Mannheim. Seit März 2022 wohnt Yaroslava Yurchenko in Neckarau. Der „MM“ hat sie seitdem mehrmals getroffen. Zuletzt für den Podcast „Migrationsstadt Mannheim“.

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Fünfzehn Jahre lang hat Yaroslava Yurchenko in Kiew gelebt. Sie hat sich eine Karriere als Sängerin aufgebaut und ein privates Musikstudio betrieben. Ihr Leben sei perfekt gewesen, sagt sie. Sie hatte eine Wohnung in einem Hochhaus, ein Auto und genügend Geld, um in den Urlaub zu fahren.
Kein normales Leben mehr möglich
Doch vor fast genau einem Jahr änderte sich ihr Leben schlagartig. Yurchenko und ihre beiden Töchter, Star und Alisa, wachen mitten in der Nacht von Explosionen auf. Hektisch packen sie die wichtigsten Sachen zusammen und gehen zu Yurchenkos Schwester. Die hat ein eigenes Haus in Kiew mit einem Keller, wo sie erstmal sicher sind. Sie beschließen, nach Lviv zu fliehen. Doch auch dort ist kein normales Leben mehr möglich. Soldaten kontrollieren das öffentliche Leben, immer wieder heulen Sirenen. Also entscheiden sie, dass es besser ist, die Ukraine zu verlassen. Mit dem Auto fliehen sie auf einer langen Fahrt nach Mannheim.
Von hier aus kann ich vielmehr für mein Land tun. In der Ukraine konnte ich nur im Keller sitzen.
In den ersten Monaten nimmt eine Familie aus Neckarau die drei auf. Im Mai gelingt es Yurchenko, einen eigene Wohnung zu bekommen. In Mannheim gehen Star und Alice zur Schule, sie müssen eine neue Sprache und ein neues Alphabet lernen. In den ersten Wochen fragen sie täglich, wann sie wieder zurückkehren in die Ukraine. In dieser Zeit haben sie viel viel zusammen geweint, erzählt Yurchenko.
Engagement für andere Geflüchtete
Sie engagiert sich in Mannheim für andere ukrainische Geflüchtete. Viele von ihnen wohnen in Notunterkünften oder Hotels und haben keine Möglichkeit, selbst zu kochen. Die Matthäuskirche veranstaltet zweimal pro Woche ein ukrainisches Café und verteilt warmes Essen und Kleidung. In der Matthäuskirche leitet Yurchenko auch einen Kinderchor. „Von hier aus kann ich vielmehr für mein Land tun. In der Ukraine konnte ich nur im Keller sitzen.“ Außerdem organisiert sie Demonstrationen für die Ukraine mit.
Die Folgen von "Migrationsstadt Mannheim"
Folge 1 „Schicksal“ ab 19. Januar: Merve Uslu ist in Mannheim geboren und aufgewachsen. Lange hat sie ihre türkische Biografie verdrängt. Doch am Ende ihres Bachelorstudiums fliegt sie in den Süden der Türkei. Dorthin, wo ihre Großväter aufgewachsen sind. Sie fragt nach, warum sie damals nach Deutschland ausgewandert, aber ihre Brüder zurückgeblieben sind.
Folge 2 „Friss oder stirb“ ab 26. Januar: Giuseppe Londero kam in den 1950er-Jahren mit seinen Eltern aus Italien nach Deutschland. Als Kind musste er sich in einem fremden Land zurechtfinden. Im Podcast erzählt er davon, wie er Liebesbriefe für Gastarbeiter schrieb und wie ein spontaner Urlaub fast seine Zukunft kaputt gemacht hätte.
Folge 3 „Die Unmündigen“ ab 2. Februar: In den 90er-Jahren wachsen in Deutschland viele Nachkommen von Gastarbeitern auf. Sie sind hier zur Schule gegangen, aber ohne deutschen Pass sind sie politisch benachteiligt. Also schließen sich in Mannheim, im Jugendkulturzentrum Forum, junge Migranten zusammen, um etwas dagegen zu unternehmen.
Folge 4 „Vergessen“ ab 9. Februar: Safet Zivkovic floh vor den Jugoslawienkriegen nach Deutschland. Mit seiner Familie wurde er in einer Asylunterkunft auf der Schönau untergebracht. Dort will an Christi Himmelfahrt 1992 eine aufgebrachte Menge die ehemalige Gendarmeriekaserne stürmen.
Folge 5 „Erinnern“ ab 16. Februar: Nach den Ereignissen auf der Schönau ist Mannheim in Aufruhr. Am Pfingstsamstag 1992 eskaliert eine Demonstration in der Mannheimer Innenstadt. Es kommt zu Straßenschlachten zwischen Demonstrierenden und der Polizei. Thomas Reutter war damals vor Ort und wurde sogar selbst verletzt.
Folge 6 „Gast auf unbestimmte Zeit“ ab 23. Februar: Ein Jahr ist vergangen, seit Russland die Ukraine angegriffen hat. Vor dem Krieg sind mittlerweile mehr als 16 Millionen Menschen geflohen. Einige davon auch nach Mannheim. Sängerin Yaroslava Yurchenko erzählt, wie es sich anfühlt, nach ihrer Flucht aus Kiew komplett bei Null anfangen zu müssen.
Was sie im letzten Jahr erlebt hat, war sehr schwer für sie zu akzeptieren, erzählt Yurchenko, „das ist es immer noch, ehrlich gesagt.“ In der aktuellen Podcastfolge erzählt sie auch davon, wie sie sich in Mannheim zurechtgefunden hat. „Ich fühle mich immer noch wie ein Gast“, sagt sie.
"Migrationsstadt Mannheim" ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar.
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