja, zugegeben: Die Frage war vielleicht auch nicht ganz ernst gemeint, zumindest war die Antwort eigentlich auch erwartbar. Es hätte jedenfalls überrascht, wäre sie anders ausgefallen. Und doch hat sich die Frage aufgedrängt.
Schließlich hat der Sprechberater 2019 gemeinsam mit seinem Kollegen Tobias Haase das Buch „Ihr seid viel stärker, als ihr denkt! - Texte zu positiven Aspekten des Stotterns“ herausgegeben. In der ab diesem Mittwoch abrufbaren 13. Episode des Stotterer-„Ppppodcasts“ ist Smerilli Gast von „MM“-Redakteur Sebastian Koch, der selbst stottert. „Aber ich habe es geschafft, mich mit meinem Stottern auszusöhnen“, ergänzt Smerilli seine Antwort.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Aber wie gelingt es, an seinem Stottern positive Aspekte zu finden? „Es gibt oft eine Leidensgeschichte mit dem Stottern“, räumt Smerilli im Gespräch ein. Er habe aber über die Arbeit an dem Buch, in dem mehrere Betroffene positive Erfahrungen auf sechs bis acht Seiten schildern, gemerkt, wie sehr sein Stottern ihm klar gemacht habe, wie „wertvoll Sprache eigentlich ist“.
Doch wie schwer schadet es dem Wert der Sprache, wenn diese mit Blocks, Dehnungen oder Wiederholungen erschwert wird? „Es ist gar nicht wichtig, wie flüssig man spricht“, entgegnet der Literaturwissenschaftler - „solange man auf der anderen Seite jemanden sitzen hat, der ausreichend Geduld hat“.
Doch Stottern lässt auch niemanden kalt - „den Sprecher nicht und auch nicht den Zuhörer“, zitiert Smerilli den renommierten Stottertherapeut Wolfgang Wendlandt. Wie gelingt es also trotzdem, in seinem Stottern etwas positives zu sehen. Etwas, mit dem man sein Stottern vielleicht sogar selbstbewusst und zu seinem Vorteil verkaufen kann?
Darüber sowie über falsche Schuldgefühle von Stotternden und den oftmals seiner Ansicht nach immer noch falschen, weil wenig sensiblen öffentlichen Umgang mit Stotternden, spricht Smerilli. Das Gespräch ist kostenlos auf der Webseite dieser Redaktion sowie auf Spotify, Apple Podcast und Deezer abrufbar.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/startseite_artikel,-mannheim-welche-positiven-seiten-das-stottern-hat-_arid,1762250.html